Oberliga

Condor vom „Vierfach-Vollstrecker“ erlegt, aber: „Wir haben uns nicht abschlachten lassen“

Erman wird für „T05“ zum Sieggarant – Gäste-Spieler Vass fliegt vorzeitig

24. März 2019, 18:24 Uhr

Komm' her, Junge: Nick Gutmann gratuliert dem treffsicheren Teutonia-Stürmer Aytac Erman (li.). Foto: KBS-Picture.de

Das letzte kleine i-Tüpfelchen wollte ihm einfach nicht gelingen. Weil Maximilian Richter im Weg stand: Der Keeper des SC Condor warf sich im Auswärtsspiel beim FC Teutonia 05 (Hier gibt’s den Live-Ticker der Partie zum Nachlesen) elf Minuten vor dem Ende in einen Schuss von Aytac Erman und verhinderte damit Schlimmeres. Wobei: Am Ausgang der Partie hätte es nichts mehr geändert, wenn Ermans Versuch im Kasten gelandet wäre. Aber am Torkonto des Teutonia-Angreifers. Der hatte bis dahin vier Mal getroffen und sich ganz eindeutig in die Rolle des „Man of the match“ geschossen. „Endlich ist bei ihm der Knoten geplatzt“, freute sich Teutonias Trainer Sören Titze, „er hatte zuletzt einfach – wie man so schön sagt – Scheiße am Schuh. Die ist jetzt weg.“ Sprach's und grinste.

Doch in der Spielanalyse Titzes tauchte auch ein großes „Aber“ auf. „Wir sind mit dem drei Punkten zufrieden. Das muss auch unser Anspruch“, konstatierte er, gab jedoch auch zu: „Das Einzige, was ich meiner Mannschaft vorwerfen muss: Wir müssen die Chancen, die da waren, nutzen Am Ende kann man Condors Torwart gratulieren, dass er drei, vier riesige Paraden macht, dass wir in vielen Situationen den besser postierten Nebenmann nicht gesehen oder kläglich vergeben haben. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Man kann nicht erwarten, dass man jede Chance nutzt und 10:0 gewinnt. Das passiert ein Mal in 100 Spielen.“ Deutlicher aber, so viel bleibt festzuhalten, hätte der Sieg der Teutonen um „Vierfach-Vollstrecker“ Erman schon ausfallen können, wenn nicht der selbst von Titze gelobte Maximilian Richter im Condor-Gehäuse ein ums andere Mal als Retter in höchster Not zur Stelle gewesen wäre. Drei Mal aber war der „Goalie“ vor der Pause machtlos. Das erste Mal in der zweiten Minute, dann nach 13 und schließlich nach 24 Minuten hörte der Sieger im Duell Ermann gegen Richter auf den Namen Richter. Besonders bitter; beim ersten Treffer verstolperte Condor die Kugel vorm eigenen Tor und leitete den Treffer so erst ein.

Neumann: „Dass du hier nach 90 Sekunden 0:1 zurückliegst – dagegen kannst du nicht antrainieren“

Condors Coach Florian Neumann (li.) und sein Assistent Fabio Ansaldo sahen den nächsten Rückschlag im Abstiegskampf. Foto: KBS-Picture.de

„Ich erzähle mittlerweile jede Woche das Gleiche. Letzte Woche gegen Dassendorf waren wir deutlich unterlegen. Dass du hier nach 90 Sekunden schon 0:1 zurückliegst – dagegen kannst du nicht antrainieren. Beim zweiten Gegentor segelt der Ball durch den Sechzehner, das dritte ist ein Elfmeter. Vorher haben wir die Chance zum 1:2“, ärgerte sich Condors Coach Florian Neumann und fügte bedient hinzu: „Es ist eine Floskel, aber es ist wahr: Wenn du vorne das Tor nicht machst, bimmelt es hinten. Es ist, seit ich hier bin, jede Woche das Gleiche: Wir haben Chancen und nutzen sie nicht. Im Gegenzug verwerten die Gegner ihre Gelegenheiten – dann stehst du mit leeren Händen da. Aber ich sage: Wir hätten auch drei Tore erzielen können, egal wie der Spielstand ist. Bis zur Roten Karte ging mehr. Aber auch hier ist der Abstiegskampf noch nicht entschieden worden. In zwei Wochen geht’s los...“, so Neumann mit Blick auf das Spiel gegen Mitkonkurrent HEBC am 14. April. Apropos Rote Karte: Die handelte sich auf Seiten des SCC Ronald Vass ein, der vor der Ausführung einer Standardsituation nachtrat (63.). Zwei Minuten später netzte Erman zum vierten Mal ein und die Messe war gelesen.

