Oberliga
Bei Pötters "Karten-Party" - "Ich bin fast geneigt, mich bei Bramfeld zu entschuldigen"
Intensiver Zweikampf um den Ball: Bramfelds Christopher Skalnik (re.) vs. Mustafa Ercetin. Foto: Kruber
Bramfeld-Fänger Steven Pagenkop musste beim Einmarsch der Mannschaften das Torwarttrikot wechseln und letztlich mit Leibchen auflaufen. Foto: Kruber
Während Robin Polzin und Cedric Stoppel mit leerem Blick auf dem Grün am Gramkowweg Platz nahmen, hing Lars Feuerlein niedergeschlagen über der Bande neben der Bramfelder Bank. Der Frust bei den Gästen saß tief – und das nicht ohne Grund. Denn in der Tat hätte das Oberliga-Schlusslicht in den zweiten 45 Minuten zwingend in Führung gehen müssen. Doch zunächst schoss Christian Westphal eine perfekte Vorlage von Lennard Bahn aus vier Metern am kurzen Eck vorbei (50.). Dann stocherte Cedric Stoppel – praktisch von der Torlinie – ein Zuspiel von Robin Polzin am langen Pfosten vorbei (57.). Als wäre dies nicht schon Chancenwucher genug, sollte Westphal auch seinen zweiten „Riesen“ nicht zu nutzen wissen, als er aus ebenfalls allerkürzester Distanz per Kopf am stark reagierenden Gianluca Babuschkin scheiterte (63.). „Bis zum 1:0 hatte Curslack keine 100-prozentige Chance, wir dagegen drei, wo wir gefühlt ein blaues Trikot über haben und für Curslack auf der Linie klären“, trauerte auch Henning den vergebenen Möglichkeiten hinterher.
"Große Überraschung": Schubring feiert Traum-Comeback
Schiedsrichter Florian Pötter (re.) - hier im Austausch mit Gökhan Iscan - geriet nach dem Spiel aufgrund seiner ungemein kleinlichen Linie und Art der Kommunikation unter Beschuss. Foto: Kruber
Als dann auch noch Curslacks Moritz Kühn für ein absolutes Allerweltsfoul die Ampelkarte sah (65.), schien der BSV erst recht obenauf. Doch nur wenige Augenblicke später der Schock: Hamed Mokhlis verlängerte einen langen Ball von Till Witmütz – und der zum zweiten Durchgang eingewechselte Julian Künkel düpierte den in dieser Szene ganz schlecht aussehenden Patrick Lüth. 1:0 SVCN (67.)! Nachdem Lennard Bahn auf der anderen Seite ebenfalls den gelb-roten Karton sah und es fortan mit Zehn gegen Zehn weiterging (77.), feierte ein Akteur auf Hausherren-Seite seine märchenhafte Rückkehr: Top-Torjäger Marco Schubring, der von Woike bereits vor dem Spiel als „große Überraschung“ angekündigt wurde. Völlig überraschend früher als gedacht von seiner Schambeinverletzung genesen, kam er in Minute 83 in die Begegnung – und machte keine sechs Zeigerumdrehungen später den Deckel drauf, als er einen Pass von Künkel veredelte (89.). „Der sollte eigentlich ins lange Eck“, musste „Schubi“, der letztlich in die kurze Ecke traf, selbst ein wenig Schmunzeln. „Aber das ist jetzt Nebensache. Der Ball ist reingegangen – und nur das zählt.“
"Seit einer Woche komplett schmerzfrei"
Am Montag habe er „erste Teile des Mannschaftstrainings mitgemacht, da aber auch noch nicht damit gerechnet, dass ich am Wochenende schon wieder im Kader stehe. Am Donnerstag beim Abschlusstraining habe ich mir vorgenommen, ein bisschen mehr mitzumachen – und das hat bis zum Abschlussspiel angehalten“, verriet Schubring im Nachgang. „Ich fühle mich gut und bin seit einer Woche komplett schmerzfrei. Das hat sich im ersten Moment auch etwas komisch angefühlt, dass diese Schmerzen eben nicht mehr da waren, ist aber natürlich absolut positiv.“
