Der angefressene „Aki“ und ein kleiner Held, der gar nicht spielen sollte

Osdorf und Cordi trennen sich in einem Klasse-Kick mit 3:3

04. November 2016, 23:37 Uhr

Osdorfs Spieler um Torschütze Torben Krause (Vierter v. li.) bejubeln den Treffer zum 3:3. Foto: noveski.com

Zwei Mal geführt und doch nicht gewonnen: Concordias Trainer Diamantis „Aki“ Cholevas war nach dem 3:3 seiner Equipe gegen den TuS Osdorf bedient. Sein Widerpart Piet Wiehle hingegen durfte sich darüber freuen, dass sein Team nach zweimaligem Rückstand zwei Mal zurückkam. Maßgeblich daran beteiligt: Cordis Verstoß gegen ein Verbot des Trainers und Wiehle, der sich einer Absprache mit seinem „Neuner“ Torben Krause widersetzte...

Antonio Ude hielt mit seiner Meinung nicht hinter dem sprichwörtlichen Berg zurück. „Verdammt, den muss er doch machen...“, fluchte der Stürmer des TuS Osdorf, als er in der 90. Minute des Spiels gegen Tabellenführer Concordia von seinem Trainer Piet Wiehle ausgewechselt wurde. Die Szene, die Ude meinte, hatte sich nur eine Minute vorher ereignet: Ude selbst hatte von rechts geflankt, der Ball war bei Germain Hounsiagama gelandet. Der hatte die Option, selbst aufs Tor zu schießen oder den links frei stehenden Torben Krause zu bedienen. Hounsiagama entscheid sich dafür, nicht sofort zu schießen, sondern versuchte, noch eine Drehung zu machen und dann zu schießen. Zu viel des Guten. Der Ball war weg. Die Chance zum 4:3 dahin. „Vielleicht hat er zu viel Mesut Özil im TV gesehen mit noch einer Drrehung und noch einem Haken...“, ärgerte sich neben Ude auch Wiehle darüber, dass weder Hounsiagama noch Torben Krause zum großen Helden des Spiels wurden, der den Siegtreffer erzielte.

Wiehle: „Torben ist immer für einen Geniestreich gut“

Kopfballduell zwischen Cordis Timo Stegmann (li.) und dem Osdorfer Toni Ude.

Immerhin: Für Torben Krause blieb wenigstens die Rolle des „kleinen Helden“. Kaum fünf Minuten stand der Mann mit der Nummer neun auf dem Osdorf-Trikot nach seiner Einwechselung in der 78. Minute auf dem Platz, als die Kugel zu ihm gelangte. „TK9“ fackelte weniger lange als kurz vor Schluss Teamkollege Hounsiagama und versenkte den Ball nach 82 Minuten an Cordi-Keeper Kanan Safarov vorbei im Netz. Es war der Treffer zum 3:3, dem späteren Endstand, der Osdorf gegen den Spitzenreiter einen Zähler bescherte. Und das, wo Torben Krause eigentlich doch gar nicht hätte zum Einsatz kommen sollen. „Er wollte nicht spielen, weil er permanent Schmezen im Knie und im Sprunggelenk hat, die inzwischen bis in den Nacken und den Kopf ziehen, Ihm tut quasi sein ganzer Körper weh“, verriet TuS-Coach Piet Wiehle, „aber nachdem wir so ein bescheuertes Gegentor zum 2:3 kassiert haben, habe ich mir gedacht, dass wir es jetzt mit hop oder top probieren. Und Torben ist ja immer für einen geneistreich gut...“

So eben auch diesmal – und das schmeckte Wiehles Gegenüber „Aki“ Cholevas ganz und gar nicht. „Gegen einen Aufsteiger musst du besseren Fußball spielen. Unser Spielaufbau war nicht gut. Wir müssen cleverer sein und eine zweimalige Führung auch nach Hause bringen“, ärgerte sich der Coach der Concorden, „wir dürfen uns nicht auf das Niveau der Osdorfer, die das Spiel immer wieder durch ständiges auf den Boden fallen lassen verzögern, herunter ziehen lassen. Wir sind Erster. Da ist es verboten, hier drei Gegentore zu bekommen. Ich habe klar gesagt, wer defensiv für wen zuständig ist und das an die Spieler adressiert. Das muss meine Mannschaft einfach kapieren.“

