Vincent Boock (re.) - hier im Duell mit Tayfun Can - bereitete im torreichen ersten Durchgang zwei Tore des ETSV direkt vor. Foto: Bode

Nicht nur Kämpfer, Karschau, Siemsen, Monteiro Branco und Boock blicken auf eine Vergangenheit beim SCV zurück. Auch Klaas Kohpeiß stürmte vier Jahre lang für den Eimsbütteler Traditionsverein. Keine fünf Minuten dauerte die Rückkehr an die einstige Wirkungsstätte, da eröffnete der 30-jährige Angreifer den ETSV-Torreigen nach einem kapitalen Bock in der Hausherren-Hintermannschaft auf Zuspiel von Boock. Die Ex-Victorianer machten gegen die ehemaligen Kollegen keine halben Sachen – auch in der Folge nicht!

Innenverteidiger Siemsen veredelte gleich zwei ruhende Bälle von Monteiro Branco: Erst einen Freistoß unbedrängt mit dem Kopf (13.), dann eine Ecke per Volley unter die Latte (32.)! Das spielerische Highlight der ersten 45 Minuten aus Sicht des Oberliga-Neulings vom Mittleren Landweg: Kohpeiß leitete einen Pass von „Balleroberungs-Maschine“ Eudel Monteiro per Hacke in den Lauf von Boock weiter. Dieser steuerte blank auf Henrik Bahlmann zu und legte uneigennützig quer für Fabio Parduhn, der keine Mühe mehr hatte – 0:4 (38.)!

"Das ist schon frech"

Yannick Siemsen (li.) bejubelt seinen Kopfballtreffer zum 2:0 mit Eudel Monteiro. Foto: Bode

Vicky konnte zwar auch ein ums andere Mal das fußballerische Potenzial andeuten, wurde bei Gegenstößen aber regelrecht überrollt und bekam bei Standardsituationen keinerlei Zugriff auf den Gegner. Und der Meister der Landesliga Hansa demonstrierte eindrucksvoll, dass man nicht nur gekommen ist, um in der Oberliga zu bleiben. Beispiel: Der zur zweiten Halbzeit eingewechselte Marcel Andrijanic zeigte seine Klasse und Fähigkeiten, als er das Spielgerät aus 14 Metern in „No-Look-Manier“ ins kurze Eck beförderte (57.)! „Das ist schon frech“, war von der Bank der Gäste zu vernehmen.

Obwohl der Zug der Eisenbahner auch danach noch mehrfach auf das Gehäuse der Krause-Kicker zurollte, war den Blau-Gelben zumindest der Schlussakkord in Form eines Tores vorbehalten: Der quirlige Charles Kouakou schloss nach einer Stafette über Alexander Borck, Darijo Maksimovic und Lionel Lingani zum 1:5-Endstand ab (82.). Ein kleiner Schönheitsfleck auf der ansonsten blütenweißen Weste der Cholevas-Mannen. Doch der neue Chef war aufgrund der Hochzeit seines Sohnes Matthias – unsere herzlichsten Glückwünsche! – gar nicht zugegen. Stattdessen trieb das alt-bewährte Aufstiegs-Duo Märtens/Huremovic den Hansa-Meister zur Höchstleistung.

"Alle wollen, alle haben Bock – und dann sieht das so aus"

Neuzugang Fabio Parduhn (re.) dankt Vincent Boock für dessen uneigennützige Vorarbeit zum 4:0-Pausenstand für die Eisenbahner. Foto: Bode

„Wir nehmen das mal so mit“, wollte Matthias Märtens das Ergebnis nicht allzu hoch bewerten. „Trotzdem bleiben wir demütig“, verneinte er auch auf Nachfrage, ob das die erste Duftmarke des Aufsteigers in Richtung mehr war. „Das war unser zweites Spiel und wir haben gerade mal zwei Wochen trainiert. Wir sind noch in der Findungsphase“, erwiderte Märtens. Aber: „Dass wir brutale Qualität haben und die Spieler das richtig gut umgesetzt haben, das hat man heute gesehen. Alle wollen, alle haben Bock – und dann sieht die erste Halbzeit auch so aus, wie sie ausgesehen hat.“

Dass insbesondere die vom Gegner an den Mittleren Landweg gewechselten Spieler zu den Hauptprotagonisten avancierten, sei „geil – und ich gönne es den Jungs auch, dass die sich heute so gut präsentiert haben. Aber gerade in der ersten Halbzeit traue ich mich nicht, irgendjemanden heraus- oder hervorzuheben. Alle waren einfach stark!“ Nichtsdestotrotz musste auch der künftige „Co“ unter Neu-Coach „Aki“ Cholevas konstatieren: „Was Branco in seinem Fuß und Siemsen für eine Präsenz hat – das ist schon krass. Aber heute haben wirklich alle abgeliefert!“

"Das war schon echt doll"

Während Darijo Maksimovic (li.) nach Wiederanpfiff ein Strafstoß verwehrt wurde, trumpfte der eingewechselte Regionalliga-Zugang Marcel Andrijanic mit einem "No-Look-Tor" auf. Foto: Bode

Und Vicky? „Man muss ja immer gucken: Wo kommen wir her? Und mit welcher Erwartungshaltung gehst du in so ein Spiel rein? Es war klar, dass wir heute nicht die Mannschaft sein werden, die den ETSV hinten reindrücken und daher spielen wird“, urteilte Krause, dem einige Schützlinge fehlten. „Ich finde, dass wir in der ersten Halbzeit durchaus auch gute Lösungen mit Ball gefunden haben. Aber uns hat der letzte Punch auf der letzten Linie gefehlt. Und bei den Gegentoren haben wir uns einfach schlecht angestellt. Mit 0:4 in die Pause zu gehen, war schon echt doll“, machte er keinen Hehl darauf – und befand: „In der zweiten Halbzeit hat man gemerkt, dass wir auch personell auf der letzten Rille gehen.“ Dennoch sei er mit dem Auftreten nach der Pause „nicht zufrieden“ gewesen, „weil wir uns da zu sehr versteckt und nicht das gespielt haben, was wir wollen“.

Da man sehen will, „wo unsere Stärken und Schwächen sind“, damit man daraus auch die Erkenntnis ziehen kann, „was wir besser machen müssen“, habe man ganz bewusste starke Gegner in der Vorbereitung ausgewählt, erklärte Krause – und konstatierte abschließend: „Man hat schon gesehen, dass das eine Mannschaft ist, die ganz oben mitspielen will und vielleicht auch muss – und auf der anderen Seite eine Mannschaft war, die sich noch findet.“