HUFC is back! „Überlegenheit sieht nur von unten aus wie Arroganz“

„Der Verein widmet diesen Aufstieg Uli Schulz“

05. Mai 2018, 00:34 Uhr

Spieler und Offizielle feiern mit den Fans die Bezirksliga-Meisterschaft und den direkten Wiederaufstieg in die Landesliga. Glückwunsch!

„Wir sind wieder da!“, schrie Jörn Heinemann sein Glück heraus, ehe der Präsident von Hamm United nach dem 2:0-Sieg über die U23 von Altona 93 und dem damit verbundenen Wiederaufstieg in die Landesliga eine Floskel bemühte, die in diesem Fall jedoch absolut zutreffend ist: „Man kann immer mal hinfallen, man muss nur wieder aufstehen. Und ich finde, dass ist uns mega stark gelungen. Man hatte uns abgeschrieben, jetzt sind wir wieder da!“ Dort, wo die „Geächteten“ nach eigenem Bekunden hingehören – und Uli Schulz sie einst hinführte. Heinemann: „Der Verein widmet diesen Aufstieg unserem ehemaligen Trainer Uli Schulz, der zurzeit leider im Krankenhaus liegt. Der ganze Verein und die gesamte Truppe wünscht ihm gute Besserung!“ Dem schließen wir uns nahtlos an!

„Hätten wir einen Pascal Pietsch heute bei uns im Sturm gehabt, hätten wir das Spiel gewonnen. Da bin ich mir sicher“, wusste auch AFC-U23-Coach Heiko Knispel, wer am Ende den Unterschied ausmachte. Denn: Seine Altonaer hielten lange Zeit nicht nur gut mit, sondern waren im zweiten Abschnitt auch das spielerisch bessere Team im Hammer Park gegen den Spitzenreiter der Bezirksliga Süd, dem ein Punkt zur Meisterschaft langte. „Wir haben das Spiel – speziell in der zweiten Halbzeit – über weite Strecken beherrscht und kontrolliert. Auch nicht eine Chance zugelassen. Aber am Ende sieht man dann halt die Klasse, die Hamm hat – besonders in der Offensive. Da ist man einmal unkonzentriert und das wird dann sofort bestraft. Das ist uns in dieser Saison zu oft passiert. Wir sind in vielen Spielen zumindest ebenbürtig, aber uns fehlt dann einfach die Abgezocktheit – auch, weil wir noch extrem jung sind.“

HUFC auf Punkt aus - doch Pietsch hat etwas dagegen

Manager Jassi Huremovic (li.) dankt seinem Doppeltorschützen Pascal Pietsch.

Doch zurück zu Pascal Pietsch. Der Torjäger des HUFC war über weite Strecken auf sich allein gestellt. Nicht zuletzt, weil Trainer Thorsten Bettin seine Mannen so einstellte, dass der erforderliche eine Punkt her sollte – egal wie. „Ja, das war die klare Ansage“, gab der Übungsleiter hinterher zu. „Du brauchst diesen einen Punkt. Darauf haben wir in erster Linie auch gespielt, kein Gegentor zu bekommen. Wir waren sehr defensiv aufgestellt, haben den Gegner kommen lassen und wollten auf den Fehler warten.“ Doch Pietsch war mit jenem einen Zähler offenbar so gar nicht einverstanden. „Ich wollte nicht mit einem Punkt Meister werden, sondern unbedingt gewinnen und treffen!“ Gesagt, getan. Nachdem HUFC-Keeper Samuel Graudenz – verhinderte mit einer Riesenparade gegen Tom Münster einen frühen Rückstand (11.) – in den ersten 45 Minuten die gefährlichsten Aktionen der „Geächteten“ mit weiten Abstößen (!) genau in den Lauf von Pietsch einleitete, bekam dieser kurz vor Ultimo die große Chance, den Luckypunch zu setzen. Nico Fischer setzte sich auf der linken Seite stark durch. Sein Schuss wurde jedoch abgeblockt, landete aber vor den Füßen von Pietsch, der aus spitzem Winkel mit einem herrlichen Heber zum 1:0 vollendete und die Meisterkorken knallen ließ (87.)!

Huremovic: „Wir standen nach dem Elazig-Siel komplett ohne Mannschaft da“

Die Meistershirts der „Geächteten“.

