LOTTO-Pokal
5. Spieltag


TuS Berne

1

:

5


Altona 93

Anpfiff

Di - 31.10. 15:00 Uhr

Spielstätte

Berner Allee

Zuschauer

800

Schiedsrichter

Benjamin Stello (SC Egenbüttel)

„Gefährliche Schlittschuhfahrt“ geht weiter: Berner „Giftknirpse“ bringen AFC nicht ins Wanken

Ulas Dogan (ob.) machte über die rechte Seite Betrieb - hier gegen Bernes Jonathan Zinn. Foto: Damm

Auf die leichte Schulter hat Berkan Algan den TuS Berne nicht genommen. Im Gegenteil sogar. Der Trainer des Regionalligisten Altona 93, der seinen Kontrakt gerade erst bis Sommer 2019 verlängert hat, nahm den Landesliga-Aufsteiger am vergangenen Freitag höchstpersönlich unter die Lupe. Und trotz der 2:4-Niederlage des Hansa-Ligisten beim Rahlstedter SC ging Algan von einem „sehr gefährlichen“ Gegner aus, wie er nach dem Pokalduell verriet. „Mir sind die schnellen, quirligen Spieler, die sehr talentiert und bissig sind, sofort aufgefallen“, erklärte er – und betitelte die Jungspunde des Außenseiters, im positiven Sinne, als „kleine Giftknirpse“.

Der AFC-Führungstreffer durch Jan-Ove Edeling (li.), der mit links ins lange Eck einschießt. Foto: Damm

Jene „Giftknirpse“ hielten dem Druck des Viertligisten 20 Minuten lang stand. „Wir wollten diszipliniert stehen, sind aber sehr optimistisch an die Sache rangegangen. Das System war riskant und hätte auch ganz schnell nach hinten losgehen können“, so TuS-Coach Frank Neben, der seine „Berner Boys“ in einem 4-4-2 auf den AFC losließ. Die rund 800 Zuschauer im „Berner Beu“ bekamen von Anfang an einen dominanten Gast zu sehen. Man spürte, dass Altona die Hausherren keinesfalls auf die leichte Schulter nahm. Aber auch, dass ein Spieler auf diesem Niveau den Unterschied ausmachen kann: Nick Brisevac. „Der kann alle schwierigen Situationen spielend leicht lösen. Sowas haben wir nicht“, geriet auch Neben ins Schwärmen. Erst scheiterte dieser Nick Brisevac noch mit seinem Schuss an TuS-Keeper Luca Latendorf, aber den Abpraller beförderte Jan-Ove Edeling aus elf Metern halblinker Position ins lange Eck – 0:1 (20.)! Der wichtige Führungstreffer für den in der Liga kriselnden AFC, der prompt nachlegte: Wieder war es Brisevac, der nach einem zunächst noch abgeblockten Versuch aus 15 Metern Maß nahm – und rechts unten einschweißte (25.)!

Richter lässt Berne wieder hoffen - doch dann folgt "der Genickbruch schlechthin"

Bernes Matteo Evers behauptet sich im Zweikampf. Foto: Damm

Die Algan-Bengel wurden ihrer Rolle gerecht – aber der „Underdog“ hatte auch seine Momente. Erst nach feinem Solo von Marco Theis (23.), dann durch Matteo Evers (39.). Beide Male hatte Joshua du Preez jedoch keine großen Probleme. Stattdessen musste auf der anderen Seite Luca Latendorf ein ums andere Mal sein Können unter Beweis stellen, wie gegen Björn Dohrn (28.) oder nach einem Brisevac-Eckball, den der Schlussmann reflexartig an die Latte lenkte (38.). Zur Pause lag der Favorit zwar vorn, die Messe war aber noch nicht endgültig gelesen. Allerdings legte 93 kurz nach Wiederanpfiff nach: Ulas Dogan flankte scharf von rechts und Dohrn hielt in der Mitte den Schlappen rein – 3:0 Altona (50.)! Die Entscheidung? Berne gab nicht klein bei und belohnte sich keine 120 Sekunden darauf, als Evers rechts im Strafraum den eingerückten Lars Richter bediente. Dieser visierte per Flachschuss das lange Toreck an – und traf (52.)! Der Landesligist war zurück und witterte nun tatsächlich nochmal seine kleine Chance. „Wir hatten gerade was vor und die Hoffnung, noch etwas ausrichten zu können“, so Neben, „aber dann bekommen wir den Genickbruch schlechthin.“ Gemeint ist damit das vierte Gegentor, für das sich der eingewechselte Marco Schultz – erneut nach Brisevac-Vorarbeit – verantwortlich zeigte (77.)!

Der Anschlusstreffer! Lars Richter (li.) lässt sich die Chance zum 1:3 nicht nehmen. Foto: Damm

Zuvor aber kam Berne zu zwei, drei Halbchancen durch Steve Theis, dessen Schuss zu unplatziert war (59.), Kapitän Benjamin Kroll, der nach einem Eckstoß zu weit in Richtung Grundlinie abgedrängt wurde (68.), sowie Kilian Oelrich, der nach Steilpass von S. Theis mit seiner flachen Hereingabe am zweiten Pfosten Matteo Evers verpasste (73.). Doch auch Altona erspielte sich einige weitere Möglichkeiten und legte in Minute 83 noch einen Treffer nach, als der ebenfalls in die Partie gekommene Mark Hinze das Leder aus 13 Metern wuchtig in die Maschen hämmerte! Am Ende ein standesgemäßer Erfolg für 93. Der Traum vom Pokalsieg bleibt damit am Leben. „Wir haben wirklich gut gespielt“, befand Algan anschließend. „Gegen so einen Gegner kann man nicht jede Situation entschärfen. Die sind echt giftig und quirlig. Dafür haben wir das sehr gut gemacht.“ Einziger Wermutstropfen: Verteidiger William Wachowski musste zur Pause mit Leistenproblemen raus. „Wir müssen ihn jetzt in heilende Hände legen“, so Algan, der auf der Ersatzbank mit Tobias Grubba sogar einen Torhüter als Feldspieler sitzen hatte. Und das vor dem Derby am Samstag bei der U21 des HSV.

Richtige Einstellung für dünnes Eis: "Pokal ist wie eine gefährliche Schlittschuhfahrt"

Auch Björn Dohrn tankte mit einem Treffer etwas Selbstbewusstsein für die kommenden Wochen. Foto: Damm

Berne-Coach Neben bilanzierte unterdessen: „Der Sieg geht natürlich vollkommen in Ordnung. Wir waren ganz einfach auch gefangen in unseren Möglichkeiten. Das ist ja nicht böse gemeint. Nach den letzten holprigen Auftritten war das aber wieder ein Schritt in die richtige Richtung.“ Auf die Frage, wie er im Vorfeld die Chancen auf eine Pokal-Sensation bezifferte, entgegnete er: „Ich bin Berufsoptimist, baue aber auch keine Luftschlösser. Wir haben natürlich immer an uns geglaubt, sonst hätten wir hier gar nicht antreten brauchen. Aber wer hoch kraxelt, kann auch tief fallen. Ich war auf alles gefasst – aber wer als ‚Fussi‘ nach einer Niederlage nicht enttäuscht ist, ist hier falsch. Da ich mich allerdings auf alles eingestellt habe, kann ich damit einigermaßen umgehen.“ Abschließend betätigte sich Berkan Algan noch als Philosoph: „Der Pokal ist wie eine sehr gefährliche Schlittschuhfahrt, bei der man aufpassen muss, dass man nicht auf dünnes Eis gerät. Dafür muss man die Einstellung mitbringen – und die hatten wir heute.“