„Wollten Tore schießen, um in der Liga mal wieder Farbe zu zeigen“

In Überzahl: Cordi zittert lange - und ballert sich dann Frust von der Seele

26. Februar 2017, 20:04 Uhr

Nach anfänglichem Stotterstart durften die Spieler des Tabellenführers am Ende einen souveränen 6:2-Sieg bejubeln. Foto: timelash.de

Mir war bewusst, dass wir Charakter zeigen müssen, um die drei Punkte hier zu behalten“, erwartete Cordi-Coach „Aki“ Cholevas ein Geduldsspiel gegen das abgeschlagene Schlusslicht aus Buxtehude. Aber ganz so einfach, wie es die Ausgangssituation vermuten ließ, war die Begegnung für den Spitzenreiter nicht. Schließlich „kriselte“ es zuletzt ein wenig bei den „Bekkamplern“, die mit zwei Pleiten gegen Niendorf (1:2) und Rugenbergen (0:1) aus der Winterpause kamen und das Meisterschaftsrennen wieder mächtig spannend machten. „Die zwei Niederlagen haben ein wenig in Kopf und Körper gesteckt. Deshalb wollten wir ein paar Tore schießen, um in der Liga mal wieder ein bisschen Farbe zu zeigen“, so Cholevas.

Doch es bahnte sich lange Zeit der nächste herbe Dämpfer an, weil Buxtehude mit seiner ersten Chance gleich für zählbaren Ertrag sorgte: Cordi über die eigene linke Abwehrseite zu passiv und Fadi Hamze mit dem trockenen Abschluss ins lange Eck – 0:1 (11.)! „Eigentlich hätten wir schon in der ersten Minute in Führung gehen müssen. Dann kriegen wir ein amateurhaftes Gegentor. Das darf uns so nicht passieren. Ich hätte jetzt beinahe gesagt: wenn man unten drin steht…“, rutschte Ronny Buchholz – sicher auch aufgrund der leichten Leistungsdelle in den letzten Wochen – fast ein kleiner Versprecher raus. Immerhin hatte sein schnell die passende Antwort parat – und zwar in Person von Benjamin Bambur, der nach seinem Urlaub erstmals über die vollen 90 Minuten mitwirken konnte und seine Wichtigkeit fürs Teams sofort unter Beweis stellte (23.). Spätestens, als BSV-Akteur Jeremy Faruke im Stile eines „Beachvolleyballers“, wie Ronny Buchholz hinterher so treffen befand, vor Bambur die „Hand Gottes“ zur Hilfe nahm und dafür völlig zu Recht den roten Karton sah (31.), sprach alles, aber auch wirklich alles, für Concordia.

„Das kann und darf natürlich nicht passieren"

Das große Manko: „Die Rote Karte hat es uns natürlich etwas leichter gemacht, aber wir waren vor dem Tor oft zu nervös“, so Cholevas, der mit ansehen musste, wie sein Team zahlreiche Chancen liegen ließ. „Wir wussten, dass sich der Gegner wahrscheinlich nur hinten reinstellen würde und wir geduldig bleiben müssen, da wir konditionell sehr stark sind und da Vorteile haben“, konstatierte Buchholz, der höchstselbst für das 2:1 sorgte, als er einen Eckball wuchtig unter die Latte schädelte (65.)! Führung im Rücken und ein Mann mehr: Was soll da schon anbrennen? Ganz einfach: Zweiter Vorstoß Buxtehude, zweiter Treffer – diesmal marschierte der eingewechselte Tobias Schroeder über rechts mit Tempo durch und legte auf Höhe des Sechzehner quer für Nico Matern, der mit der rechten Innenseite ganz lässig ins lange Toreck einschoss – 2:2 (79.)! „Das kann und darf natürlich nicht passieren, dass du in Überzahl noch das 2:2 fängst“, ärgerte sich Buchholz.

