Oberliga
Dassendorfer Hadern trotz Sieg: „Altona hat uns mit zwei Spielen gegen stärkere Gegner viele Tore genommen!“
Dort nämlich hätten seine Schützlinge „ganz viele Tugenden vermissen lassen“, so Seeliger. „Das war nach dem Motto: ‚Hier wird nichts anbrennen, das werden wir sowieso über die Bühne bringen.‘ Aber genau das sind die Spiele, wo ich eine Mannschaft brechen kann, auf das 4:1 gehen und damit dafür sorgen muss, dass die Köpfe beim Gegner runtergehen – und ein Spiel auch mal mit einem klaren Ergebnis gestalten kann. Das hat mir in der zweiten Halbzeit überhaupt nicht gefallen – und das habe ich den Jungs auch gesagt.“
Trotz Fehlern: "Die erste Halbzeit war besser"
Kerim Carolus avancierte bereits in Altona zum Matchwinner. Hier schreit er seine Freude nach dem Treffer zum 2:1 für seine TuS heraus. Foto: Bode
Auch im ersten Durchgang war längst nicht alles Gold, was auf Dassendorfer Seite glänzte. „Wir haben es in der ersten Halbzeit trotzdem besser gemacht als in der zweiten, strukturierter gespielt und das Geschehen trotz der Fehler im Griff gehabt“, befand Seeliger – und gab die Marschroute vor: „Wenn du zur Halbzeit 3:1 führst und auch die bessere Qualität auf dem Platz stehen hast, dann nimmst du dir vor, an gewissen Stellschrauben zu drehen, um sich noch gefährlicher vor das Tor zu manövrieren.“ Mit Ausnahme von „Alleinunterhalter“ Harnik, der noch einmal den Pfosten traf (74.) und der einzige Dassendorfer war, der weiterhin Gefahr ausstrahlte, kam von der TuS aber gar nichts mehr – außer unsägliches Ballgeschiebe ohne jegliches Tempo.
Algner hat Alsterbrüder-Führung auf dem Kopf
Und die Gäste, die von einem lautstarken 40-Mann-Anhang unterstützt wurden? Die große Chance, dem Spiel die komplette Wende zu verpassen, war gegeben, als Tim Algner nach einem Freistoß von Benjamin Lerida völlig freistehend aus vier Metern zum Kopfball kam, das lange Toreck nur um Zentimeter verfehlte und auch Lorenz Hertwig nicht mehr ganz rankam (20.). Apropos Tim Algner: Der eigentlich als Stoßstürmer bekannte Hüne musste aufgrund der Personalnot des Alsterbrüder als Innenverteidiger aushelfen. Auch der gelernte Stürmer Janek Bundt wurde vom scheidenden Chefcoach Jörn Großkopf zum Rechtsverteidiger „umfunktioniert“.
"Es ist unfassbar, wie einfach wir Gegentore kriegen!"
Zwei Ex-Profis im direkten Duell: Alsterbrüder-Verteidiger Davidson Eden (li.) und Martin Harnik im hartnäckigen In-Fight. Foto: Bode
Es hätte das 2:1 für den Liga-Neuling sein können, wenn nicht gar müssen. Und spätestens da konstatierte Seeliger bereits: „Das kann nicht sein, dass da drei Leute völlig blank stehen und wir nicht mit in die Tiefe gehen.“ Schon zuvor ärgerte er sich wie ein Rohrspatz, als seine „Wendelwegler“ den 1:1-Ausgleich schlucken mussten. „Es ist unfassbar, wie einfach wir Gegentore kriegen!“, platzte es aus „Seele“ an der Seitenlinie heraus. Später ordnete er den Gegentreffer „mal wieder“ als „hausgemacht durch einen krassen Fehlpass“ ein. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison lud Maximilian Ahlschwede den Gegner ein. Lerida brach auf rechts durch und hatte das Auge für Gian Luca Verago, der gegen den herausstürzenden Sebastian Kalk technisch stark vollstreckte (17.)!
Harnik-Traumtor per Seitfallzieher
Kerim Carolus (re.) mit artistischer und überaus eleganter Körperhaltung in der Luft sowie im Kampf um den Ball mit FCA-Torschütze Luca Verago. Foto: Bode
Dass der Torerfolg für die Gäste am Ende nichts Zählbares wert war, lag insbesondere an Martin Harnik. Bereits nach nicht mal 180 Sekunden zeigte er mit einem satten Abschluss aus 14 Metern halbrechter Position ins lange Toreck – nach einem langen Ball von Ahlschwede und einer tollen Weiterleitung von Sven Möller – seine ganze Klasse (3.)! Die Krone setzte der Ex-Profi der Partie aber mit seinem zweiten Streich auf – nachdem Kerim Carolus eine Möller-Ecke per Direktabnahme zum 2:1 in die Maschen beförderte (25.). Nach einem erneuten Ahlschwede-Huf schien die Gefahr bereits gebannt. Aber Harnik wäre nicht Harnik, wenn er trotz Bedrängnis und dem Tor im Rücken nicht eine Lösung parat hätte. Und so behauptete er das Spielgerät per Lop über Davidson Eden hinweg, um es aus nahezu identischer Position per Seitfallzieher-Einlage ins kurze Eck zu „zaubern“ – 3:1 (36.)!
"Kommst auf einmal ins Zittern, musst das aber gar nicht haben"
Das Schmunzeln können sich weder Martin Harnik (Mi.) noch Jordan Brown (li.) und Sven Möller nach dem traumhaften Seitfallzieher-Tor des Goalgetters zum 3:1 für "Dasse" verkneifen. Foto: Bode
Trotz Harnik merkten die Alsterbrüder auch, dass was geht. „Ey, Leute, ihr könnt auch mal Fußball spielen. Habt keine Angst!“, pushte Hertwig seine Teamkollegen kurz vor der Pause. Und auch nach Wiederanpfiff war auf einmal die große Gelegenheit zum Anschluss da, als Verago wieder von Lerida perfekt in Szene gesetzt wurde und nur um Haaresbreite am langen Eck vorbei zielte (55.). „Es wäre sogar noch das 2:3 möglich gewesen – und dann kommst du auf einmal ins Zittern, musst das aber eigentlich gar nicht haben“, haderte Seeliger mit dem fahrigen Auftritt nach der Pause. „Ich habe früher als Spieler solche Spiele geliebt, wenn du in Front bist, es dann mit einer Souveränität runterspielst, dir die Torchancen erarbeitest und auch netzt. Aber das haben wir in der zweiten Halbzeit nicht getan, sondern Alsterbrüder leben lassen.“
Abschließend brachte er die aktuelle Ausgangslage treffend auf den Punkt: „Wir wollen all unsere Spiele gewinnen. Was Altona macht, haben wir nicht in der Hand. Aber wir müssen zumindest dafür Sorge tragen: Wenn es so kommen sollte, dass man vielleicht punktgleich ist, dass man auch auf das Torverhältnis achtet. Und dafür haben wir heute zu wenig investiert und zu wenig getan. Da hat Altona uns mit zwei Spielen gegen stärkere Gegner viele Tore genommen.“
Was Alsterbrüder-Coach Jörn Großkopf nach dem Spiel zu sagen hatte - hier: