Oberliga Hamburg
25. Spieltag


HEBC

3

:

2


TSV Sasel

Anpfiff

So - 25.02. 10:45 Uhr

Spielstätte

Reinmüller

Zuschauer

150

Schiedsrichter

Gerhard Ludolph (Hoisbütteler SV)

Oberliga

„Maggi“ bringt die Würze – weil der Trainer in seinem Kopf steckt?

Während ein oben liegender Fabian Lemke (Mi.) seinen Teamkollegen und Torschützen Magnus Hartwig bejubelt, blickt Fatih Umurhan (re.) komplett frustriert drein. Foto: noveski.com

Konnte er seinem Team nach den knappen und zum Teil unglücklichen Niederlagen gegen Dassendorf (1:2) und den ETSV Hamburg (0:1) noch keine allzu großen Vorwürfe machen, platzte Marco Stier nach der 1:5-Packung gegen den SC Victoria der Kragen. Im „Abendblatt“ schimpfte der Cheftrainer des TSV Sasel: „70 Prozent meiner Spieler überschätzen sich selbst. Sie wollen Regionalliga oder Dritte Liga spielen oder was weiß ich – aber auf dem Platz sieht man nichts. Das war heute Arbeitsverweigerung von A bis Z! Die Vertragsverhandlungen für die neue Saison laufen ja bereits. Ich werde die Spieler nun definitiv bei der Ehre packen“, kündigte er vor dem Spiel beim HEBC eine deutlich härtere und verschärftere Gangart an. Und so fanden sich – trotz einiger Ausfälle – auch Spieler, die zuletzt zum Stamm gehörten, auf der Bank wieder…

Das Wichtigste: „Die richtige Reaktion war es auf jeden Fall. Auch wenn man unterm Strich wieder drei Gegentore kassiert hat.“ Nicht nur das. Am Ende setzte es auch die vierte Niederlage in Serie für den Hamburger Meister (alle Highlights im LIVE-Ticker). Aber: „Wir haben 90 Minuten lang Gas gegeben“, konstatierte Stier. Doch der Ertrag blieb erneut aus. „Es soll gar keine Ausrede sein. Aber wir haben einfach auch sehr, sehr viel Pech in dieser Saison. Ich glaube, HEBC hatte drei wirkliche Torchancen und macht drei Tore. Wir waren gut im Spiel drin und hatten auch die Chancen. Aber hintenraus haben uns definitiv die Körner gefehlt, weil wir zu viele Spieler aufbieten mussten, die noch nicht richtig fit sind“, sprach er unter anderem auf die Startelf-Debütanten Nico Zankl, Abdel Hathat (beide lange verletzt) und Dave Fehlandt (Neuzugang im Winter) an. „Die Jungs haben es trotzdem gut gemacht. Auch das Spiel musst du nicht verlieren.“

Die Szene, in der sich Andranik Ghubasaryan (re.) offenbar schwer verletzt hat. Sein linkes Bein landet zwischen den Beinen von Hammed Nawaz. Foto: noveski.com

Hat man aber, weil ein Akteur auf Seiten der Hausherren besonders heiß und motiviert schien: Magnus Hartwig. „Ein bisschen geht noch“, hauchte er seinem Trainer Özden Kocadal in der 77. Minute auf Nachfrage ins Ohr. Keine 120 Sekunden später hatte Kocadal aber ein Erbarmen mit seinem Angreifer, der bis zu diesem Zeitpunkt ein unfassbares Laufpensum abspulte, jeden Weg machte, wie verrückt ackerte – und nicht nur mit diesen Attributen entscheidend zum Sieg seines HEBC beitrug. Das 1:0 bereitete Hartwig nach starker Einzelaktion von Christopher Grünewald mustergültig und uneigennützig für Hendrik Diekmann vor (24.). Den Siegtreffer erzielte „Maggi“ nach einer Grünewald-Flanke per Kopf selbst (49.)!

