Warum einfach, wenn's schwer doch viel besser geht?!

Terminierung sorgt für weiteren Disput zwischen Trainern

17. August 2016, 02:03 Uhr

Jan Lüneburg (M.) sorgte mit seinem Hackentreffer für den Kunstschuss des Tages. Foto: noveski.com

Seht her, wir wissen auch etwas mit dem runden Leder anzufangen - schienen sich die Akteure von Eintracht Norderstedt wenige Tage vor dem DFB-Pokalspiel gegen Zweitligist Greuther Fürth gedacht haben. Denn im ODDSET-Pokalderby bei TuRa Harksheide, das im Nachgang noch für einige Misstöne zwischen beiden Trainern sorgte, hatte es der Titelverteidiger nicht so sehr mit den Großkalibern, sondern vielmehr mit den technisch anspruchsvollen Möglichkeiten. Als wolle man kurz vor dem vermeintlichen "Saison-Höhepunkt" ein kleines Ausrufezeichen setzen, wenngleich die 90 Minuten im collatz + schwartz-Sportpark vor knapp 500 Zuschauern eher einem Auftritt der Marke "Dienst nach Vorschrift" ähnelten.

Die sogenannten "Hundertprozentigen" ließ der klare Favorit reihenweise ungenutzt. Vielmehr war es TuRas Jung-Keeper Janik Flint, der in Abschnitt eins sowohl gegen Jan Lüneburg (4.) - in jenem Fall sogar doppelt - als auch gegen Linus Meyer (21., 26.) und Haris Kevac (36.) mit jeweils herausragenden Reflexen zur Stelle war. "Er kommt aus der Norderstedter Jugend und spielt komischerweise immer gegen Norderstedt extrem stark. Das war jetzt zum dritten Mal der Fall - davor war es zweimal mit unserer Zweiten. Vielleicht sollten wir ihm jetzt jede Woche sagen, dass wir gegen Norderstedt spielen", scherzte Chefcoach Marcus Fürstenberg anschließend. Der TuRa-Trainer überrascht nicht nur mit seiner taktischen Formation (hinten mit einer Dreierkette), sondern auch mit seiner Startelf, in der Leistungsträger wie Adrian Sousa, Nassim Saleh, Dimitri Patrin oder auch Nico Klüver leicht angeschlagen fehlten. "Wir wollten heute Spaß haben - und das war im Großen und Ganzen der Fall", erklärte "Fürste", der nichtsdestotrotz mitansehen musste, wie sein Team - nach einigen vergebenen Großchancen der Eintracht - durch einen Schuss an Genialität von Deran Toksöz in Rückstand geriet, als Linus Meyer einen Koch-Eckball per Kopf quer legte und Toksöz im Zentrum die Hacke reinhielt (22.)!

Das Tor des Tages gehörte ihm, aber zuvor sorgte Jan Lüneburg (M.) mit seinem rustikalen "Fausteinsatz" im Zweikampf bereits für Aufsehen. Foto: noveski.com

Nachdem Flint im Eins-gegen-Eins mehrfach nicht zu überwinden war, musste also ein kleines Kabinettstückchen her, um den Bann aus Sicht der Seeliger-Elf zu brechen. Als Lüneburg wenig später Felix Drinkuth in Szene setzte, drehte sich dieser in einer Bewegung um seinen Gegenspieler und vollendete aus elf Metern ins rechte untere Toreck (30.)! Wer nun allerdings glaubte, damit sei bereits die Vorentscheidung gefallen, der wurde schnell eines Besseren belehrt. Mit der allerersten Offensivaktion verkürzte der Landesligist - und wie! "Capitano" Sidnei Marschall "streichelte" einen Freistoß aus 22 Metern halblinker Position nicht nur über die Mauer hinweg, sondern auch an Johannes Höcker vorbei halbhoch links neben den Pfosten (33.)! Eigentlich hätte der Gast aufgrund der vielen Hochkaräter bereits für deutlich klarere Verhältnisse sorgen müssen, stattdessen war wieder alles drin für den Hammonia-Vertreter.

Nach der Pause machte der Viertligist aber binnen acht Zeigerumdrehungen alles klar. Für den Anfang zeigte sich Jan Lüneburg verantwortlich, der sich vermutlich Teamkollege Deran Toksöz zum Vorbild nahm und dachte: "Was du kannst, kann ich schon lange!" Denn der gerne auch mit dem ganzen Körper arbeitende Torjäger beförderte eine Rose-Hereingabe von links mit einer fast schon "eingesprungenen Hacke" aus rund zehn Metern rechts unten in die Maschen - 3:1 EN (64.)! Dann: Toksöz aus dem Halbfeld über die Defensive hinweg, Drinkuth per Direktabnahme - erneut blieb Flint Sieger. Gegen den Abpraller des gerade eingewechselten Yayar Kunath war er aber machtlos (67.)! Genauso wie einige Augenblicke darauf, als die Kombination wieder Drinkuth auf Kunath hieß - 5:1 Norderstedt (72.)! Auch wenn das Duo kurz vor Ultimo abermals in Erscheinung trat und Arkadius Kazmierczak auf der Linie retten musste (87.), waren die Hausaufgaben erledigt. Oder um es in Seeligers Worten zu sagen: "Pflichtaufgabe erfüllt! Uns war es wichtig, eine Runde weiterzukommen. Das haben wir geschafft. Ich glaube, nach den drei englischen Wochen hat man den Jungs angemerkt, dass sie mental nicht so die Frische hatten. Von den Tormöglichkeiten, die wir hatten, ist das Ergebnis aber zu niedrig ausgefallen. Das muss man bemängeln."

Yayar Kunath (r.) belebte das Norderstedter Offensivspiel nach seiner Einwechslung. Hier im Duell mit Tom Bober. Foto: noveski.com

Sein Gegenüber gab zu Protokoll: "Ich bin sehr zufrieden, insbesondere mit der ersten Halbzeit. Bis zum 3:1 war es ein Spiel, in dem man noch ein bisschen gehofft hat. Aber nach dem vierten Tor war das Ding durch und der Gegner hat hintenraus nochmal etwas mehr Fußball gespielt als wir überhaupt noch laufen konnten." Waren sich beide Trainer über den Spielausgang noch weitestgehend einig, sorgte die Terminierung - war bereits im Vorfeld ein großes Thema - abermals für eine hitzige Debatte: "Ich bleibe dabei, dass es einfach unsportlich ist, nicht auf den 6. September zu verlegen - und mehr sage ich dazu nicht." Daraufhin ergriff Fürstenberg - während Seeliger das Weite suchte - das Wort und widersprach dem vehement: "Unsportlich war in diesem Fall Norderstedt, weil sie uns belogen haben. Uns wurde mitgeteilt, dass man mit dem Verband gesprochen hätte und wir nicht am 16.8. spielen dürfen. Daraufhin wussten wir nicht, was wir machen sollen und haben Rücksprache mit dem Verband gehalten, der uns mitteilte, dass es keine 'Sperre' geben würde. Zudem wurde der 6.9. als Termin nicht von uns, sondern vom Verband abgelehnt, da es dem zu spät war. Es ging die ganze Zeit nur um Norderstedt, nie um TuRa. Wir wurden nie gefragt, obwohl es für uns vielleicht auch das Spiel des Jahres ist und wir nicht erst am Sonntag, sondern schon am Freitag spielen. Wäre es im Vorfeld alles anders abgelaufen, hätten wir eine Einigung gefunden. Aber uns jetzt als unsportlich hinzustellen, das ist absurd."

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