Cholevas: „Wir sind Erster – da ist es verboten, drei Gegentore zu bekommen“

Concordias Georgios Cholevas (verdeckt) brachte Cordi beim 3:2 zum zweiten Mal in Führung. Foto: noveski.com

Das „Gegentor-Verbot“ aber brachen die Cholevas-Kicker schon nach sieben Minuten: Ude breitete von rechts vor, Bennet Krause vollendete in der Mitte – 1:0 für die Hausherren. Immerhin: Cordi erholte sich von diesem Schock recht schnell und schlug nur zehn Minuten später zurück, als Maurizio d'Ursos Flanke von links bei Kevin Zschimmer landete. Dessen Aufsetzer verpasste Benjamin Bambur dann zwar, doch Lennart Müller war zur Stelle und traf zum Ausgleich. Und die „Bekkampler“ legten sogar nach: Diesmal stibitzte Torschütze Müller den Osdorfern in deren Vorwärtsbewegung den Ball und spielte d'Urso an. TuS-Torwart Claus Hencke konnte dessen Schuss zwar zunächst parieren, doch der Abpraller landete vor den Füßen von Bambur, der sich als exzellenter Torjäger natürlich nicht zwei Mal bitten ließ. Doch wie schon nach der ersten Führung des Spiels für Osdorf vergingen auch nach Cordis Führungstreffer nur zehn Minuten, ehe der erneute Ausgleich fiel: Kevin Trapps Freistoß fand den Kopf von Melvin Bonewald und der schädelte zum 2:2 ein (38.).

Nach der Pause zwang Jan Kämpfer mit einem Distanzschuss aus gut und gerne 35 Metern zunächst Hencke zu einer Glanztat, ehe Jeremy Wachter für Osdorf vergab (62.) und nur eine Minute später Ude an Wachters scharfer Heriengabe von links vorbei rutschte. So „klingelte“ es zunächst wieder auf der Gegenseite: d'Urso flankte von links in den Sechzehner, Bambur legte den Ball klug und schnell auf den zuvor eingewechselten Georgios Cholevas ab – 2:3 aus Sicht des TuS. Jener Treffer, den Wiehle später als „bescheuert“ brandmarken sollte. Überhaupt: „Wir haben uns alle drei Tore selbst reingekegelt“, befand der Osdorf-Coach. Der Rest ist bekannt: „TK9“ netzte, Hounsiagama spielte vergeblich Mesut Özil – und Referee Adrian Höhns wollte zudem bei Torben Krauses vermeintlichem 4:3 im Anschluss an einen Kopfball von Tim Jobmann den Osdorfer im Abseits gesehen haben.

Wiehle „Das 3:3 war eine Steigerung gegenüber den beiden vergangenen Spielen“

Gefangen zwischen den Beinen eines Gegenspielers: Der Osdorfer Bennet Krause. Foto: noveski.com

„Ich glaube nicht, dass Torben da im Abseits war. Aber der Schiri hat nunmal gepfiffen...“, trauerte Piet Wiehle dem möglichen Siegtreffer nach, „allerdings müssen wir die Kirche im Dorf lassen und sollten jetzt nicht durchdrehen. Das 3:3 war eine Steigerung im Gegensatz zu den beiden letzten Auftritten gegen Niendorf und Rugenbergen. Darauf und auf den einen Punkt gegen den Tabellenführer können wir stolz sein.“ Sein Team habe sich, so Wiehle weiter, den Zähler „über eine geschlossene Mannschaftsleistung, Präsenz und gewonnene Zweikämpfe, über die wir ins Spiel gefunden haben“, verdient: „Wir wollten so wenig wie möglich zulassen und wussten, dass Cordi in den letzten Wochen eine Schwächeperiode hatte und nicht so gefestigt war, wie zu Beginn der Saison.“

Das war auch Cordi-Coach Cholevas nicht verborgen geblieben – und so war „Aki“ nach Spielschluss mächtig angefressen. „Ich kann akzeptieren, dass es eine schwere Woche mit einer recht kurzen Phase zwischen dem Spiel gegen BU am vergangenen Sonntag und dem gegen Osdorf war. Aber mein Team muss kapieren, dass wir hier anders auftreten müssen. Wenn man zwei Mal führt, muss man so ein Spiel gewinnen. Unabhängig davon, ob uns Leute wie Abdel Abou Klhalil, Briant Alberti oder Finn Peters fehlen.“

Jan Knötzsch