"Vielleicht sind wir am Donnerstag in seinen Kopf gekommen"

Kurz nach Ghubasaryans Verletzung brachte Hendrik Diekmann (Mi.) - nach toller Hartwig-Vorlage - den HEBC in Front. Foto: noveski.com

Doch woher rührt diese Leistungsexplosion des Routiniers, der für den verletzten Johann Buttler in die Startelf rückte? „Wenn wir mal einen unserer seltenen Läufe in der Vorbereitung haben, dann schickt er mir eigentlich immer die allerbesten Zeiten. Alle – ob seine ehemaligen Trainer oder auch ich als ehemaliger Mitspieler – wissen das: Es ist bei ihm Kopfsache. Vielleicht sind wir da am Donnerstag reingekommen“, deutete Kocadal einen Austausch im Abschlusstraining an – und führte erklärend aus: „Da hat die Mannschaft eine Ansage bekommen – und er auch.“ Es sei „oft nicht einfach mit solchen Charakteren, aber du brauchst sie. Du brauchst im Fußball, wie in der normalen Gesellschaft, ein bisschen Diversität – das macht ein Team aus. Viele Jungs lernen sozial von ihm und er wahrscheinlich auch von den Jungs“, so Kocadal.

"Ich weiß bis jetzt noch nicht, wie wir dieses Spiel gewonnen haben"

Simon Siegfried (re.) traf nach einem Zuckerpass von Nico Zankl und drehte das Spiel zugunsten der Saseler binnen 180 Sekunden. Aus 0:1 mach 2:1. Foto: noveski.com

Obwohl Hartwig oft nur als Joker zum Einsatz kam, nutzte er diese eine sich bietende Chance sofort aus. „Du bist die ganze Zeit irgendwie nicht so wirklich ein Teil der ersten Elf, aber trägst trotzdem deinen Teil zum Erfolg bei – egal wie. Ob du die Flaschen trägst, die Jungs motivierst, abklatscht oder umarmst. Das ist total wichtig in solchen Gruppen, die gemeinsame Ziele verfolgen wollen“, hob Kocadal auch die ungeahnten Motivationskünste von Hartwig gegenüber Teamkollege Tjorven Köhler nach einer verpassten Chance hervor. „Da musste ich ein bisschen schmunzeln und dachte mir: Heute kann wirklich was gehen. Und dann belohnt er sich tatsächlich mit einem Tor und bereitet das andere sensationell vor. Das freut mich extrem für ihn, aber auch für die Mannschaft.“

Die ganz große Freude kam beim HEBC-Coach allerdings nicht auf. Der Grund: „Ich muss ehrlich sagen, dass ich bis jetzt noch nicht weiß, wie wir dieses Spiel gewonnen haben. Das war insgesamt keine gute Leistung von uns – vor allem in unseren Ballbesitzphasen. Die waren durchweg nicht gut“, haderte er – und betonte, sich nicht immer wiederholen zu wollen. „Aber man hatte heute das Gefühl, dass wir in den 90 Minuten etwas zu verlieren haben. Es war einfach nicht sauber durchgespielt. Und es gab die Möglichkeiten, das gut rauszuspielen. Aber wir haben es einfach nicht hinbekommen. Und es ist häufig so: Wenn zwei, drei Aktionen nicht gut laufen, dass man dann so ein bisschen den Mut verliert. Und dadurch, dass uns diese Phase komplett weggefallen ist, war es so, dass Sasel ohne Ende Ballbesitz hatte.“ Allerdings fügte Kocadal prompt an, „dass Sasel als letztjähriger Meister natürlich keine Laufkundschaft ist. Auch wenn sie punktetechnisch nicht besser dastanden als wir, finde ich, dass sie gute Fußballer in ihren Reihen und auch einen guten Plan haben.“

Stier hadert mit "nächstem Nackenschlag" und "unglücklichem" Gegentor

Das 3:2 für den HEBC: Magnus Hartwig (Mi.) behauptet sich im Duell mit Dave Fehlandt und köpft zum Sieg für die Hausherren ein. Foto: noveski.com

