Pfosten-Frust: Aluminium steht Wedels Sieg im Weg

Gastgeber und Osdorf trennen sich mit einem 1:1-Remis voneinander

19. Februar 2017, 20:03 Uhr

Osdorfs Keeper Patrick Hartmann klärt vor den beiden Wedelern Eric Agyemang (li.) und Furkan Pinarlik. Foto: KBS-Picture

Am Ende fuhr jeder einen Punkt ein – doch beim TuS Osdorf konnte man mit dem Unentschieden im Oberliga-Duell besser leben als auf Seiten der Gastgeber. Denn während TuS-Trainer Piet Wiehle nach einer Grippewelle, die seinen Kader unter der Woche ereilte, mit dem einen Zähler zufrieden war, stellte sein sein Widerpart Jörn Großkopf fest: „So ein Spiel musst du gewinnen!“ 

Die Uhr zeigte noch neun Minuten Restspielzeit an, als sich Sonay Hayran den Ball zurecht legte. Nach einem Foulspiel hatte Referee Kevin Rosin dem Wedeler TSV in der Partie gegen den TuS Osdorf gerade einen Freistoß zugesprochen. Hayran lief an, zielte – und die Kugel klatschte gegen den Pfosten. Der Nachschuss von Marc Hinze blieb ebenso ohne Erfolg. Er flog rechts am Tor vorbei. Draußen an der Linie atmete Osdorfs Coach Piet Wiehle tief durch. Seine Elf, das stand im Anschluss an den Pfostentreffer neun Zeigerumdrehungen später fest, musste sich nicht geschlagen nehmen, sondern nahm beim 1:1 einen Zähler mit zurück Richtung Blomkamp.

Wiehle: „Das Spiel hätte auch in unsere Richtung laufen können“

Kampf um den Ball: Osdorfs Torben Krause (re.) im Duell mit Sonay Hayran. Foto: KBS-Picture

Wegen jenem Pfostentreffer ein glücklicher Zähler für die Gäste? „Das würde ich so nicht sagen“, beschied Wiehle nach dem Spiel, „natürlich hatte Wedel hinten raus mehr Chancen – so wie eben den Schuss an den Pfosten, aber sie mussten aufgrund ihrer Situation auch mehr riskieren. Am Ende war geht das Ergebnis in Ordnung.“ Auch, weil „wir nicht mehr als diesen einen Punkt mitnehmen wollten. Wir hatten unter der Woche eine Grippewelle im Kader. Von den Spielern, die heute gespielt haben, hatten nur zwei kein Fieber. Felix Spranger liegt heute noch flach. Unter diesen Vorzeichen war uns klar, dass wir hier konditionell kein Feuerwerk abbrennen würden“, ergänzte der Coach der Osdorfer, dessen Equipe vor den etwa 120 Zuschauern zunächst in Rückstand geraten war: Im Anschluss an die erste WTSV-Chance, bei der Patrick Hartmann vor Marc Hinze klärte (4.) und der ersten Gelegenheit für den TuS, als Dennis Schmidt an Stefan Steen scheiterte (7.), führte Hendrik Ebbecke eine Ecke kurz aus, der Ball wurde in den Strafraum geflankt und Niklas Sabas köpfte zum 1:0 für Wedel ein (9.).

Osdorf brauchte nicht ganz 20 weitere Minuten, um sich von dem Rückstand zu erholen und zurückzuschlagen: Hayran gewährte Germain Hounsiagama viel zu viel Raum, der Osdorfer flankte vors Tor und fand in Jeremy Wachter einen dankbaren Abnehmer, der die Kugel zum Ausgleichstreffer im Netz unterbrachte (27.). Und beinahe wären die Mannen von Coach Piet Wiehle sogar mit einer Fühung im Rücken in die Kabine gegangen: In der 45. Minute verlängerte Melvin Bonewald per Kopf für Torben Krause, der den Ball über Steen lupfte, doch seine Rechnung ohne Christopher Eibl gemacht hatte. Wedels Nummer 14 klärte auf der Torlinie, so dass die beiden Kontrahenten sich einige Augenblicke später mit dem 1:1-Zwischenstand zum Pausentee verabschiedeten.

Großkopf: „Das 1:1 leiten wir selbst ein, weil wir Fußball spielen wollen, statt den Ball wegzukloppen“

Vergeblicher Flug: Osdorf-Keeper Patrick Hartmann kann das 1:0 für Wedel durch Niklas Sabas (Zweiter v. re.) nicht verhindern. Foto: KBS-Picture

Nach Wiederbeginn dauerte es bis zur 59. Minute, ehe es wieder etwas zu notieren gab: Torben Krauses Freistoß fand den Kopf von Sascha Blume, der den Ball quer auf Bonewald legte. Doch Steen im Kasten der Wedeler reagierte glänzend und verhinderte die Führung der Gäste. Aber auch die Hausherren selbst verpassten es, ihre Chancen zu nutzen: Erst Marcus Richter, der aus Hinzes Zuspiel nichts machen konnte, weil er den Ball gegen TuS-Keeper Hartmann vertändelte (68.), dann Agyemang, der an Hartmann scheiterte (72.) und schließlich eben Hayran mit seinem Pfostentreffer aus der 81. Minute. Es blieb also beim 1:1. Angesichts der vielen Gelegenheiten wohl eher zwei verlorene als ein gewonnener Punkt für Wedel. „Da stimme ich zu“, sagte Coach Jörn Großkopf nach dem Spiel, hatte allerdings einen kleinen Einwand: „Mit Osdorf hatten wir einen Gegner, der Türkiye und Altona geschlagen hat. Das ist schon eine Hausnummer.“ Dennoch habe sein Team „das 20 Minuten richtig gut gemacht. Das 1:1 leiten wir dann selbst ein, weil wir Fußball spielen wollen, statt den Ball wegzukloppen. Das darf so nicht passieren. Wir wollten klare Bälle hinten raus spielen.“


Er habe, so konstatierte Großkopf, „nicht viele Chancen für Osdorf gesehen. Wir hatten in der zweiten Hälfte zudem mehr Ballbesitz und haben Druck aufgebaut. Trotzdem war das nicht so zwingend, wie ich mir das vorstelle. So ein Spiel musst du gewinnen. Ich bin jedoch mit unserer Leistung einverstanden. Die Jungs haben vieles, was wir besprochen haben, gut umgesetzt. Ich bin mir sicher, dass wir die Punkte holen, um nicht unten reinzurutschen“, erklärte Großkopf, der neben Christopher Eibl vor allem Torschütze Niklas Sabas hervorhob: „Er hat sich ein Sonderlob verdient, weil es schwer war, gegen Sascha Blume zu verteidigen, der als Zielspieler für Osdorfs lange Bälle vorne drin stand.“ Jenen Blume hob auf der anderen Seite Piet Wiehle hervor: „Er steht nicht nur wegen seiner Größe vorne. Wegen dieser Größe bindet er aber auch immer zwei Gegenspieler, so dass Räume für andere entstehen“, verriet der Osdorf-Coach, der mit Blick auf Krauses Gelegenheit aus der 45. Minute feststellte: „Wir haben bei Wedels Pfostentreffer letztlich zwar Glück, aber das Spiel hätte auch in unsere Richtung laufen können.“

Jan Knötzsch