„Sich auf ein paar Toren auszuruhen, wäre eine ziemlich schlechte Idee!“

HTB-Senkrechtstarter Niklas Schulz im großen Interview

13. April 2018, 02:08 Uhr

Die Statistik liest sich beeindruckend: In 20 Einsätzen traf HTB-Youngster Niklas Schulz bereits 15 Mal ins Schwarze. Foto: Heiden

Gerade mal 18 Jahre jung – und schon richtig gut: Mit seinen 15 Saisontoren gehört Niklas Schulz vom „Überraschungs-Aufsteiger“ Harburger TB zu den Senkrechtstartern in der Landesliga Hammonia. Mit seinen Leistungen spielt sich der Offensiv-Allrounder seit Wochen und Monaten in den Blickpunkt – auch in den der höherklassigen Vereine. In seiner Jugend kickte Schulz für den FC St. Pauli. Warum es dort zu einem jähen Ende kam, wieso er sich für den HTB entschied, wie das Erfolgsrezept der Harburger lautet, ob er seine sportliche Zukunft an der Jahnhöhe sieht – und was er sich persönlich für Ziele gesteckt hat, verrät er uns im Interview.

FussiFreunde: Du hast in der Jugend für den FC St. Pauli gespielt. Warum bist du letztlich dort weg und wie kam der Wechsel zum HTB zustande?

Niklas Schulz: „Das zweite Jahr bei St. Pauli war für mich ein absoluter Reinfall, da eigentlich alles Schlechte, was einem passieren kann, zusammengekommen ist: Schlecht reingekommen, dann häufig verletzt gewesen, sehr schlechtes Verhältnis mit dem Trainer und auch mein Körper wollte sich nicht wirklich entwickeln, woraufhin ich dann wegen meiner Größe und fehlenden Stabilität rausgeflogen bin. Das war natürlich im ersten Moment nicht schön, weil ich wusste, dass es nicht an den fußballerischen Fähigkeiten lag – aber ich habe mich dann auch wieder auf den HTB gefreut, wo ich vorher schon fünf Jahre für den 98er-Jahrgang gespielt habe und mir das ganze Umfeld bekannt war. Dort wurde ich dann aber auch erstmal für ein ganzes Jahr wegen einer Rückenverletzung außer Gefecht gesetzt. Dann habe ich erstmal von null bei dem 99er-Jahrgang unter Stefan Sawiel angefangen, mit dem ich jetzt bei den Herren zusammen spiele.“

Ihr habt mit dem HTB als Aufsteiger eine starke Hinrunde gespielt. Was hat euch so gut gemacht – oder anders gefragt: Was war euer Erfolgsrezept?

Schulz: „Unsere Mannschaft und auch der Trainerstab wussten genau, was wir können – und so wollten wir uns nicht wie ein Aufsteiger, welcher sich möglicherweise defensiver zeigt, präsentieren, sondern haben versucht, unseren Offensivfußball durchzusetzen. Die ersten Spiele fingen zwar punktlos an, doch die Leistung hat gestimmt, so dass am dritten Spieltag der erste Sieg folgte. Und wenn es einmal läuft, dann kommt vieles, vor allem das Selbstbewusstsein, von selbst. Zudem haben wir eine krass junge Mannschaft, welche sich vielleicht nochmal mehr beweisen will, als andere. Und mit der Zeit haben wir immer mehr Sicherheit gewonnen.“

Du selbst warst und bist einer der absoluten „Shootingstars“ der bisherigen Saison. Hast du selbst mit so einer Entwicklung gerechnet oder auch ein wenig überrascht, wie gut es für dich persönlich läuft?

Schulz: „Also, ich weiß natürlich, dass ich ganz gut kicken kann – aber vieles kam auch von der Mannschaft und von dem Trainer. Die Mannschaft hat mich und auch die anderen jungen und neuen Spieler sehr, sehr gut aufgenommen. Dazu habe ich sehr großes Vertrauen von Steffen Prielipp und Nabil Toumi bekommen, die ich beide schon in der Jugend als Trainer hatte, so dass ich direkt Spielpraxis bekam und immer mehr und mehr Selbstbewusstsein bekam. So wie es für mich persönlich gelaufen ist, damit habe ich nicht direkt gerechnet. Jedoch habe ich noch viel Luft nach oben und auch viele Bereiche, in denen ich was zu tun habe, um mich weiterhin zu verbessern. Sich auf ein paar Toren auszuruhen, wäre da eine ziemlich schlechte Idee.“

Mit deinen Leistungen wirst du sicherlich auch schon das Interesse höherklassiger Clubs geweckt haben. Wirst du auch in der kommenden Saison noch für den HTB spielen?

Schulz: „Ja, werde ich. Hier fühle ich mich wohl. Die Mannschaft und die Trainer sind super, außerdem habe ich viele Freunde hier. Es gäbe also für mich momentan keine Gründe, zu wechseln.“

Wo siehst du denn selbst deine Stärken und in welchen Bereichen gibt es noch Nachholbedarf?

Schulz: „Meine Stärken sehe ich vor allem in der Ballkontrolle, meinem Abschluss und der Kreativität. Nachlegen muss ich im körperlichen Bereich (Kraft und Gesundheit) und an meiner Schnelligkeit. Auch im Eins-gegen-Eins in der Defensive sollte ich mich verbessern.“

Nach der Winterpause seid ihr noch nicht wirklich in Tritt gekommen. Woran machst du das fest?

Schulz: „Tja, das ist eine gute Frage. Individuelle Fehler und fehlende Cleverness haben uns sechs Elfmeter in zwei Spielen beschert. Gegen Niendorf musste unser Torwart nach schon drei Wechseln mit einer Roten Karte vom Platz, woraufhin ich dann für den Rest des Spiels ins Tor musste. Wir haben uns die letzten Spiele somit selbst geschlagen, obwohl es phasenweise gut aussah. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass wir es in den nächsten Spielen wieder besser machen werden.“

Wie sieht denn eure Zielsetzung in dieser Saison aus?

Schulz: „Wir haben uns zwar innerhalb der Mannschaft Ziele gesetzt. Nach außen kann man aber sagen, dass wir alles versuchen, um in der ersten Tabellenhälfte möglichst weit oben zu stehen.“

Und wie lauten deine ganz persönlichen Ziele für die nähere Zukunft?

Schulz: „Mein Ziel ist es, weiterhin Spaß und gute Spiele mit der Mannschaft zu haben und nächstes Jahr nochmal eine Schippe draufzulegen. Sowohl als gesamte Mannschaft als auch ich selber, dass ich an meinen Schwächen arbeite und dem Team noch mehr helfen kann.“

Autor: Dennis Kormanjos