Nichtsdestotrotz wirkten die „Parkwegler“ lange ideenlos und konnten aus dem vielen Ballbesitz kaum etwas kreieren. Ein wenig bezeichnend: Das Zustandekommen des zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleichstores. Gleich zwei Saseler pressten Kevin Houndjame nur halbherzig. Der HEBC-Verteidiger ging durch beide Statisten hindurch, spielte dann aber einen kapitalen Fehlpass. Nico Zankl „blockte“ die Kugel in den Lauf von Lukas-Gabriel Kourkis – drin (37.)! Und keine 180 Sekunden darauf war es erneut Rückkehrer Zankl, der trotz eines Kontaktes auf den Beinen blieb und einen Sahnepass auf den gestarteten Simon Siegfried spielte. Partie gedreht (40.)!

„Ich finde, dass wir von Anfang an sehr gut im Spiel waren, viel Ballbesitz hatten – und dann den nächsten Nackenschlag kassieren“, sprach Stier auf die 20. Spielminute an, als Andranik Ghubasaryan im Kampf um den Ball mit Hammed Nawaz schreiend zu Boden sackte. Mit Verdacht auf einen Kreuzbandriss musste „Ando“ ins Krankenhaus abtransportiert werden. Bleibt zu hoffen, dass sich die erste Diagnose nicht bestätigt. Gute Besserung! „Da hatten wir eine kurze Delle im Spiel, in der auch das Gegentor fällt“, monierte Stier dennoch die Art und Weise. „Da fallen wir mit der Viererkette eigentlich sehr gut. Aber einer muss halt rausrücken auf den Passgeber. Stattdessen rücken wir im letzten Moment zu zweit raus, wodurch einer in der Mitte freisteht. Das war ein kapitaler Fehler von unserer Kette, weil wir vorne aber auch nicht ins Gegenpressing gekommen sind.“

"Das ist und darf keine Ausrede sein für den Fußball, den wir gezeigt haben"

Friedemann Schott (li.) klatscht seinen Teamkollegen und Torschützen Magnus Hartwig ab. Foto: noveski.com

Trotz dessen habe man sich „relativ schnell gefangen“, sei in das Spiel zurückgekommen und das Ergebnis sogar auf den Kopf gestellt. „Und dann kriegen wir ein total unglückliches 2:2“, musste Stier von der Seitenlinie mitansehen, wie Benedict Hwidie eine Ecke von Fabian Lemke per Kopf so verlängerte, dass das Leder vom linken Innenpfosten den Weg in die Maschen fand (42.).

Im zweiten Durchgang kam mit „Maggi“ die Würze. Während der eingewechselte Benjamin Dreca ziemlich kläglich den abermaligen Ausgleich verpasste (62.) und Kourkis das viel zu zögerliche Herauskommen von HEBC-Keeper Nils Ahmann ebenfalls nicht bestrafen konnte (72.). Und so siegten die Eimsbütteler am heimischen Reinmüller. Das Fazit von Kocadal: „Man hat gemerkt, dass auf beiden Seiten viele Spieler aus der Ideal-Elf weggefallen sind. Das ist und darf aber keine Ausrede sein für den Fußball, den wir gezeigt haben. Das hatte allerdings zur Folge, dass Sasel viel den Ball hatte und wir irgendwann müde geworden sind, so dass wir es nicht mehr geschafft haben, in das Pressing zu kommen, wie wir das geplant hatten. Wenn wir aber im Pressing waren und es geschafft haben, mit den Achtern rauszustechen, dann haben wir Sasel auch gut vom Tor weggehalten. Besonders in der ersten Halbzeit habe ich keine sehr klaren Chancen von Sasel gesehen. Trotzdem haben sie zwei Tore geschossen. Ich habe schon das Gefühl, dass wir heute sehr viel Spielglück hatten.“ Aber: „Wenn wir all unsere Leute wieder am Start haben, dann bin ich mit sicher, dass wir auch wieder ein anderes Gesicht zeigen werden.“