Haarspitzen, Kunst, Abstauber – Kurczynski nimmt Druck raus!

Buxtehude ärgert den Primus 58 Minuten lang

16. Mai 2015, 00:17 Uhr

Alle still sein! Mit seinem Dreierpack hatte Kristof Kurczynski (M.) alle Argumente auf seiner Seite. Foto: noveski.com

„Der Druck wurde immer größer“, wusste auch Kristof Kurczynski, der genauso wie seine Mannschaftskollegen im Offensivverbund der TuS Dassendorf lange Zeit kaum zur Entgeltung kam. Der BSV Buxtehude machte die Räume eng, stand sehr tief und überließ dem Spitzenreiter das Spiel. Doch die „Wendelwegler“ konnten mit dem vielen Ballbesitz kaum etwas anfangen. Immer wieder hatte Buxtehude ein Bein, den Kopf oder was auch immer zur Verfügung stand dazwischen. Bis zur 58. Spielminute, als Kurczynski höchstselbst den Bann brach.

Für den BSV war es gleich in mehrerlei Hinsicht ein besonderes Spiel: nicht nur, weil sich der Primus an der Jahnhöhe die Ehre gab, sondern auch, da es das letzte Heimspiel in dieser Saison war. Und da gehört es zum guten Ton, dass der eine oder andere Spieler verabschiedet wird. In Buxtehude waren dies „Stimmungskanone“ Kevin Hahn und Keeper Sebastian Menzel, den es zum Klub Kosova zieht. Allen voran stand aber die Ehrung von Coach René Klawon im Mittelpunkt, der den BSV vor sechs Jahren in der Bezirksliga übernahm und bis in Hamburgs höchste Spielklasse führte. Respekt dafür!

Buxtehude mit starkem Tshidibu und etlichen Sponsoren

Torwart Sebastian Menzel (r.) bekam zum Abschied Blumen und warme Worte seinen Coaches. Foto: noveski.com

Die ersten 45 Minuten waren hingegen von den äußerst amüsanten Stadiondurchsagen geprägt. Auf dem Platz passierte nicht viel, auch, weil die Hausherren taktisch sehr gut eingestellt waren und den Gästen das Leben schwer machten. Ansonsten wurde im Fünf-Minuten-Takt alles und jedem für sein Sponsoring in dieser Saison gedankt. Bei der Anzahl an „Geldgebern“ müsste man meinen, dass Buxtehude kurz vor einem Bundesliga-Aufstieg stünde. Auf dem Grün stellte vor allem Jean-Marc Tshidibu seine Klasse unter Beweis, indem er hinten gleich zweimal in letzter Not klärte (9., 37.) und vorne zwei Angriffe einleitete, die schlussendlich aber verpufften.

Menzel verletzt raus, Kurczynskis Haarspitzen im Abseits?

Voller Einsatz: Auch Kevin Hahn (l.) warf sich in seinem letzten Spiel noch einmal voll rein. Hier gegen Adam Hamdan. Foto: noveski.com!

Nach dem Wechsel hatte der Underdog sogar die große Chance zur Führung, als Dennis Maschmann aus dem rechten Halbfeld flankte und Kepper Sousa da Silva mit seinem Kopfball um Haaresbreite das lange Eck und den heran rauschenden Kevin Hahn verfehlte (48.). Auf der anderen Seite rasselten Defensiv-Allrounder Tshidibu und Torsteher Menzel nach einem Dassendorfer Pass in die Spitze zusammen. Der Keeper musste lange behandelt werden und humpelte schließlich vom Platz. Ein bitterer Rückschlag für den BSV – gute Besserung, Sebastian Menzel (57.). Michael Hopp war keine 60 Sekunden auf dem Platz, als André Ladendorf einen Möller-Eckball von rechts wuchtig auf den zweiten Pfosten köpfte, wo Kurczynski auf der Linie stehend mit den Haarspitzen noch dran war und das Leder letztlich über die Linie bugsierte! „Ich war noch dran, aber der Kopfball von André wäre wohl auch so rein gegangen“, gab der Torschütze hinterher zu Protokoll. Das Kuriose an dem Treffer: nicht nur die Buxtehuder wähnten Kurczynski im Abseits. Während Schiedsrichter Dr. Uwe Strohbach (GW Harburg) den Arm hob, was auf einen indirekten Freistoß hindeutete, zeigte Assistent Hasan Öcalan an: Tor! Nach kurzen Irritationen war klar: die Gäste führten!