Schiri Pötter gerät massiv unter Beschuss
Bramfelds Cedric Stoppel (li.) vollbringt das Kunststück, diesen Ball am verwaisten Gehäuse vorbei zu grätschen. Foto: Kruber
Weniger positiv war hingegen der Auftritt von Schiedsrichter Florian Pötter (FC Voran Ohe). Zunächst vergaß er die Spielbälle, dann fiel ihm beim Einlaufen der beiden Teams auf, dass das blaue Torwart-Trikot von BSV-Keeper Steven Pagenkop zu sehr dem Dress der „Deichkicker“ ähnelt. Also musste Pagenkop mit Leibchen spielen – und der Anpfiff verzögerte sich um gut acht Minuten. Während der Partie machte Pötter derweil nicht nur mit einer überaus kleinlichen Linie und gefühlten „35 Gelben Karten“, wie SVCN-Manager Schubert hinterher mit Ansage etwas süffisant zu Protokoll gab, die er verteilte, auf sich aufmerksam, sondern auch mit einer durchaus zweifelhaften Art der Kommunikation. Als sich Polzin und Witalij Wilhelm über eine Entscheidung echauffierten, soll Pötter dem Vernehmen nach nur entgegnet haben: „Ich pfeife Regionalliga, ihr spielt nur Oberliga.“ Schon vor der Begegnung hatte Schubert bei der Ansetzung leichte Bedenken. So zitierte ihn die „Bergedorfer Zeitung“ mit den Worten: „Der zieht schnell mal Rot.“ Tatsächlich saßen die Karten an jenem Nachmittag am Gramkoweg äußerst locker.
"Ohne den zwölften Mann geht es nicht - aber ohne Trainer und Spieler auch nicht"
„Man soll nicht immer auf die Schiedsrichter gucken, sondern in erster Linie seine Mannschaft coachen. Das ist alles richtig. Wir sollen auch Respekt gegenüber den Schiedsrichtern haben – das ist alles okay, finde ich absolut in Ordnung und das predigen wir auch Woche für Woche. Aber das gleiche fordern wir Trainer und Spieler auch von den Schiedsrichtern ein. Und wenn man die Spieler fragt, dann ist dieser Respekt nicht immer gegeben. Ohne Schiedsrichter geht es nicht, das ist richtig. Aber jeder sollte einen respektvollen Umgang mit- und untereinander haben“, appellierte Henning an die Schiedsrichter-Gilde. Sein Gegenüber wollte sich dazu zunächst nicht äußern, meinte dann aber mit einem Augenzwinkern: „Ungefähr 80 Prozent der Anteile des HFV-Gebäudes gehören mir, weil ich die in meiner Zeit als Condor-Trainer finanziert habe. Von daher ist es besser, wenn ich dazu nichts sage.“ Doch dann bezog Woike zumindest in Ansätzen Stellung zu jenem Thema: „Ich kann die Worte von Carsten insofern nur total unterstützen, dass das Thema Respekt an vorderster Stelle steht. Es gehören auch Emotionen dazu. Die darf auch ein Schiedsrichter haben. Die dürfen aber auch wir Trainer und die Spieler haben. Es heißt ja immer: Ohne den zwölften Mann geht es nicht. Aber ich finde, ohne Trainer und Spieler ist es auch schwierig, ein Spiel stattfinden zu lassen! Von daher denke ich, es geht nur miteinander. Auch ich habe zwei, drei Aussagen von meinen Spielern gehört, die ich so nicht treffen würde. Aber da ist ja jeder für das gesprochene Wort selbst verantwortlich.“
"Mir fehlen die Worte, meiner Mannschaft fehlten die Ideen"
Heißes Duell in der Luft: Witalij Wilhelm (li.) und Nick Mohr kämpfen um die Lufthoheit. Foto: Kruber