„Ich habe den Jungs gerade im Kreis gesagt: Wie sie das vom Einsatzwillen her gemacht haben – damit bin ich zufrieden. Sie haben sich nicht abschlachten lassen. Das ist ihnen hoch anzurechnen, obwohl es jede Woche auf die Mütze gibt. Eigentlich eine gute Eigenschaft. Genau deshalb glaube ich auch, dass wir am Ende über dem. Strich stehen. Dass wir da stehen – davon bin ich ganz sicher überzeugt“, gab Neumann zu Protokoll. Also ist die Überzeugung davon, dass der Kader die Qualität für die Oberliga hat, genau so groß? Die diplomatische Antwort Neumanns nach langem Überlegen: „Die ist zumindest so groß, dass wir in den nächsten drei Spielen als Sieger vom Platz gehen. Dass Mannschaften wie Altona, Teutonia, Dassendorf und Vicky in einem anderen Bereich spielen, ist klar. Ich glaube, es ist immer noch alles möglich, aber dafür müssen wir jetzt mal langsam punkten. Gegen individuelle Fehler kannst du nichts machen. Da kannst du drei Seiten auf dem Flipchart hinhängen und so was passiert trotzdem. Gegen Dassendorf nach dreieinhalb Minuten, gegen Sasel nach gefühlt 25 Sekunden und heute nach 90 Sekunden. Es ist eine Sache der Konzentration, da muss ich mich als Spieler selbst hinterfragen, ob das n Ordnung ist.“ Übrigens: Die nächsten drei Spiele bestreitet Condor gegen Meiendorf, den HEBC und Pinneberg.

Titze: „Für Hamburg wäre ein Finale gegen Altona vor 5000 Zuschauern sicher ein HIghlight“

Applaus, Applaus – aber nicht für die Chancenverwertung, die Teutonen-Trainer Sören Titze als einziges Manko bei seiner Equipe ausgemacht hatte. Foto: KBS-Picture.de

Sören Titze darf derweil in ganz anderen Sphären denken. Mit einem Nachholspiel im Rücken ist Teutonia als Tabellendritter dank Altonas Remis gegen Curslack bis auf fünf Zähler an den Spitzenreiter herangerückt. Deutet also doch alles auf ein echtes Endspiel um Titel und Aufstieg im letzten Match der Saison (17. Mai) hin, wenn der AFC die Teutonen empfängt? „So ein Finale wäre für alle Beteiligten toll. Für Hamburg wäre das sicherlich ein Highlight, wenn mit uns und dem AFC zwei Teams, die geografisch 500 Meter auseinander liegen vor 5000 Zuschauern spielen. Ich selbst als Trainer brauche so ein Endspiel nicht. Für uns wäre es ein Highlight, wenn wir es gewinnen. Dann würde ich mich freuen. Aber ich würde mich auch freuen, wenn meine Mannschaft einen Spieltag zuvor schon sicher vor Altona ist und wir keinen Punkte mehr brauchen in dem Spiel. Dann würde ich meinen Spielern auch keinen Vorwurf machen“, sagte Titze, der noch einmal klar mitteilte: „Wir beantragen die Lizenz für die Regionalliga, das haben wir immer offen kommuniziert. Das ist zu 100 Prozent sicher.“

Aber es ist auch noch Zukunftsmusik – und so ließ Titze dann vorerst doch noch die Begegnung gegen Condor weiter Revue passieren. „Wir sind gut in die Partie gekommen, haben in den ersten 30 Minuten ein gutes Tempo gespielt. Dann hatten wir jedoch eine kleine Schwächephase zwischen der 30 und 45. Minute, wo wir uns am offenen Schlagabtausch beteiligt haben. Wir haben das Spiel einfach nicht ruhig gemacht, der Ball ging hin und her. Das fand ich nicht gut. Auch nach der Halbzeit ist uns das zunächst nicht gelungen, danach haben wir es dann allerdings wieder gut gemacht“, beschied der Teutonen-Trainer, „jetzt gehen wir gestärkt in unser Nachholspiel gegen Rugenbergen, durch das wir am nächsten Wochenende im Einsatz sind (es finden am kommenden Wochenende nur Nachhol- und Pokalspiele statt, Anm. d. Red.) und bis zum letzten Spieltag keine Pause mehr haben. Das ist gut, damit wir im Rhythmus bleiben. Wir haben jetzt 16 Punkte aus sechs Spielen geholt, damit sind wir zufrieden. Allerdings muss bis zum Ende jedes Spiel auch erstmal gespielt werden. Jeder Gegner verdient Respekt. Man sieht ja, was zum Beispiel Curslack für Ergebnisse in den letzten Wochen erzielt hat.“ Nicht nur in den letzten Wochen, sondern eben ausgerechnet auch an diesem Spieltag gegen den AFC...

Jan Knötzsch 

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