Am Geburtstag: Bernes „Mini-Robben“ schießt Aufsteiger an die Spitze

Kosova-Kicker Sosnowski: „Jetzt kommt's darauf an, ob wir Eier haben“

21. August 2017, 16:53 Uhr

Die Entscheidung! "Geburtstagskind" Marco Theis (Mi.) trifft zum 3:1 und dreht jubelnd ab. Foto: timelash.de

Beide haben außergewöhnliche Fähigkeiten, einen herausragenden linken Fuß und sind nur schwer vom Ball zu trennen: Die Rede ist von Bayern-Superstar Arjen Robben und Berne-Dribbelkönig Marco Theis. Ein Vergleich der hinkt? Sicherlich befinden sich beide auf ihrem ganz eigenen Niveau in einer komplett anderen Spielklasse – und doch ähnelt sich das Spiel. So sehr, dass auch Bernes Liga-Obmann Michael Kraft sagt: „Er ist unser kleiner Robben!“ Am Sonntag feierte der „Mini-Robben“ seinen 21. Geburtstag – und das mit einem Gala-Auftritt gegen den bisherigen Hansa-Spitzenreiter Klub Kosova.

Visar Galica (li.) erzielte den zwischenzeitlichen Ausgleich für Kosova. Foto: timelash.de

„Ich habe mir in dieser noch jungen Saison schon einige Spiele angeschaut und muss – so neutral es geht – sagen, dass es eines der besten Spiele war, die ich gesehen habe“, so Michael Kraft nach dem 3:1-Triumph seiner „Berner Boys“ über Oberliga-Absteiger Klub Kosova. „Es war wirklich ein Spitzenspiel, sehr temporeich und zwei Mannschaften, die nicht mit langen Bällen, sondern technisch guten Fußball gespielt haben.“ Für den TuS war es ein Sieg, der Kosova nach drei Auftakterfolgen nicht nur von der Tabellenspitze purzeln ließ, sondern den frisch gebackenen Aufsteiger auch noch jenen Top-Platz einnehmen ließ. „Natürlich haben wir damit überhaupt nicht gerechnet“, zeigte sich auch Kraft vom herausragenden Saisonstart seiner Schützlinge äußerst angetan. „Wir wissen, dass wir eine gute Truppe haben, die jeden Gegner überraschen kann, aber trotzdem wird sich an unserem obersten Ziel nichts ändern: Das ist und bleibt der Klassenerhalt.“

Führungsschütze Haase braucht nur 60 Sekunden

Matteo Evers (re.) bereitete den Berner Führungstreffer mustergültig vor. Foto: timelash.de

Es entwickelte sich von Anfang an ein offener Schlagabtausch mit Chancen auf beiden Seiten. Die Berne-Führung nach zwölf Zeigerumdrehungen durch Marco Theis, der nach einem toll vorgetragenen Angriff einen Querpass von Matteo Evers verwertete, konterte Kosova in Person von Visar Galica. Der ehemalige „Palomat“, eigentlich Liga-Manager, schädelte einen Freistoß von Lukasz Sosnowski zum Ausgleich ein (22.). Für die 220 Zuschauer im „Bernerbeu“ blieb es auch in der Folge spannend. 20 Minuten vor dem Ende war es Johannes Haase, der nach einem schnell vorgetragenen Konter und einem Doppelpass im ersten Versuch noch hängenblieb, aber im Nachsetzen zum 2:1 einschoss (70.). Bemerkenswert: Der Ex-Sperberaner war gerade einmal 60 Sekunden auf dem Platz. Berne-Coach Frank Neben brachte ihn für den gerade neu an Land gezogenen Luis Honig (ehemals BU und Hamm United). „Er trainiert schon etwas länger bei uns mit, hat einen super Eindruck hinterlassen und passt auch gut in die Mannschaft“, erklärt Kraft.

"Marco ist erst bei 85 Prozent - aber drauf und dran zu explodieren"

Kaum zu bremsen: Marco Theis machte sich zum 21. Geburtstag selbst die Geschenke. Foto: timelash.de

Für die endgültige Entscheidung sorgte einmal mehr „Geburtstagskind“ Marco Theis. Im Vollspringt entwischte er seinem Gegenspieler, dem er einige Meter abnahm und nur noch die Haken aus der Ferne zeigte – 3:1 (78.). „Marco war wieder unser Garant und hat sich mit einer starken Leistung sowie zwei Toren selbst ein Geschenk gemacht“, gab Kraft hinterher zu Protokoll. „Er war wieder in großer Spiellaune. Trotzdem ich würde mal behaupten, dass er erst bei 85 Prozent ist. Aber er ist drauf und dran, zu explodieren.“ Kaum auszumalen, was da noch kommen wird, wenn der Linksfuß erst bei voller Stärke ist.

Die Partie hätte aber auch eine andere Wende nehmen können, wenn Sosnowski und Fatmir Arif nicht am Quergestänge gescheitert wären. „Für die Zuschauer war es super, für mich als Spieler nicht. Deren Umschaltspiel ist brutal, aber auch nur weil wir es zulassen. Wer individuell so sehr patzt, der hat es auch nicht verdient, zu gewinnen – und da nehme ich mich nicht raus“, zeigte sich Kosovas Sosnowski anschließend extrem selbstkritisch. „Wir müssen schneller lernen und nicht immer so blauäugig durch die Spiele gehen! Mir war klar, dass irgendwann Gegenwind kommen wird. Jetzt kommt es darauf an, zu zeigen, ob man Eier hat und mit einem Sieg zurückkommt“, fügte der Mittelfeldlenker an – und nimmt sich sowie seine Mitspieler in die Pflicht.

"Werden nicht unterschätzt, können aber überraschen"

Am Ende hatte der Liga-Neuling allen Grund zum Jubeln. Foto: timelash.de

Mit neun Punkten aus vier Spielen steht der TuS Berne derweil mehr als nur im Soll und sogar auf dem Hansa-Thron. Eine Momentaufnahme, mehr nicht – zumindest wenn es nach Kraft geht. „Man hört schon ab und an den einen oder anderen Zuschauer, der sagt: Wir könnten ja oben mitspielen. Aber diesen Druck werden wir komplett von der Mannschaft wegnehmen. Denn der Klassenerhalt wäre schon ein Erfolg“, verrät Kraft, der aber auch meint: „Offensiv brauchen wir uns sicherlich vor keinem Gegner verstecken.“ Abschließend bringt er die aktuelle Erfolgsstory kurz und bündig auf den Punkt: „Ich glaube nicht, dass die Gegner uns unterschätzen. Aber wir können sie überraschen.“ Das ist dem TuS Berne bereits dreimal gelungen…

Autor: Dennis Kormanjos