In der Nachspielzeit machte der ehemalige Bergedorfer sogar noch das Zweite, als er einen wunderbaren Diagonalpass von Ilir Aliu aus 13 Metern halbrechter Position ins lange Toreck jagte (90. +3.)! Nun konnten die Meistershirts mit der zu Hamm passenden Aufschrift „Überlegenheit sieht nur von unten aus wie Arroganz“ rausgeholt werden. „Altona war spielerisch besser“, gab der Matchwinner anschließend unumwunden zu. „Am Ende haben wir Glück gehabt, wie in vielen Spielen davor auch. Trotzdem sind wir verdient Meister geworden!“ Daran besteht angesichts der Zahlen überhaupt kein Zweifel. 16 der letzten 17 Spiele wurden gewonnen, eine Partie endete mit einer Punkteteilung (2:2 bei Dersim II). „Wir haben zwar eine sehr gute Saison gespielt, aber jetzt, wo es ins Kopfkino geht, hat man das der Mannschaft auch angemerkt. Es war eine schwere Geburt heute und ziemlich zäh. Das typische Spiel, wenn du noch einen Punkt brauchst“, befand Bettin. Während Samuel Graudenz, der dienstälteste „Hammer“, betonte: „Der Aufstieg ist uns allen sehr, sehr wichtig. Das ist ein Erfolgserlebnis, auf dem wir wieder aufbauen können.“ Apropos Aufbau: „Nachdem wir für uns alle überraschend abgestiegen sind, weil wir aber auch katastrophal gespielt haben, hatten wir das große Problem, dass wir nach dem Elazig-Spiel (letztes Landesligaspiel der Vorsaison; Anm. d. Red.) keine Mannschaft mehr hatten. Es waren keine Zusagen da, jeder hat sich von uns abgewandt“, so Manager Jassi Huremovic, der dann in gewohnter Manier Klartext sprach: „So kurz nach dem Spiel sagt man vielleicht Dinge, die man später bereut. Aber das werde ich nicht bereuen, was ich jetzt sage. Keiner von denen, die weg gegangen sind, wird jemals wieder für Hamm United spielen, so lange ich hier bin!“

Bettin: „Ich muss selbst nochmal überlegen, ob ich das noch möchte“

Der Dank von Spielern und Verantwortlichen an die treuen Anhänger.

Stattdessen hob Huremovic, der dem Verein trotz einiger Überlegungen erhalten blieb („Ich war dafür mitverantwortlich, also konnte ich all die Leute nicht im Stich lassen“), die Jungs hervor, „die sich dazu bereit erklärt haben, uns beim Neuaufbau zu helfen – auch Spieler aus höheren Ligen, die dafür in die Bezirksliga gekommen sind. Und ich möchte wirklich niemandem zu nahe treten, aber die Bezirksliga ist eine Liga, da möchte ich nicht mehr spielen. Da war ich schon mal und bin mit Hamm United vor neun Jahren, damals noch als Spieler, aus dieser Liga aufgestiegen. Jetzt bin ich mehr als glücklich, den Verein wieder da hingeführt zu haben, wo er hingehört. Ich freue mich für die Fans und für die Spieler und sage einfach nur ‚Danke‘, auch wenn ich oft ein Kotzbrocken war. Ich habe viele Spieler angefahren, weil ich nichts mehr hasse, als zu verlieren! Das kann ich einfach nicht und wollte das auch den Jungs beibringen. Manchmal habe ich da vor der Mannschaft vielleicht auch über die Stränge geschlagen“, plauderte Huremovic ein wenig aus dem Nähkästchen, ehe er die enorme Bedeutung der eigenen Anhänger in den Vordergrund stellte: „Ich kann den Fans, die trotzdem zu uns gehalten haben, nur einen riesengroßen Dank aussprechen!“

Nun könne man sich „auf ein Hamm United freuen, das auf jeden Fall nicht wieder in die Bezirksliga will und dementsprechend auch versuchen wird, in der Landesliga eine ordentliche Rolle zu spielen“, so Torhüter Graudenz. In welcher Konstellation das dann sein wird, steht noch nicht fest. Denn: Die Zukunft von Bettin ist noch unklar. „Wir haben noch nicht gesprochen, es ist noch alles offen. Ich muss mir auch selbst nochmal überlegen, ob ich das noch möchte. Für uns war erstmal primär das Ziel, aus dieser Klasse wieder rauszukommen. Das war unsere Aufgabe – und die haben wir jetzt erstmal erfüllt.“

Die Feier mit den Fans...

Autor: Dennis Kormanjos