Oberliga

Verhilft Algan Altona (wieder) zur Meisterschaft? „Berki“ bringt Beständigkeit, Marco macht‘s möglich!

02. März 2024, 19:29 Uhr

Marco Schultz (li.) dreht nach seinem goldenen Schuss jubelnd ab. Der ETSV Hamburg siegt bei der TuS Dassendorf! Foto: noveski.com

„Wir sind zusammengekauft…“, hallte es über den Platz am Wendelweg. Der allseits bekannte und gängige Siegessong der TuS Dassendorf, im Jahr 1996 von Sportchef Jan Schönteich höchstselbst komponiert, wurde lautstark angestimmt. Allerdings mit ungewohnten textlichen Defiziten, was wohl hauptsächlich daran lag, dass nicht etwa dem heimischen Hamburger Serienmeister, sondern ausschließlich den Gästen vom ETSV Hamburg zum Feiern zumute war. Tönte das süffisant anmutende „Partylied“ im Hinspiel am Mittleren Landweg noch den Eisenbahnern bei der 0:3-Pleite um die Ohren, nahm der ambitionierte Aufsteiger nun leicht frotzelnd Revanche. Der Aufsteiger aus Billwerder spuckte den „Wendelweglern“ gehörig in die Meistersuppe (alle Highlights im LIVE-Ticker)! Macht Berkan Algan seine Ex-Liebe Altona 93 damit sogar (wieder) zum Meister?

Martin Harnik (re.) vergab nach einer guten halben Stunde auf dem holprigen Rasen die Riesenchance zur Führung. Foto: noveski.com

Das letzte Mal, als Algan und die TuS Dassendorf aufeinandertrafen, war in der Saison 2018/19. Damals führte der einstige Top-Stürmer Altona 93 zur ersten Hamburger Meisterschaft nach 69 Jahren! Einer seiner damaligen Garanten für den ganz großen Wurf: Marco Schultz. Im Hinspiel bei der Tus triumphierte der AFC glatt mit 4:1. Im zweiten Duell siegte Altona an der „AJK“ mit 2:1. Tor-Vorbereiter und Siegtorschütze: Marco Schultz. Gut fünfeinhalb Jahre später scheint das Duo Algan/Schultz der TuS erneut gehörig die Meistersuppe versalzen zu haben. Nicht mehr in Diensten von Altona 93, aber auch ein Stück weit für ihre Ex-Liebe und mit dem ETSV Hamburg.

Schultz schockt "Dasse"

Christian Stark (li.) schaut dem Ball hinterher, Sebastian Kalk (Mi.) ist überwunden und auch Maximilian Ahlschwede resigniert schon. Foto: noveski.com

In der 59. Spielminute erzielte eben jener Schultz, inzwischen 32 Jahre jung und als Spielertrainer beim Blumenthaler SV schon die Karriere nach der Karriere planend, das goldene Tor des Tages am Wendelweg. Unter Bedrängnis von Lesley Karschau am ersten Pfosten blockte Jordan Brown einen ETSV-Eckball des neuen Linksverteidigers Fabio Parduhn mit dem Gesäß in den Rückraum, wo Winter-Neuzugang Schultz lauerte, gegen Henrik Dettmann noch einen Haken nach innen schlug und mit links aus zehn Metern vollstreckte! Wenige Augenblicke später signalisierte der Führungstorschütze der Eisenbahner, dass die Wade zwickt. Algans Konter von der Seitenlinie: „Bisschen Luft holen, geht schon“, ehe er fragend hinterherschob: „Was hast du? Zeig‘!“

"Als Verteidiger gewinnt man am liebsten 1:0"

Nach dem Einschlag drehte Siegtorschütze Marco Schultz (Mi.) sofort in Richtung Bank ab. Foto: noveski.com

Für den Mittelfeldakteur ging es nicht weiter. Aber seine einmal mehr im Defensivverhalten unfassbar diszipliniert und unheimlich sicher stehenden und agierenden Teamkollegen brachten den knappen Erfolg über die Zeit. „Das kann man durchaus so sagen, dass man als Verteidiger am liebsten 1:0 gewinnt“, entgegnete Yannick Siemsen, der in der Kette mal wieder eine absolute Bank war. Auch dank Siemsen gewann der ETSV nun schon vier der letzten fünf Spiele zu Null! „Das ganze Team arbeitet mit zurück. Jeder ist für jeden da und macht auch mal den Extra-Meter“, erklärte der 28-Jährige die augenblickliche Stabilität.

Einer, der ebenfalls dafür steht – und es seinem Team immer wieder eingebläut hat: Chefcoach Algan. „Natürlich hat er uns ein paar Sachen mitgegeben, seitdem er da ist. Wir spielen auch größtenteils mit der gleichen Elf. Das macht sich dann natürlich auch bemerkbar. Und wir haben ja auch eine gewisse Qualität“, so Siemsen, der mit seinen Eisenbahnern die noch im Meisterschaftskampf befindlichen Dassendorfer „ein bisschen ärgern konnte“. Und aus jahrelanger Erfahrung weiß der kopfballstarke Abwehrrecke auch: „Es ist nicht so einfach, hier zu gewinnen. Und oft gewinnt man hier auch nicht. Deshalb schmeckt so ein Sieg natürlich gut. Wir konnten zeigen, dass wir jetzt auch zurecht auf Platz drei stehen und da mithalten können.“

"Harnik muss und kann man nur im Kollektiv verteidigen"

AFC-Coach Berkan Algan (Mi.) freut sich diebisch und deutet mit dem Zeigefinger sofort auf Eckenschütze Fabio Parduhn (li.). Foto: noveski.com

Zudem zeigte der Gast, dass man auch einen Martin Harnik das Leben enorm schwer machen kann. „Er ist natürlich ein Ausnahmespieler, wie er die Räume beläuft und zum Kopfball geht. Das muss und kann man nur im Kollektiv verteidigen. Aber ganz aus dem Spiel nehmen kann man ihn einfach nicht“, sprach Siemsen unter anderem auf die 31. Minute an, als seine Elf nach einem eigenen Eckball fast folgeschwer ausgekontert wurde, ein freistehender Harnik eine Hereingabe von Schwager Mattia Maggio mit der Innenseite auf dem holprigen Geläuf aber am langen Toreck vorbei bugsierte. „Da hatten wir ein bisschen Glück“, gab Siemsen unumwunden zu.

"In der zweiten Halbzeit haben wir alles wegverteidigt"

"Wir sind zusammengekauft...", feierte der ETSV Hamburg mit dem "Dassendorf-Song" den Auswärtserfolg. Foto: noveski.com

Auch in Minute neun, als Sven Möller nach einem Querschläger von Ruslan Marushka auf einmal aus kurzer Entfernung völlig freie Schussbahn hatte, aber Gianluca Babuschkin irgendwie noch das Bein ausgefahren bekam und glänzend parierte. „In der zweiten Halbzeit haben wir allerdings nicht mehr viel zugelassen, fast alles wegverteidigt und rausgeschlagen – aber leider nicht das 2:0 gemacht“, scherzte Siemsen, der mit seinem ETSV Hamburg auch für Freudenstürme bei Altona 93 gesorgt haben wird. Ein Punkt Vorsprung und zudem noch zwei Partien mehr in petto: Der AFC hat nun alles in der eigenen Hand. Auch dank Algan und Schultz…

Die Pressekonferenz mit beiden Trainern im Video:

Das Spitzenspiel in der Video-Zusammenfassung von "Cheggl Sports":

Autor: Dennis Kormanjos

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