Von wegen „verflixte Sieben“: FCS-Serie reißt, weil Osdorf „unglücklich und doof“ spielt

Süderelbe feiert gegen TuS nach sechs Niederlagen in Serie einen 3:0-Erfolg

07. April 2018, 00:13 Uhr

Süderelbes Ian-Prescott Claus (re.) glänzte als Torschütze und Vorbereiter. Foto: Damm

Markus Walek musste sich eine Szene des Spiels nochmal zu Gemüte führen. Und so stand der Trainer des FC Süderlebe lange nach dem Abpfiff des Oberliga-Heimspiels gegen den TuS Osdorf allein auf dem Kunstrasen am Kiesbarg. Den Kopf hatte der Ex-Stürmer gesenkt, der Blick fiel auf das Smartphone, das Walek in seinen Händen hielt. Der Übungsleiter des FCS wollte im Anschluss an den 3:0-Erfolg seiner Equipe unbedingt wissen, ob er mit seiner Einschätzung während des Spiels richtig lag. Es ging um eine Szene kurz nach der Halbzeit, als Francis Gyimah im gegnerischen Strafraum zu Fall kam, aber Referee Björn Krüger ohne einen Elfmeterpfiff weiterlaufen ließ, sondern eine „Schwalbe“ sah. Walek forderte lautstark einen Strafstoß.

Nun also studierte er die Bilder des Internetanbieters „sporttotal.tv“, der eine Kamera auf der Tribüne des Sportplatzes installiert hat und das Match im Livestream zeigte. „Das ist schon ein bisschen unglücklich, dass der Schiri Francis da Gelb zeigt. Was soll er da machen“, sagte Walek schließlich und hakte die Szene ab. Waum sollte er sich auch weiter aufregen? Ein möglicher Strafstoß hätte zwar das frühere 2:0 für seine Mannen bedeutet, aber auch ohne den Elfer – er wäre nicht zwingend berechtigt gewesen – gelang es dem FCS, die Serie von zuletzt sechs sieglosen Spielen in Folge zu brechen. Ausgerechnet im Spiel mit der so oft als „verflixt“ verschrieenen Zahl sieben glückte der lang erhoffte „Dreier“.

Wiehle: „Wir fangen uns ein bescheuertes 0:1 ein“

Zum Haareraufen: TuS-Trainer „Piet“ WIehle empfand die Angriffsbemühungen seiner Elf zu kompliziert. Foto: KBS-Picture.de

Und das, weil „es heute ein bisschen unglücklich und doof war“, wie Osdorfs Trainer „Piet“ Wiehle den Auftritt seiner Schützlinge nach der Begegnung zusammenfasste. „Wir haben unsere Möglichkeiten nur halbherzig abgeschlossen. Es war nicht die nötige Überzeugung vorhanden. Statt den Ball vors Tor zu bringen wird er in die Tiefe durchgesteckt oder wir spielen ihn auf engstem Raum kreuz und quer. Das war alles zu kompliziert“, analysierte er, der die größte Chance seiner Elf nach 16 Minuten sah: Jeremy Wachter tauchte frei vor Mark Osnowski auf, der zwischen den Pfosten des FCS-Tores Yalcin Ceylani vertrat. Doch Wachter gelang es nicht, die Kugel am Schlussmann der Hausherren vorbei zu legen. Stattdessen klärte Osnowski. Die Gastgeber hatten ihrerseits zunächst zwei Gelegenheiten zu verzeichnen: Erst verpasste Vedat Düzgüner nach einem Pass, den Niklas Golke vom rechten Flügel gespielt hatte (5.), dann zielte Max Hartmann zu ungenau, nachdem ihm Golke den Ball aufgelegt hatte (30.).

Sieben Minuten später aber lag die Kugel dann im Netz hinter Osdorfs Torhüter Claus Hencke, der später in der 45. Minute mit einer Verletzung am Hüftbeuger rausmusste und durch Patrick Hartmann ersetzt wurde. In jener 37. Minute hatte Düzgüner den Ball in den Strafraum geschlagen. Die Kugel wurde wieder aus der Box herausgespielt und das Spielgerät landete bei Tarik Cosgun, der abzog und unten links ins Schwarze traf. „Ich bin der Meinung, dass wir in der ersten Hälfte gut ins Spiel gekommen sind, dann haben wir die Riesenchance von Wachter und fangen uns anschließend ein bescheuertes 0:1, weil wir nicht aggressiv auf den ballführenden Spieler gehen und sich in der Mitte dann keiner für den Stürmer zuständig fühlt. Der das Glück hat, dass er durch drei Mann hindurch trifft“, fasste Osdorf-Übungsleiter Wiehle das Geschehen bis zum Pausenpfiff zusammen. Nur eine Minute nach Wiederbeginn hatte Wiehle im Übrigen durchatmen müssen, als Golkes Schuss knapp am langen Pfosten vorbeiging (46.). Dann gab es die eingangs erwähnte Szene mit dem vermeintlichen Foulspiel an Gyimah.

