Zu zehnt – „Spät-Zünder“ Pohlmann spuckt Sasel in die Suppe!
Elmshorn-Coup verhindert TSV-Sprung
Dennis Ghadimi brachte seinen FC ELmshorn aus dem Nichts auf die Siegerstraße und musste kurz vor Schluss vorzeitig zum Duschen. Sein Team gelang aber auch zu zehnt der Siegtreffer! Foto: noveski.com
Gewohnt klare Worte des 36-Jährigen, der anschließend auch sein Ausscheiden als Chefcoach zum Saisonende bekanntgab. Doch zurück zum Spiel: Über die gesamten 90 Minuten hatte der Gast vom Parkweg gefühlte 80 Prozent Ballbesitz, ließ die Kugel auf dem holprigen Geläuf auch ansehnlich durch die eigenen Reihen rotieren – aber je näher man dem gegnerischen Sechzehner kam, desto mehr fehlte die Durchschlagskraft. Nico Zankl, der bereits stark angeschlagen ins Spiel ging und zu Beginn ordentlich auf die Knochen bekam, probierte es früh erfolglos aus der Distanz (2.), ehe Tim Kleinworth einen harmlosen Schuss von Sven Körner sicher festhielt (14.). Die größte Chance hatte „Geburtstagskind“ Tom Bein auf dem Fuß, der urplötzlich aus halbrechter Position nur noch den Elmshorner Fänger vor sich hatte. Doch dieser blieb Sieger (22.). Elmshorn stand unheimlich tief, war lediglich darum bemüht, hinten nichts anbrennen zu lassen – und dann das: Eine ganze Saseler Fehlerkette ermöglichte den Hausherren fünf Zeigerumdrehungen vor der Pause aus dem absoluten Nichts den Führungstreffer durch Dennis Ghadimi Nouran, der nach Steddins missglücktem Klärungsversuch und Zuspiel von Sebastian Meyer – diesmal waren sich Nico Behrends und Edin Tanovic uneins – die Konfusion in der TSV-Hintermannschaft zu nutzen wusste und aus elf Metern halbrechter Position flach ins lange Eck einschoss!
Ghadimi zu langsam – Gelb-Rot!
Zweite Halbzeit, selbes Bild. Sasel dominierte das Geschehen, Elmshorn verteidigte mit Mann und Maus, kämpfte, rackerte und drehte an der Uhr. Der TSV tat sich enorm schwer eine Lücke zu finden. Zankl zweimal aus der zweiten Reihe (57., 70.) – nichts war’s. Dann wäre es beinahe soweit gewesen, doch Tom Bein konnte einen Zankl-Freistoß, an dem Kleinworth vorbei segelte, aus fünf Metern nicht in die Maschen köpfen (71.). Es sollte einfach nicht sein! Nach dem Gegentor kurz vor der Pause kam Elmshorn in der 76. Minute zur zweiten Gelegenheit, als Tim Weber den mitgelaufenen Oliver Pracht in einer guten Kontersituation bediente und Todd Tuffour stark parierte. Neun Minuten vor Ultimo drohte der Partie nochmal die Wende, als der bereits gelbverwarnte Dennis Ghadimi bei seiner Auswechslung nicht schnell genug vom Platz wanderte, wie der alles andere als sicher leitende Referee Benjamin Stello (SC Egenbüttel) befand, und ihn deshalb noch vor seiner Herausnahme die Ampelkarte aufdrückte! „Ich habe schon Leute gesehen, die gehen deutlich langsamer raus. Dennis ist ja wenigstens noch getrabt. Was hat er denn erwartet? Dass er im Vollsprint rausläuft? Im Nachhinein kann ich drüber lachen, aber wenn wir verloren hätten, dann hätte ich wieder eine Einladung gehabt…“
Keine 120 Sekunden drin – Joker Pohlmann avanciert zum Matchwinner
Eine Niederlage war nun tatsächlich wieder im Bereich des Möglichen. Denn kurz vor dem Ende, als kaum mehr einer damit rechnete, sorgte ein Zankl-Freistoß für ein kleines Tohuwabohu im Elmshorner Strafraum. Yannis Büge passte von halblinks in den Rücken der Abwehr, wo Timo Adomat lauerte und das Leder mit einem satten 15-Meter-Strahl ins rechte untere Toreck beförderte – 1:1 (85.)