Schiri Strohbach und Assistent Öcalan fehlt der Überblick

Kristof Kurczynski (l.) bejubelt seinen lupenreinen Hattrick mit Henrik Dettmann. Foto: noveski.com

Keine fünf Zeigerumdrehungen darauf fing das Schönteich-Ensemble einen Buxtehuder Freistoß ab und schaltete blitzschnell um: erneut wurde Kurczynski auf rechts in Szene gesetzt und dieser krönte sein Solo mit einem Schuss – oder sollte es doch eher eine Flanke werden – aus circa 27 Metern, der lang und länger wurde, den verdutzten Hopp überwand und mit Hilfe des linken Innenpfostens im Netz einschlug – ein herrlicher Treffer des Polen (63.)! Der Drops war gelutscht – allerdings hatte das Schiedsrichter-Gespann noch einen Lacher auf seiner Seite: wieder fehlte dem Unparteiischen der Überblick und die Kommunikation mit Assistent Öcalan, der eine Dassendorfer Abseitsstellung anzeigte. Strohbach übersah dies jedoch, wurde von Außenstehenden und auch von der Dame auf der anderen Seite, Katrin Schubert, darauf aufmerksam gemacht. Als Strohbach einen Blick hinüber warf, wedelte Öcalan abermals wild gestikulierend mit der Fahne. Der Meister nutzte die Konfusion: Warmbier schickte den eingewechselten Alexander Bogunovic, der freistehend noch an Hopp scheiterte. Doch den Abpraller drückte Kurczynski über die Linie und machte seinen lupenreinen Hattrick damit perfekt (76.)!

„Ultimative Vorfreude aufs Finale“ – „Sponsor“ Funk räumt ab

Besonders herzlich fiel die Verabschiedung von René Klawon aus. Foto: noveski.com

„Wir haben uns lange Zeit schwer getan, aber letztlich war es nur eine Frage der Zeit, bis der Ball mal reingeht. Nächste Woche machen wir die Meisterschaft klar!“, gab sich Kurczynski äußerst selbstbewusst. Sein Coach bilanzierte: „Es war eine reine Nervensache und wurde von Minute zu Minute natürlich spannender. Ich denke, dass man in der ersten Halbzeit nicht gesehen hat, dass wir eigentlich in der Pole Position sind. Darauf musste ich in der Pause noch einmal hinweisen. Nach dem 1:0 ist natürlich eine ganze Menge von uns abgefallen. Es war klar, dass es heute keine Schönheitspreise zu gewinnen gibt. Jetzt haben wir das ultimative Finale und ich befinde mich schon im Vorfreude-Modus.“ Sein Gegenüber, René Klawon, war mit dem Auftritt alles andere als unzufrieden: „Wir haben das wirklich ordentlich gemacht – vor allem in der ersten Halbzeit. Dann kam die Verletzung von Basti, die natürlich ärgerlich für uns war“, und kommentierte die Gegentore wie folgt: „Wir haben im Vorfeld darauf hingewiesen, dass die Standards immer am zweiten Pfosten runter kommen. Genauso fiel dann das 0:1. Den Zweiten muss Michi halten und zum Dritten muss ich wohl nicht viel Worte verlieren...“ Dass er am Abend ein allerletztes Mal auf der Trainerbank der „Blau-Gelben“ Platz genommen hat, sehe er aktuell noch „sehr gelassen. Zum jetzigen Zeitpunkt hat sich noch nichts verändert.“

Für die TuS endete der Abend hingegen in einem vollen Erfolg. Sponsor Michael „Kobra“ Funk bewies im Tippspiel den richtigen Riecher und traf den Nagel mit seinem 3:0 sprichwörtlich auf den Kopf. Da er dieses Resultat als einziger Teilnehmer korrekt voraus sagte, wurde ihm die Ehre zu Teil, dass er eine Dauerkarte für die kommende Saison des BSV Buxtehude gewann. Na dann, herzlichen Glückwunsch!

Der LIVE-Ticker zum Spiel:

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