Elf-Tore-Wahnsinn – Schlumbohm reaktiviert Piplica!

Elmshorn und Osdorf liefen sich legendären Schlagabtausch

10. Oktober 2015, 00:21 Uhr

Felix Schlumbohm war der umjubelte Matchwinner an der Wilhelmstraße. Foto: noveski.com

Osdorfs Liga-Manager Cemil Yavas wirkte nicht gerade wie ein freudestrahlender Sieger. „Über dieses Spiel werden wir intern nochmal sprechen müssen!“ Dennis Gersdorf. Trainer des FC Elmshorn, konnte sich über ein unglaubliches Fußballspektakel an der Wilhelmstraße ebenso wenig freuen. „Es wirkte fast so, als wenn beide Mannschaften hinten die Kreisliga-Spieler geparkt und vorne mit landesligatauglichen Spielern agiert haben.“ Klare Ansage des FCE-Übungsleiters, der anfügte: „Unser Defensivverhalten war eine bodenlose Frechheit!“

Die Zuschauer an der Wilhelmstraße kamen jedenfalls voll und ganz auf ihre Kosten, werden ihr Kommen mit absoluter Sicherheit nicht bereut haben. Vielleicht hatten sich ja auch so eine Art Vorahnung. Denn bereits im letzten Jahr lieferten sich beide Teams ein regelrechtes Fußballfest, das 4:4 endete. Dieses Resultat sollte noch einmal getoppt werden! Den Anfang machten die Gäste, die nach einem klaren Foulspiel von Dennis Ghadimi an Torben Krause einen unstrittigen Elfmeter zugesprochen bekamen. Sascha Blume verwandelte zur frühen Führung (5.)! Doch dann kippte das Spiel, weil das Hammonia-Spitzenteam in der Defensive so offen wie ein Scheunentor war. Patrick Hiob setzte den überragenden Dennis Ghadimi gleich zweimal in Szene und der „Flügelflitzer“ machte aus dem 0:1 ein 2:1 (16., 29.)! Als Hiob höchstselbst ein Zuspiel von Jannik Ruhser zum 3:1 einschoss (35.), schien bereits eine kleine Vorentscheidung zugunsten des Außenseiters gefallen.

Ghadimi-Brüder der Elmshorner Schlüssel

Doch dann das: Elmshorn scheiterte am Quergebälk, vergab die Möglichkeit auf das 4:1, ehe Osdorf im Gegenzug durch Torben Krause ins Spiel zurückkam. Der Offensivakteur, der vom Gegner einmal mehr nicht zu halten war, drehte sich um seinen Gegenspieler und schoss gekonnt ins rechte untere Toreck ein (38.)! Noch vor der Pause fiel der Ausgleich: TuS-„Captain“ Bennet Krause nagelte die Pille nach einem ruhenden Ball in den linken Knick (44.) – 3:3! Wer nun allerdings glaubte, das wäre der Deckel auf eine unfassbare erste Spielhälfte gewesen, der sah sich getäuscht. Ömer Aygün bediente Adrian Ghadimi, der Dennis Wolf keine Abwehrchance ließ – 4:3 Elmshorn (45.)! „Die Ghadimi-Brüder konnten über die Außenbahn machen, was sie wollten“, ärgerte sich Yavas. Während Gersdorf konstatierte: „Mir war vor dem Spiel klar, dass sie unsere Schlüsselspieler sein werden. Wir wussten ja, dass Osdorf hinten sehr offen steht und anfällig ist. Dieses Spiel war auf die Ghadimis zugeschnitten.“

Erneut bot sich den Hausherren die Chance, die Führung auszubauen. Doch Wolf zeigte gegen Hiobs Schuss in den Winkel sein ganzes Können. Die Folge: Felix Schlumbohm mit einer scharfen Hereingabe von links, die der einmal mehr weit aufgerückte Bennet Krause über die Linie beförderte (55.)! Eines muss man den Gersdorf-Schützlingen zu Gute halten: Sie gaben sich nie auf, sondern stemmten sich trotz diverser Nackenschläge gegen eine drohende Niederlage. Adrian Ghadimi mit einer präzisen Flanke – Hiob schädelte zum 5:4 ein (56.). Wahnsinn! Doch es ging weiter. Elmshorns blutjunger Keeper Jannik Reichel parierte gegen Torben Krause und war auch beim Nachschuss von „Toni“ Ude zur Stelle. Aller guten Dinge sind drei, dachte sich Sven Müller und staubte schließlich doch zum 5:5 ab (65.)! Eine Viertelstunde vor Ultimo die Entscheidung in einem völlig verrückten Fußballspiel: Schlumbohm tankte sich auf links durch. Halb Flanke, halb Torschuss – senkte sich seine Bogenlampe und landete samt FCE-Fänger Reichel in den Maschen (76.)! Der 18-jährige Torsteher gab hier alles andere als eine glückliche Figur ab, was Gersdorf auch zu dem flapsigen Spruch veranlasste: „Im Vergleich dazu war der von Piplica vor einigen Jahren schwer haltbar.“

„Das war eine bodenlose Frechheit!“

Dennoch nahm der 35-Jährige seinen Torhüter aus der Schusslinie. „Er ist noch so jung, hat wirklich eine Menge Talent und einige Dinger noch super gehalten. Unser Flutlicht ist halt nicht das Beste.“ Zum Spiel seiner Mannschaft fand er hingegen überaus deutliche Worte: „Das Schlimme ist ja: Wir schießen unsere Tore alle nach Kontern, was wir uns auch vorgenommen haben, aber kassieren alle sechs Tore in Überzahl. Darüber wird noch zu reden sein. Das ist nicht mal bezirksligatauglich und eine bodenlose Frechheit! Eigentlich hätten wir heute nichtsdestotrotz acht oder neun Tore machen müssen.“ Yavas gab abschließend zu Protokoll: „Dieses Spiel ist kaum in Worte zu fassen. So ein Ergebnis habe auch ich noch nie erlebt. Elmshorn war die bissigere Mannschaft, hat die Bälle immer wieder schön in die Gasse gespielt. Wir kamen mit der Größe des Platzes irgendwie nicht klar, haben uns viel zu viele Ballverluste geleistet und sind in jeden Konter gelaufen. Das einzig Positive sind die drei Punkte!“