! Nun witterte Sasel die große Chance, eventuell doch noch einen hart umkämpften Dreier zu feiern. Aber dann brachte Gersdorf doch noch Philipp Pohlmann, der eigentlich schon einige Minuten zuvor für Torschütze und Gelb-Rot-Sünder Ghadimi kommen sollte. Keine 120 Sekunden war dieser auf dem Platz, als bereits die Schlussminute lief und der bei den Saselern eingewechselte und mit einem doppelten Bänderriss (!) spielende Michael Meyer im Mittelfeld einen Fehlpass spielte. Daraufhin rollte der Konter: Henri Louis Weigand bediente Tim Weber, der die rechte Grundlinie entlang marschierte und ins Zentrum passte, wo Joker Pohlmann wartete und das Leder mit Hilfe der Unterkante des Quergebälks ins Glück jagte (90.)! „Ich sag ihm immer wieder, dass er echt ein fauler S… ist. Er hat eigentlich ein Körper wie ein sonst was, aber ich muss ihn immer wieder triezen. Im Abschluss ist er nichtsdestotrotz einer der kaltschnäuzigsten bei uns, das muss ich schon sagen. Aber wenn er sich mal etwas mehr bewegen würde, dann würde er dem einen oder anderen Spieler fünfmal weglaufen. Ich freue mich natürlich sehr für ihn“, konnte sich Gersdorf das Schmunzeln nicht verkneifen. Es passte zum Abend der Zankl-Elf – auch, dass Ken Niederstadt in der dritten Minute der Nachspielzeit einen Zankl-Eckball um ein Haar zum Ausgleich einnickte, aber Kleinworth und ein Elmshorner Verteidiger, der auf der Linie rettete, einen Einschlag verhinderten. Schluss!
„Alle erwarten, dass wir uns 20 Chancen heraus filetieren“
„ Fußballerisch ist Sasel klar die beste Mannschaft dieser Liga, aber das zählt nun mal nicht immer. Du kommst über 90 Minuten eigentlich nicht aus dem 20-Meter-Bereich raus, schießt den Ball dann einmal nach vorne und machst ihn rein – und das auch noch mit einem Mann weniger. Das ist natürlich geil!“, jubelte Gersdorf anschließend und fügte an: „Ich habe den Jungs in der Halbzeitpause gesagt, dass man die ganze Woche wider erwarten retten kann. Von der Kaltschnäuzigkeit und dem Einsatz her sowie mit der Tatsache, dass wir ein Mann weniger waren, ist es nicht unverdient. Die Jungs haben richtig gut gearbeitet!“ Sein Gegenüber bilanzierte: „Enttäuschung hin oder her – natürlich sitzt der Stachel tief. In meinen Augen machen wir ein gutes Auswärtsspiel und ich kann der Mannschaft überhaupt keinen Vorwurf machen. Das Problem ist ganz einfach, dass wir den Ball nicht reinbekommen. Wenn der Gegner mit zehn Leuten sehr tief steht, dann müssen dir fünf gute Chancen reichen – das war heute nicht der Fall. In letzter Zeit habe ich einfach das Gefühl, dass wir eher unglücklich verlieren, als das wir mal glücklich gewinnen. Von uns erwartet jeder, dass wir uns 20 Chancen heraus filetieren, aber das einfachste im Fußball ist, sich hinten reinzustellen und zu verteidigen. Dagegen an zu spielen, ist verdammt schwer. Dann haben sie zwei schnelle Leute über die Außenbahn, du musst die Konter unterbinden und gleichzeitig sollst du elf Leute auf dem Platz haben, die zocken können. Dafür war die Balance echt gut, aber wir machen die Tore nicht.“ Mit Hinblick auf den nächsten herben Rückschlag im Hammonia-Tableau, meinte Zankl: „Wir gucken nicht auf die Tabelle! Uns ging es darum, dass wir uns stabilisieren, den zweiten Sieg in Folge und das Glück wieder auf unsere Seite ziehen wollten. Man kann nicht sagen, dass uns nur das Matchglück fehlt, das liegt auch an uns. Aber heute haben wir zwei Fehler gemacht und diese führen zu Gegentoren. Unser Fehlerquotient war über 90 Minuten sehr gering, sechs, sieben Torchancen gegen einen tief stehenden Gegner sind auch okay. Es ist einfach schade, wenn du so viel investierst und dann solche Rückschläge verkraften musst. Für die Jungs tut mir das wirklich extrem leid, da sie alles investiert haben.“
Der LIVE-Ticker zum Spiel: