Teutonia 05 und HSV III hart bestraft!

Sidiki S. für drei, Jefferson N. für ein Jahr gesperrt

06. April 2016, 18:31 Uhr

Foto: noveski.com

Am Abend fand die zweite Verhandlung zu den Vorfällen rund um das Abbruchspiel zwischen dem HSV III und dem FC Teutonia 05 statt, welches in der  66. Minute beim Stand von 3:0 für die "Rothosen" frühzeitig beendet werden musste. Während beim ersten Verhandlungstag Zeugen angehört und Videomaterial unter die Lupe genommen wurde, ist ein mögliches Urteil vertagt worden. Am Mittwochabend fanden sich vor dem Sportgericht abermals Verantwortliche beider Teams sowie Spieler, Fans der Hausherren und eine Menge Medienvertreter ein, um ein Urteil in dieser Angelegenheit zu erfahren, welches am Ende Konsequenzen für beide Vereine nach sich zog...

Folgender Entscheid wurde vom Sportgericht ausgesprochen:
der Teutonia-Spieler Sidiki S. wurde für drei Jahre, Jefferson N. aufgrund einer Tätlichkeit für ein Jahr gesperrt! George H. wurde für neun Monate und Tarek A. für vier Spiele aus dem Verkehr gezogen!
Zudem wird das Spiel mit 3:0 und drei Punkten für den HSV gewertet!
Der zu dem Zeitpunkt noch im Amt befindliche Trainer der Teutonen, Liborio Mazzagatti, muss eine Strafe von 50 Euro bezahlen, da er im Kabinengang einen emotionalen Ausbruch hatte und bisher schon zwei mal auffällig war.
Teutonia 05 erhält eine Geldstrafe von 400 Euro. Da der Verein bereits Coolnesstage im Wert von 1500 Euro einleiteten, wurde dies berücksichtigt. Diese "Cooldown-Days" müssen weiter nachweislich durchgeführt werden.
Der HSV III muss eine Geldstrafe in Höhe von 250 Euro bezahlen und die nächsten drei Punktspiele auf heimischen Platz unter Ausschluss der Öffentlichkeit austragen, was auch bedeutet, dass sich niemand auf der gesamten Anlage aufhalten darf! Diese Strafe kam zustande, da die Anhänger des Vereins zum wiederholten Male auffällig wurden.

Sprüche auf beiden Seiten

Während des zweiten Teils der Verhandlung wurden von Seiten Teutonias nochmals drei Zeugen benannt, die allerdings keine rassistischen Äußerungen von - beim Spiel anwesenden - Anhängern vernahmen. Außerdem wurde abermals Videomaterial angeschaut, um drei Fans des HSV zu zeigen, die das Sportgericht vernehmen wollte. Allerdings brachten die Norderstedter nur einen Zeugen mit, da die weiteren in den letzten Wochen nicht identifiziert und ausfindig gemacht werden konnten. Der anwesende Hendrick H. war jedoch die Person, die Jefferson N. am ersten Verhandlungstag auf dem Video als denjenigen erkannte, der ihn verbal mit den Worten „Neger, Neger Schornsteinfeger“ angegriffen haben soll. Darauf angesprochen sagte Hendrick H.: „Der Spieler von Teutonia lief hinterm Zaun an mir vorbei und das einzige, was ich sagte war: `Alles fit im Schritt?´, was ich mir hätte sicherlich auch sparen können. Aber er hat mich auch mit Sprüchen auf meine Körperfülle reduziert. So sind einfach beiderseits Sprüche gefallen und dann war das Ganze eigentlich auch schon für mich gegessen.“ Zudem erklärte er: „Dass ich rassistisch beleidigt haben soll, finde ich hammerhart! Sollten diese Behauptungen bestehen bleiben, werde ich zum Anwalt gehen und dagegen vorgehen.“ Jefferson N. blieb allerdings dabei, die vorgeworfenen Worte gehört zu haben.

Jefferson N. entschuldigte sich

Der Vorsitzende des Sportgerichts, Christian Koops, erwähnte außerdem, dass der Schiedsrichter der besagten Begegnung nach der letzten Sitzung noch ein Gespräch mit ihm geführt habe und berichtete, dass auch er von alkoholisierten HSV-Fans angepöbelt wurde, was aber nicht im Spielbericht mit aufgeführt war. Zudem verwies Koops auf eine gut sichtbare Szene im Video, in der man klar sah, dass die erste körperliche Aktion, zu Beginn der Massenschlägerei, von einem Fan ausging!

