Selfie-Jubel: Selbst Bayerns Costa klaut bei Winkel!

16 Sekunden fehlen zum zweiten Sieg

01. November 2016, 20:35 Uhr

Der "Selfie-Jubel" von Torschütze Stefan Winkel (l.) und Yalcin Ceylani. Foto: KBS-Picture.de

Die Futsal-Nationalmannschaft Deutschlands hat es verpasst, ihr zweites Länderspiel der Geschichte zu gewinnen. Nachdem das Team von Trainer Paul Schomann am Sonntag gegen England noch einen 5:3-Erfolg feierte, reichte es heute Abend vor 1692 Zuschauern in der WIlhelmsburger Inselparkhalle nur zu einem 3:3-Unentschieden. Und das, obwohl die Schomann-Schützlinge bis kurz vor Schluss noch mit 3:2 in Führung lagen...

Deutschland dreht frühen Rückstand

Michael Meyer konnte wieder mit einer ansprechenden Leistung überzeugen. Foto: KBS-Picture.de

Für die Deutschen begann die Partie alles andere als vielversprechend. Bereits in der zweiten Minute geriet die Mannschaft von Paul Schomann, der in der Angangsformation Saboor Khalili als einzigen der vier Hamburger Spieler aus seinem Kader aufgeboten hatte, in Rückstand: Stuart Cook brachte die Kugel von rechts scharf nach innen, wo Robert Bettson per Brust zur 1:0-Führung für die Engländer unter die Latte vollendete.


Es dauerte allerdings nur zwei Minuten, ehe die Gastgeber zurückschlugen: Adam Fiedler leitete den Ball mit der Hacke weiter auf Daniel Fredel, der aus halblinker Position per Linksschuss unter das Gebälk erfolgreich war. Auf der anderen Seite sorgte Deutschland-Keeper Pavlos Wiegels nur eine Minute später dafür, dass das Unentschieden auch weiter Bestand hatte, als er einen Schuss von James Webb aus dem Eck fischte. Und noch einmal konnte der Goalie der Schomann-Schützlinge sein Können unter Beweis stellen – und wie: Nach einem spektakulären Seitfallzieher von Luke Balinger klärte er mit einer Glanztat (6.).

Danach hätten die Deutschen in Führung gehen können, wenn nicht gar müssen: Englands Feldspieler Russel Goldstein gelang es jedoch, einen Schuss des freistehenden Christoph Rüschenpöhler nach einem Zuspiel von Danijel Majdancevic auf der Linie zu entschärfen (7.). So dauerte es bis zur 16. Minute, ehe Deutschland sein zweites Erfolgserlebnis feiern durfte: Fiedler setzte zum Solo an und bediente von links mit einem mustergültigen Querpass Timo di Giorgio, der mit dem linken Fuß zum 2:1 vollendete. Für den Futsaler von Portus Pforzheim war dies schon das zweite Länderspieltor. Bereits am Sonntag beim 5:3-Erfolg gegen England im ersten Länderspiel einer deutschen Futsal-Nationalmannschaft hatte er einen Treffer erzielt.

Winkel trifft zur 3:2-Führung

Yalcin Ceylani zeichnete sich diverse Male aus. Foto: KBS-Picture.de

Zu Beginn des zweiten Durchgangs standen dann erstmals alle vier Spieler der Hamburger Panthers auf dem Parkett. Nachdem Khalili bereits zur Startformation auf dem Feld zählte, waren im Verlauf der ersten Halbzeit auch Michael Meyer sowie ab der 17. Minute Torhüter Yalcin Ceylani, der den angeschlagenen Wiegels ablöste, zum Einsatz gekommen. Und die Hereinnahme von Stefan Winkel sollte sich im Verlauf der zweiten 20 Minuten schnell rentieren.


Zwar musste Ceylani zunächst einen Schuss von Jon Adams mit einem Fußreflex abwehren (24.) und kassierte in der 30. Minute den Ausgleich, als Richard Ward nach einem Versuch von Douglas Reed im Nachschuss erfolgreich war, doch was folgte, war eine schöne Einzelaktion von Winkel, der sich nach einem Pass von Michael Meyer zunächst den Ball erkämpfte und dann das Leder mit der Pike aus halblinker Position im kurzen Eck versenkte – 3:2 für Deutschland! 

In der Folgezeit hatte Deutschland gleich mehrfach die Vorentscheidung auf dem Fuße: Michael Meyer vergab zwei Mal und auch Durim Elezi schaffte es nach einem Querpass von Meyer nicht, den vierten Treffer für sein Team zu erzielen. England versuchte es in den letzten beiden MInuten mit dem "Flying Goalkeeper" – und wurde belohnt: Ganze 16 Sekunden waren noch auf der Uhr, als Maximilian Kilman ungehindert durch die Deckung marschieren und den Ball zum 3:3 ins Netz jagte. 

"Diese Dramatik kam nur der Futsal"

Stefan Winkel (l.) wäre beinahe zum Matchwinner avanciert. Foto: KBS-Picture.de

"Es ist natürlich ärgerlich, dass wir am Ende noch das 3:3 bekommen. Aber ob ich jetzt der Siegtorschütze bin oder nicht: ich freue mich ganz einfach, dass ich getroffen habe. Das war für mich ganz, ganz wichtig – gerade hier in Hamburg vor meinen Freunden, sonst hätte ich mir einige Sprüche anhören müssen", erklärte Winkel, nach dessen 3:2 die Headlines der Presse bereits fertig waren, da die Uhr immer weiter gen Ende tickte.  Zu seinem extravaganten Torjubel sagte Winkel: "Mit Michi Meyer st es immer so: wenn wir ein Tor nach einer Kombination machen, dann jubeln wir mit der Fusion von Dragonball. Und mit Yalle hab ich danach noch den Selfie-Jubel gemacht, den mir Douglas Costa nachgemacht hat, nachdem ich den schon mal bei den Panthers gemacht habe. Heute hatten wir kein Handy, wollten den aber trotzdem nochmal zelebrieren."

"Diese Dramatik kann nur der Futsal", erklärte Bundestrainer Schomann nach dem Spiel mit Blick auf die letzten Sekunden des Spiels. "Das war ein klasse Futsalspiel. Wir hätten zwei Mal in Überzahl das 4:2 machen müssen, aber da haben uns die Coolheit und die Cleverness gefehlt." Trotz des Unentschiedens lobte Schomann seine Mannschaft: "Wir haben den Kampf angenommen und Akzente gesetzt." Auch von der Atmosphäre, die nicht unbedingt so hervorragend wie beim ersten Spiel am Sonntag war, zeigte sich Schomann angetan: "Die Zuschauer haben honoriert, dass die Akteure auf dem Feld vorwärts und rückwärts immer im Einsatz und in Bewegung sind und das Spiel gestalten wollen." 

Auch auf die vier Hamburger unter den Nationalspielern ging Schomann in seiner Nachbetrachtung noch einmal explizit ein: "Stefan Winkel hat einen Torriecher. Er weiß sich im rechten Moment zu lösen und findet immer den richtigen Zeitpunkt zum Abschluss. Michael Meyer hat eine enorme Dynamik. Er stellt sich seinen Gegner zurecht und sucht dann den Abschluss", sagte Schomann, "Saboor Khalili ist ein hochintelligenter Spieler. Er kann ein Spiel lesen und ahnt Szenen voraus. Und Yalcin Ceylani hat als Torwart eine enorme Präsenz. Er scheut keinen Zweikampf und schont sich selbst nicht."

Jan Knötzsch


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