Es waren nur noch zehn Zeigerumdrehungen auf der Uhr. Es bahnte sich der nächste Rückschlag im Titelrennen für die Cholevas-Equipe an – und das gegen den Letzten. Doch der Übungsleiter blieb cool. „Ich war eigentlich ganz ruhig“, hatte Cholevas weiterhin vollstes Vertrauen in seine Elf. Wie sich im Nachgang zeigte: Zu Recht! Denn plötzlich erwachte das Concordia der Hinrunde zum Leben und es ging Schlag auf Schlag. „Ich war mir sicher, dass wir noch mindestens ein Tor machen würden – und dafür habe ich dann mal eben selbst gesorgt“, scherzte Ronny Buchholz in gewohnter Manier. Der Verteidiger sorgte mit seinem zweiten Streich – nach Flanke von links per Direktabnahme (81.) – für die abermalige Führung, die man nun auch nicht mehr aus der Hand geben sollte. Doch ob der Ball die Torlinie tatsächlich vollständig überschritten hatte, blieb höchst zweifelhaft.

„Ich hoffe, dass wir jetzt in die Erfolgsspur zurückfinden"

Nichtsdestotrotz lief es auf einmal wieder wie am Schnürchen. Theodors Ganitis eroberte im Mittelfeld den Ball, spielte Enrik Nrecaj frei und bekam das Leder uneigennützig zurück serviert – 4:2 (85.)! Wenig später vollendete Nrecaj selbst nach Ganitis-Zuspiel von halbrechts ins kurze Eck (89.), ehe Abdel Abou-Khalil aus 16 Metern per Flachschuss das halbe Dutzend vollmachte und den Endstand herstellte (90.)! „Wir hatten eine harte Vorbereitung und sind dann mit zwei Niederlagegen gestartet gegen Gegner, die du eigentlich schlagen solltest. Deshalb mussten wir mal wieder gewinnen, das hat man auch in der Truppe gemerkt“, machte Doppeltorschütze Buchholz keinen Hehl aus der Gefühlslage innerhalb der Mannschaft. „Ich würde am Ende auch sagen: in der Höhe verdient. Ein ganz wichtiger Sieg und ich hoffe, dass wir jetzt auch wieder in die Erfolgsspur zurückfinden werden.“

Sein Trainer bilanzierte derweil: „Wir haben guten Fußball gespielt – nur zu viele Chancen liegengelassen. Das Ergebnis klingt am Ende sehr hoch, aber wir haben noch mindestens fünf bis sechs Hochkaräter liegengelassen, auch weil der Torwart sensationell gehalten hat.“ Und was heißt das jetzt in Sachen Meisterschaft? „Es ist eng oben, die Konkurrenz macht auch ihre Hausaufgaben. Aber wenn man da steht, will man dort natürlich auch nicht weg“, gesteht Buchholz. Während Cholevas Klartext spricht: „Natürlich musst du Buxtehude schlagen – und das nicht mit Glück, sondern spielerisch. Es ist in jeder Woche ein Kampf. Aber wenn du in drei Spielen sechs Punkte abgibst, wirst du sicher nicht Meister!“ Und was macht das Thema Vertragsverlängerung – und hat die ungeklärte Situation des Trainers vielleicht auch etwas mit den letzten Resultaten zu tun? „Nein, auf keinen Fall! Im Verein sind sehr fähige Leute und ich bin auch eine korrekte Person. Wir arbeiten mit guter Stimmung eng zusammen. Ob die Entscheidung nun eine Woche früher oder später fällt: Das spielt für uns keine Rolle. Wir müssen alle vernünftig denken und gucken, was das Beste für den Verein ist.“ Abschließend schloss Cholevas ein weiteres Engagement am Bekkamp, auch für den Fall, dass man kommende Saison in der Oberliga spielen würde, keinesfalls aus. Im Gegenteil…

Die große Bildershow zur Partie: Danke an timelash.de!

Autor: Dennis Kormanjos