Bevor sich das Gericht zur Beratung zurückzog, fragte es die geladenen Personen, ob noch jemand etwas anmerken oder hinzufügen wolle, woraufhin Jefferson N sich aufstellte und sagte: „Ich möchte mich von ganzem Herzen beim Zeugen Hendrick H. entschuldigen“, drehte sich zu ihm und sprach ihn direkt an: „Ich habe gehört, dass du das zu mir gesagt hast. Und ich möchte dir sagen, dass mir das sehr wehgetan hat. Trotzdem möchte ich mich heute für meine Taten persönlich bei dir entschuldigen.“ Der Zeuge nahm an und sagte ebenfalls: „Ich habe das wirklich nicht gesagt. Aber es ist okay. Und auch ich entschuldige mich bei dir für meinen Spruch: `Alles fit im Schritt´.“ Anschließend sprach der Teutonen-Akteur weiter: „Ich möchte mich auch aus tiefstem Herzen beim Verein entschuldigen und bei meinen Mitspielern, die wegen mir jetzt alle hier sitzen müssen.“

Die Entscheidungsbegründungen:

Nach einer 40-minütigen Beratungszeit rief das Gericht wieder alles Anwesenden in den Saal und verkündete die oben aufgeführten Entscheidungen. Die einzelnen Begründungen dafür lauteten:

- Beim Spieler Jefferson N, gehen wir davon aus, dass er tatsächlich provoziert wurde und hielten eine Sperre von einem Jahr für angemessen. Da der Verein dies bereits schon vorher anfing umzusetzen, beginnt die Strafe mit dem 26.02.2016.

- George H. ist ebenfalls Auslöser dieser Rudelbildung, da auf dem Video klar zu erkennen war, dass er seine Jacke auszog und von Anfang an mitwirkte. Daher erhält er eine Sperre von neun Monaten, beginnend am 06.04.2016.

- Der Spieler Sidiki S. nahm während des Spielverlaufs wahr, was außerhalb passierte, verließ das Feld und mischte sich mit unter die Rudelbildung. Ihm wurde vorgeworfenen, mit einem Kung-Fu-Tritt auf einen Zuschauer los gegangen zu sein, was allerdings nicht im Video zu sehen war. Außerdem traf er mindestens dreimal mit Schlägen die Köpfe anderer Personen und trat auf eine am Boden liegende Person ein, die er jedoch am Oberarm traf und damit nicht verletzte. Insgesamt haben wir in diesem Fall vier Tätlichkeiten im schweren Fall und verhängen deshalb für den Spieler eine Sperre von drei Jahren, beginnend mit dem 26.02.2016. Da auch bei Herrn S. der Verein bereits reagierte und ihn seit diesem Datum nicht mehr am Spielbetrieb teilnehmen ließ.

- Tarek A wirkte ebenfalls im Rudel mit und wurde tätlich, indem er einen Zuschauer stieß, der daraufhin stolperte und auf dem Boden landete. Er hatte mit all dem eigentlich nichts zu tun und dass er sich dennoch am Rudel beteiligte, war völlig überflüssig. Deshalb wird Herr A. für vier Spiele gesperrt.

- Das Spiel wird mit 3:0 und drei Punkten für den HSV III gewertet, da die Gastmannschaft das Spiel unterbrach.

- Herr Liborio Mazzagatti, war zu dem Zeitpunkt Trainer von Teutonia 05, muss eine Geldstrafe in Höhe von 50 Euro bezahlen, da er nach dem Spiel im Kabinengang einen emotionalen Ausbruch hatte und in der Vergangenheit bereits zweimal auffällig war.

- Der Verein Teutonia 05 erhält eine übliche Geldstrafe, da die Spieler das Feld verließen, was darin mit enthalten ist. Der Betrag ist in Höhe von 400 Euro. Berücksichtigt in dieser Entscheidung sind die bereits eingeleiteten Coolness-Tage in Höhe von 1500 Euro, die weiterhin durchgeführt und belegt werden müssen.

- Beim HSV III kam es zum wiederholten Male zu unsportlichem Verhalten Seitens der Zuschauer. Deshalb ergeht der Beschluss, dass auch hier eine Geldstrafe in Höhe von 250 Euro zu zahlen ist und außerdem werden die kommenden drei Heimspiel (Punktspiele) unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. In der Vergangenheit kam es mehrfach zu Situationen, in denen die Anhänger des HSV unangenehm auffielen und immer wieder wurde vom Verein gesagt, dass es schwierig sei, dagegen vorzugehen. Nun hat der Verein Zeit genug, um ein besseres Sicherheitskonzept zu gestalten.

„Wir können aus diesem Fall kräftig lernen"

Nach der Sitzung stellten sich die Verantwortlichen beider Vereine den Fragen der Presse:

Kumar Tschana ist Leiter der Amateursportabteilung des HSV und sagte: „Nach so einem Fall steht unterm Strich, dass wir so etwas nie wieder auf unserem Platz sehen wollen und dass wir dafür alles tun, dass sowas nicht mehr passiert, weshalb wir auch schon an unserem Sicherheitskonzept arbeiten. Das bedeutet, dass wir unser Personal besser schulen werden und dahingehend mit einer professionellen Sicherheitsfirma zusammenarbeiten."

Vereinspräsident von Teutonia 05 ist Diddo Ramm, der sich nach der Urteilsverkündung wie folgt äußerte: „Aus diesem Fall nehmen wir mit, dass wir weiter gegen Gewalt und für Fairness am Platz sind. Wir wissen, dass wir nicht wieder gutmachen können, was passiert ist. Wir werden jetzt erstmal weiter sachlich analysieren und bei unseren Mannschaften die Coolness-Tage machen. Wir können aus diesem Fall vor allem auch kräftig lernen und kleine Projekte gründen, was auch die Sicherheit am Platz angeht."

Autor: Mathias Merk