Farmsen bemüht den „Fußball-Gott“ – aber: „So spielt kein Absteiger!“

Poppenbüttel-Knipser Lindholm schießt FTV fast in die Kreisklasse

14. Mai 2017, 18:22 Uhr

Jubelnde Poppenbütteler nach dem Führungstreffer und hadernde Hausherren.

Seit Dezember ist Turgut Ceylan Trainer des abstiegsbedrohten Kreisligisten Farmsener TV. Wie sehr er sich mit der Aufgabe nach nicht mal sechsmonatiger Tätigkeit bereits identifiziert, zeigte sich nach der knappen 0:1-Heimpleite gegen Top-Team SC Poppenbüttel. „Ich muss meiner Mannschaft ein mega großes Lob aussprechen! Ich hätte es mir für die Truppe so sehr gewünscht, dass sie mindestens einen Punkt holt. Denn den hätte sie verdient gehabt“, sagte der Übungsleiter mit leicht zittriger Stimme. Kein Wunder, dass Ceylan mit den Emotionen zu kämpfen hatte – denn die Niederlage machte die Hoffnung auf den Klassenverbleib fast zunichte.

Die Leitung nach Meiendorf stand. Gute Nachrichten hatten die „Spione“ des Farmsener TV aber keine zu vermelden. FTV-Kontrahent SC Condor III siegte nämlich beim MSV II mit 2:1. Bedeutet im Umkehrschluss: Die zuvor punktgleichen „Raubvögelchen“ zogen bis auf drei Punkte davon und haben zudem das deutlich bessere Torverhältnis vorzuweisen. Noch bitterer für die „Rot-Weißen“, dass auch die VSG Stapelfeld – einige Spieler und Funktionäre weilten unter den Zuschauern – gegen Spitzenreiter Ahrensburg ein vorher kaum für möglich gehaltenes 1:1 ergatterte, ebenfalls auf drei Zähler weggezogen ist und aufgrund der mit Abstand besten Tordifferenz dieser drei Teams zu 99 Prozent die Liga gehalten hat. „Wir werden bis zur letzten Minute alles geben!“, hat Ceylan das große Ziel nichtsdestotrotz immer noch nicht abgehakt.

Der "außergewöhnliche Torjäger" trifft in unnachahmlicher Manier

Sein Team bot dem Tabellendritten in der Anfangsphase zwar Paroli, musste dann aber Chance um Chance über sich ergehen lassen. Erst wurden zwei vermeintliche Abseitstore nicht anerkannt. Während die erste Situation klar zu sein schien, gab Schiedsrichter Patrick Grunau in der zweiten Situation zunächst den Treffer. Nach einer herrlichen Kombination über Jan Erdmann, Dennis Bünger und Alexander Lauschat beförderte Torben Lindholm das Runde ins Eckige (17.). Nach Beratung mit seinem Assistenten nahm der Unparteiische seine erste Entscheidung allerdings zurück. Da auch Erdmann (25.), Lindholm (34.) sowie Lauschat, dem im Eins-gegen-Eins mit Farmsen-Fänger Torben Bohnhoff die Nerven versagten (38.), ihre Hochkaräter nicht zu nutzen wussten, blieb es zur Pause beim knappen 1:0 für die Gäste. Und dieses Tor allein war das Eintrittsgeld wert.

Bünger schickte den links startenden Lindholm. Der „Goalgetter“, der im Sommer zu Landesligist SCALA wechselt, zog einen unnachahmlichen Spurt an, ließ sich auch von Kevin Niemeyers Attacke nicht bremsen und streichelte die Kugel aus nahezu unmöglichem Winkel – fast von der linken Grundlinie – in den rechten Knick (31.)! „Das macht er natürlich stark“, befand auch sein Trainer Bastian Bruhn, der mit einem Schmunzeln anfügte: „Wobei man auch sagen muss: „Wenn er auch nur die Hälfte seiner Chancen genutzt hätte, wäre er jetzt mit 60 Treffern Torschützenkönig der Liga. Aber es steht völlig außer Frage, dass Torben ein außerordentlicher Torjäger ist. Der Schritt in die Landesliga ist absolut richtig.“

"Das war grausam von den Grünen und von den drei Herren in blau"

Die Hausherren hatten eine gute Möglichkeit in Person von Tim Hochheiser, der nach einem lang gezogenen Freistoß zum Kopfball hochstieg – doch Andreas Neumann im SCP-Gehäuse blieb Sieger (19.). „Der Gegner macht nichts. In der ersten Halbzeit spielen wir sie an die Wand, da müssen wir eigentlich mit vier Toren vorne liegen“, konstatierte Bruhn, dessen Mannen das Fußballspielen nach der Pause jedoch weitestgehend einstellten. „Das war grausam von den Grünen (Poppenbüttel spielte in Grünen Trikots; Anm. d. Red.) und von den drei Herren in blau“, fügte Bruhn an. Das Gespann hatte tatsächlich nicht den allerbesten Tag, wirkte oftmals sehr unsicher und hatte keine klare Linie. Bestes Beispiel war die 75. Spielminute, als Lindholm vom wirklich starken FTV-Keeper Bohnhoff von den Socken geholt wurde. Referee Grunau deutete auf den Punkt, ließ sich aber ein weiteres Mal überstimmen – und das von seinem Assistenten auf der gegenüberliegenden Seite.

"Ein großes Problem, wenn du auf Schützenhilfe von Dritten angewiesen bist"

Wenige Augenblicke zuvor forderte der Abstiegskandidat einen Strafstoß, als Nicolas Schütze einen Deut vor dem herausstürzenden Neumann mit dem Kopf an den Ball kam und dann zu Boden sank. „Man kann ihn geben, weil Nico eher am Ball ist und der Torwart ihm dann an den Kopf greift. Ich bin der Meinung, es war ein Elfmeter“, so Ceylan. Schon einige Minuten vor jener Szene hatte Schütze nach einer Jeminovic-Flanke den Ausgleich auf dem Fuß, scheiterte aber an Neumann (65.). Während Erdmann das Spielgerät nach feiner Kombination über Onur Cepni und Lindholm an den Pfosten bugsierte (50.). „Nachdem wir eine wirklich gute erste Halbzeit gespielt haben, haben wir uns in der zweiten so ein bisschen die Laune verdorben, indem wir es einfach nur über die Zeit gebracht haben“, bilanzierte Bruhn. Sein Gegenüber bemüht hingegen die Rest-Hoffnung: „Das Problem ist natürlich, wenn die direkten Konkurrenten es selbst in der Hand haben. Man kann da nur auf Schützenhilfe von Dritten hoffen – und ich wünsche mir, dass es noch klappt. Denn die Truppe hat es verdient. Wir hatten viel Verletzungspech und sind immer wieder zurückgekommen. Und so wie heute spielt definitiv kein Absteiger! Das war eine Mega-Leistung!“