Trainer-Achterbahn an der B75: Bleibt in Meiendorf alles beim Alten?

Trainerduo Saglam/Ergün nach Ohrt-Abgang wieder erste Wahl

27. Juni 2016, 12:19 Uhr

Baris Saglam äußert sich zu dem derzeitigen Trainer-Karusell an der B75. Foto: noveski.com

Nachdem vor wenigen Tagen bekannt wurde, dass Olaf Ohrt in der kommenden Saison doch nicht auf der Trainerbank des Meiendorfer SV Platz nehmen wird (wir berichteten), ist die Frage nach dem nötigen Übungsleiter für die bevorstehende Saison weiterhin ungeklärt. Doch nun, nach wochenlanger Schweigezeit, hat Meiendorfs Vorsitzender Jens Malcharczik um ein Gespräch mit den bis 2018 unter Vertrag stehenden Fatih Ergün und Baris Saglam gebeten. Bleibt an der B75 also doch alles beim Alten?

Ungewiss. Denn neben einer wochenlangen Farce, in der mit dem Trainerduo Ergün/Saglam kein Wort gesprochen wurde - weder vom Vorstand noch vom neu verpflichtenden Team Ohrt/Sorgenfrey -, kam auch beim raschen Abschied am vergangenen Donnerstag kein Kontakt zustande. „Wir wurden bisher weder von Ohrt, Sorgenfrey noch Malcharczik informiert, obwohl wir bestehende Verträge haben“, gibt Saglam bekannt und fügt wenig später an: „Nach dem Ohrt-Abschied hat Jens (Jens Malcharczik, 1. Vorsitzender des MSV, Anm. d. Red.) uns dann versucht zu kontaktieren. Wir bekamen die Information, dass man sich doch bitte zusammensetzen sollte, da man bestehende Verträge hätte.“ Des Weiteren habe Malcharczik dem Trainerduo auch „angeboten, den Job, den man bisher gemacht habe, weiter fortzuführen“. Zwar haben Saglam und Ergün in den vergangenen Wochen, in denen es auf der Sportanlage Deepenhorn hin und her ging, immer wieder betont, dass sie „ihre Verträge erfüllen wollen“, doch reagierte Saglam auf Malcharcziks Anfrage gelassen: „Ich habe ihm gesagt, dass es kein Problem sei, ein Gespräch zuführen. Je nachdem, was dort für Ergebnisse herauskommen, könnte man gegebenenfalls die Aufgabe antreten“. Man müsse laut Saglam aber vor allem „über die Situationen sprechen, die in der Vergangenheit nicht gut gelaufen sind, damit in Zukunft ein gesundes Vertrauensverhältnis entstehen kann“.

„Wir sind gewillt, die Verträge zu erfüllen, auch wenn es notgedrungen dazu kam"

Bald zurück aus dem Türkei-Urlaub und womöglich auch weiterhin an der Linie des MSV: Fatih Ergün. Foto: noveski.com

Eine Zusage des Trainerteams klingt anders, doch die Reaktion ist verständlich – erfuhren die beiden Übungsleiter weder vor noch während der kurzen Amtszeit Ohrts besonders viel Zustimmung und Aufmerksamkeit. Mit dem „Platzen der Bombe“, wie es Saglam bezeichnete, stehen die alten MSV-Trainer aber scheinbar wieder hoch im Kurs. So ist man also „gewillt, die Verträge zu erfüllen, auch wenn es mehr oder weniger notgedrungen dazu kam“. Doch während man noch auf einen genauen Termin für ein Sechs-Augen-Gespräch wartet, auch weil sich Fatih Ergün derzeit im Türkei-Urlaub befindet, macht sich Saglam schon Gedanken über ein mögliches Team: „In einer Woche einen gesunden Kader auf die Beine zu stellen, der auch noch um den Aufstieg spielen soll, ist eine extrem starke Herausforderung, weshalb man die Gespräche abwarten muss.“ 


Denn während alle anderen Vereine ihre Kaderplanungen seit mehreren Wochen als beendet ansehen, gibt es an der B75 gerade mal eine Handvoll Spieler, die das gelb-schwarze Trikot in den nächsten Wochen überstreifen könnten. Die Spieler, die von Ergün und Saglam in der vergangenen Saison verpflichtet wurden, haben das Weite gesucht, da mit Ohrt gleich ein Dutzend Neue, hochklassige und erfahrene Spieler, dazu kamen. Nun, nach dem kurzen Gastauftritt von Ohrt, befindet sich seine - größtenteils aus Poppenbüttel-Kickern bestehende Brigade - ebenfalls auf der Suche nach einer neuen Heimat („Ich weiß nicht, ob ein einziger aus Poppenbüttel beim MSV bleibt“). Ein Sichtungstraining, zu dem Malcharczik bereits aufgerufen hat (HIER), hat hier wohl auch eher den Effekt eines Tropfen auf den heißen Stein.

„Es war kein Plan B vorhanden!"

„Ich bin gegenüber Ohrt und Sorgenfrey in sofern weniger verärgert, weil die Beiden als Externe dazu gestoßen sind, auch wenn Nico Sorgenfrey als Sportlicher Leiter sicher mit uns hätte sprechen müssen, können oder sollen. Wir können ihnen aber keinen Vorwurf machen, da wir mit denen absolut keinen Kontakt hatten – null! Wir kennen sie nur vom Namen her“, gibt Baris Saglam wenig später zu. Doch spricht der 30-Jährige über seinen womöglich auch in Zukunft Vorsitzenden, holt er ein wenig weiter aus: „Die Enttäuschung Jens gegenüber ist auf jeden Fall vorhanden, weil man die Sachen anders hätte verhalten und auch kundtun können. Letztendlich leben und profitieren wir alle nur voneinander. Wenn einer den anderen gut behandelt, ist dieser auch korrekt dem anderen gegenüber und profitiert so von seinem Erfolgserlebnis.“ Außerdem „müsse man, egal was für Verträge unterzeichnet und Vereinbarungen getroffen werden, immer einen gesunden Plan B haben“, so Saglam, der den angesprochenen „Plan B" in den letzten Wochen komplett vermisste.

Nun würde lediglich „das Gespräch darüber entscheiden“, ob man Saglam und Ergün weiterhin an der B75 sehen wird. Danach würden die beiden ihre „Kontakte spielen lassen“, um einen akzeptablen Kader ins Leben zu rufen. „Wir kennen den Hamburger Markt sehr gut und auch im Lüneburger Raum kenne ich durch meine Zeit als Co-Trainer in der Regionalliga einige Spieler, die höherklassig gespielt haben“, gibt sich Saglam bei diesem Thema optimistisch. Doch muss der in Hamburg geborene Türke auch eingestehen, dass es „alles eine Frage des Geldes sei“ und „mit dem jetzigen Budget, vor allem, weil Ohrt als Sponsor abgesprungen ist“, kaum zu realisieren sei. „Man kann natürlich Fanatasien haben und diese auch äußern, doch wenn man Realist ist, kann man es zum jetzigen Zeitpunkt ausschließen, dass ein Aufstieg in der nächsten Saison zustande kommt“, so Saglam weiter.


Autor: Daniel Meyer