„Sella“ fährt aus der Haut, Osdorf setzt das „i-Tüpfelchen“!

Blomkampler feiern Kantersieg im Derby gegen zehn Schenefelder

19. Dezember 2015, 00:21 Uhr

Jeremy Wachter erzielte nicht nur die Osdorfer Führung, sondern war zugleich auch an allen drei weiteren Treffern beteiligt. Foto: noveski.com

Für Schenefelds Coach Selcuk „Sella“ Turan war es „die spielentscheidende Aktion“ und eine, die bei ihm persönlich das Fass zum Überlaufen brachte. „Ich finde es ganz brutal, wenn ein Schiedsrichter auf dem Platz steht und derjenige ist, der von den Zuschauern am meisten wahrgenommen wird. Es ist eine absolute Frechheit, einen solchen Mann in der Landesliga auf dem Platz zu haben. Unglaublich, da fehlen mir die Worte. Ein Debakel!“ Harter Tobak von Turan, dem die 40. Spielminute im Nachholderby gegen den TuS Osdorf auch nach Schlusspfiff noch im Kopf herumschwirrte.

Florian Jensen musste vorzeitig zum Duschen. Foto: noveski.com

BW-Keeper Florian Jensen – einer der absolut Besten seiner Zunft – warf den Ball bei einem Abschlag zu Boden, übersah dabei jedoch den in seinem Rücken befindlichen Torben Krause. Dieser luchste ihm die Kugel ab und wurde vom verdutzten Schlussmann zu Fall gebracht. Der Unparteiische dieser Partie, Jorrit Eckstein-Staben (SC Wentorf), entschied auf Strafstoß für die Gäste und zückte nach kurzer Überlegung zudem den roten Karton für Jensen! Eine Entscheidung, die Turan so überhaupt nicht auf sich sitzen lassen wollte und konnte. Unmittelbar darauf reagierte er an der Seitenlinie bereits darauf mit dem Satz: „Das ist der schlechteste Schiedsrichter, den ich in den letzten 40 Jahren erlebt habe.“ Dabei schien der Entschluss von Eckstein-Staben, sollte Jensen Osdorfs „Alleskönner“ tatsächlich getroffen haben, woran selbst ein BW-Verteidiger keine Zweifel hegte, absolut unumgänglich. „Jensen legt sich den Ball hin, sieht Thorben im Rücken nicht. Der nimmt ihm den vom Fuß und wird umgehauen. Die Regel sieht nun mal vor, dass man da dann auch Rot gibt. Deshalb verstehe ich die ganze Diskussion nicht“, war TuS-Übungsleiter Piet Wiehle anschließend total perplex.

Osdorfs Innenverteidiger Dennis Schmidt (l.) zeigte trotz zehntägiger Trainingspause eine bärenstarke Vorstellung. Foto: noveski.com

Fakt ist, dass Benjamin Ernst daraufhin zwischen die Pfosten wanderte und gegen den platziert ins linke untere Eck getretenen Strafstoß von „Toni“ Ude machtlos war (43.). Es war der Treffer zum zwischenzeitlichen 2:0 für den Favoriten, der „nach kurzer Abtastphase“, wie Wiehle befand, „die klar spielbestimmende Mannschaft war und schon vor dem 2:0 zwei, drei große Chancen liegen gelassen hat“. Tatsächlich waren es die „Blomkampler“, die alles im Griff hatten. Schon früh hatte Jensen Glück, als er bei seinem Abstoß vom heraneilenden Jeremy Wachter geblockt wurde und der Ball nur haarscharf übers Gebälk segelte (12.). Dann setzte Ude eine Trapp-Flanke nach feiner Kombination an den Außenpfosten (28.), ehe der überragende Jeremy Wachter einen Krause-Eckball, den Ude am ersten Pfosten stehend per Kopf verlängerte, mit links zur Führung in die Maschen beförderte (31.)! „Wir spielen auswärts anders als zu Hause. ‚Jerry‘ ist etwas beweglicher und laufstärker als Sascha Blume, hat deshalb den Vorzug bekommen. Und er hat ein Riesenspiel gemacht“, lobte Wiehle seinen Angreifer, der in allen sieben Spielen, in denen er im Sturmzentrum ran durfte, auch getroffen hat! Beinahe wäre es aber nochmal spannend geworden, was vor allem an Osdorfs Innenverteidiger Sven Müller lag. Zunächst verlor er die Kugel gegen Adrian Wegner, der auf halbrechts Haji Jamal bediente. Dessen Schuss parierte Wolf bärenstark, in den Nachschuss von Fabio Bandow warf sich Bennet Krause mit allem, was er hatte, rein und verhinderte den Ausgleich. Die 96er protestierten kurzzeitig, dass die Hand im Spiel gewesen sei, was selbst BW-Abteilungsleiter Andreas Wilken nicht unbedingt so sah. „Aus dieser kurzen Entfernung kann man ihm da keine Absicht unterstellen.“