Odsorf blickt nach unten: „Es gibt noch zu viele Spiele und Punkte, die zu verteilen sind“

Osdorfs Keeper Claus Hencke musste kurz vor der Pause verletzt vom Feld. Foto: KBS-Picture.de

Nach diesen beiden Akrionen passierte auf dem Platz lange Zeit nichts Nennenswertes in beiden Strafräumen. Osdorf hatte ein optisches Übergewicht, Süderelbe agierte auf einmal überraschend passiv – aber nur bis zur 69. Minute. Dann hatte der bis dahin glücklose Ian-Prescott Claus seinen großen Auftritt: Süderelbes Nummer neun legte sich links auf der Außenbahn den Ball weit vor, zog das Tempo an und an seinem Gegenspieler vorbei, sodass er in Höhe des Sechzehners nach innen flanken konnte. Das Leder strich durch den Strafraum und fand im Rücken der Abwehr schließlich Düzgüner, der zum 2:0 erfolgreich war. Nach 78 Minuten hätte Claus dann beinahe selbst getroffen, scheiterte aber an Hartmann. Doch Claus' Treffer war nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben.

In der Schlussminute unterlief Eddy-Morton Enderle ein kapitaler Fehler, Claus nutzte die Szene, schnappte sich die Kugel, suchte den Abschluss und traf zunächst den linken Innenpfosten, von dem die Kugel dann aber über die Linie ins Netz sprang. „In dem Moment, als ich mit Antonio Ude einen zweiten Stürmer bringen wollte, fangen wir uns das 0:2. Das 0:3 interessiert letztlich keinen mehr“, befand Wiehle im Anschluss an die Partie und erklärte mit Blick auf die Tabellensituation des TuS: „Wir dürfen jetzt nicht denken, dass wir in einem Bereich sind, in dem wir schon gerettet sind. Dafür gibt es noch zu viele Spiele und Punkte, die zu verteilen sind. Wir gucken immer noch nach unten. Wir sind noch nicht gesichert. Ich glaube allerdings nicht, dass dieser Faktor beunruhigend ist und uns heute beeinflusst hat. Diese Niederlage wirft uns nicht aus der Bahn.“

Walek: „Man hat gesehen, dass wir das Spiel gewinnen und die drei Punkte erzwingen wollten“

Sein Widerpart war hingegen „definitiv sehr zufrieden, dass wir nach sechs sieglosen Spielen jetzt mit 3:0 zuhause gewonnen haben. Der Erfolg war aus meiner Sicht hochverdient.“ Seine Jungs seien, so befand Markus Walek „das bessere Team gewesen. Wir hatte auch die besseren Torchancen. Aber man muss auch sagen: Osdorf war mit den großen Spielern immer wieder gefährlich.“ Letztlich habe sich „die Kompaktheit, aus der wir gearbeitet haben“, ausgezahlt, konstatierte Süderelbes Cpach: „Trotz des Größenvorteils, dass hier gefühlt 1,95 Meter gegen 1,70 Meter gespielt hat, haben wir eigentlich gut verteidigt und viele Kopfbälle für uns entschieden. Man hat klar gesehen, dass wir dieses Spiel gewinnen und die drei Punkte erzwingen wollten.“ Zuletzt, so Walek „waren Spiele dabei, in denen wir auch unglücklich verloren haben.“ Ein Grund dafür: „Wir haben einen Kader, der nicht so groß und breit wie der von anderen Oberliga-Mannschaften ist. Wir versuchen, die Ausfälle zu kompensieren und das Beste draus zu machen, aber zuletzt haben uns die vielen Verletzungen aus der Bahn geschmissen.“ Diesmal klappte es – und das, obwohl mit Martin Sobczyk (Muskelfaserriss) und Muhamed Hodolli (Fingerbruch, sechs bis acht Wochen Pause) erneut wichtige Kräfte ausfielen.

Jan Knötzsch

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