Osdorf kombiniert sich zu Strafstoß Nummer zwei

Antonio Ude zeigte sich vom Punkt besonders treffsicher. Foto: noveski.com

Keine 180 Sekunden darauf war es erneut Müller, der den Ball in der eigenen Hälfte dieses Mal an Furkan Sen abgab. Dieser hatte nur noch Dennis Wolf vor sich. Der TuS-Torwart blieb Sieger – der ebenfalls stark aufgelegte Dennis Schmidt bugsierte das Spielgerät schlussendlich aus der Gefahrenzone (37.). „Wir haben als Mannschaft zusammengehalten und als Team gewonnen“, wollte Wiehle seinen Defensivakteur, der in der vergangenen Spielzeit noch ganz groß aufspielte, aus der Schusslinie nehmen. Es folgte der Aufreger des Spiels, der für eine Art Vorentscheidung sorgte. Denn im zweiten Abschnitt spielte eigentlich nur noch eine Mannschaft – und das zum Teil sogar im Schongang. Über Wachter und Schlumbohm kam die Kugel von links zu Torben Krause, der seinen Gegenspieler gekonnt stehen ließ und aus 15 Metern halblinker Position ganz trocken halbhoch ins kurze Eck einschweißte (54.)! Dem dritten Streich ließen die Wiehle-Kicker den vierten folgen: Wieder war es ein wunderbar vorgetragener Angriff über Ude und T. Krause, der aus der Drehung in die Gasse zu Wachter passte. Dessen Zuspiel verarbeitete Bennet Krause im gegnerischen Sechzehner und wurde dabei von Yayla unsanft auf die Bretter geschickt – Elfmeter Nummer zwei! Wieder war es Chefsache, erneut schnappte sich Ude die Pille und netzte diesmal in den rechten Knick ein – 4:0 Osdorf (66.)! Die Gäste schalteten nun einen Gang runter, was BW in Person von Gregor Adler um ein Haar zum Ehrentreffer genutzt hätte. Es passte jedoch zum Spiel der Hausherren, dass der Youngster nicht nur an den Fingerkuppen von Wolf, sondern auch am rechten Innenpfosten scheiterte (75.).

„Das i-Tüpfelchen auf ein unglaubliches Halbjahr“

BW-Coach Selcuk Turan war außer sich und verstand die Welt nicht mehr. Foto: noveski.com

Nach dem Ende dieser Begegnung drehte sich bei Turan nach wie vor alles um die 40. Minute. „Wenn wir einen Schiedsrichter haben, der da Elfmeter gibt, dann versuche ich auch noch, eine Brücke zu bauen und sage mit: Okay, muss man mit leben, nehmen wir so hin. Aber du kannst da doch nicht eine Rote Karte geben! Das ist weder eine Notbremse noch das Verhindern einer klaren Torchance.“ Dem kann man allerdings entgegenhalten, dass Krause ansonsten wohl blitzeblank mit dem Ball am Fuß ins Schenefelder Tor marschiert wäre. Nichtsdestotrotz gab Turan auch zu Protokoll: „Wenn man das Spiel analysiert: Osdorf war besser, darüber braucht man nicht zu reden. Sie gehen verdient in Führung und wenn wir 0:4 verlieren, ist auch alles gut. Aber die Konsequenz dieser Schiedsrichterentscheidung ist die, dass er diese Gangart auch über 90 Minuten an den Tag legen muss. Stattdessen pfeift er in den ersten 30 Minuten gefühlt acht Aktionen gegen uns. Der erste Pfiff für uns Mitte der zweiten Halbzeit ist noch nicht mal einer. Aber davon mal abgesehen, geht der Sieg für Osdorf vollkommen in Ordnung und ist absolut verdient.“

Sein Gegenüber war hingegen hochzufrieden und zog folgendes Fazit: „Es war ein Riesenspiel von uns und auch ein in der Höhe verdienter Sieg. Insgesamt muss man sowieso sagen, dass wir ein unglaubliches Halbjahr hinter uns haben. Wir sind die einzige Mannschaft, die bislang erst einmal verloren hat – und das nach der langen letzten Saison mit den beiden Relegationsspielen. Wir können wirklich stolz darauf sein und haben nach all dem Hickhack im Vorfeld dieses Derbys heute das i-Tüpfelchen gesetzt!“

Der LIVE-Ticker zum Spiel: