„Diese Mannschaft ist alles, aber kein zusammengekaufter Haufen!“

Dassendorf feiert den Titel-Hattrick

21. Mai 2016, 01:03 Uhr

Die Väter des Erfolges: Während im Hintergrund die Feierlichkeiten ihrenm Gang nehmen, befinden sich auch Peter Martens (l.) und Thomas Hoffmann im Jubelmodus. Foto: KBS-Picture.de

Es ist ja nicht so, als würden sich die Dinge nicht gleichen: Im Vorjahr kam es am ultimativ letzten Spieltag zum „Meister-Showdown“ zwischen der TuS Dassendorf und dem HSV Barmbek-Uhlenhorst. 38 Minuten lang war BU der neue Titelträger, ehe André Ladendorf den Bann brach und die TuS Barmbeks „B-Elf“ – aufgrund des Pokalfinals drei Tage später – mit 6:0 nach Hause schickte. An jenem Freitagabend standen sich beide Teams im Fernduell um den Hamburger Titel gegenüber und dieses Mal durfte sich der Barmbeker Anhang zumindest 25 Minuten lang über den ganz großen Wurf freuen. Doch dann…

Kapitän Sven Möller (r.) sorgte mit dem Führungstreffer für großes Aufatmen. Foto: KBS-Picture.de

Ein verunglückter Abwehrversuch des USC Paloma brachte Dassendorfs Kapitän Sven Möller nach halbstündiger Ebbe ins Spiel. Der „Blondschopf“, der bereits nach nicht einmal 20 Sekunden den ersten Hochkaräter vergab, fackelte nicht lang und sorgte mit seinem Linksschuss aus 17 Metern ins rechte untere Eck für kollektives Aufatmen beim Hamburger „Champion“ der beiden Vorjahre! „Es war eine Frage der Zeit, bis wir das Tor machen. Der Führungstreffer war eine Befreiung“, befand TuS-Coach Peter Martens hinterher – und sah, wie seine Mannen per Doppelschlag unmittelbar nach der Pause dem „Meisterschafts-Hattrick“ ein riesengroßes Stückchen näher kamen: Zunächst schweißte Pascal Nägele eine Hereingabe von Finn Thomas, die an Freund und Feind vorbei segelte, aus 14 Metern halblinker Position ins kurze Eck ein (47.), ehe „Tor-Torpedo“ Eric Agyemang den Turbo zündete und einen herausragenden Spielzug über Sven Möller und Sascha Steinfeldt, der einen sensationell 40-Meter-Diagonalball des „Capitanos“ von links scharf vors Tor brachte, eiskalt vollendete (49.)!

Auch die Spielerfrauen hatten ihren Spaß. Foto: KBS-Picture.de

Der Rest war eigentlich ein Schaulaufen – mit dem einen oder anderen Schönheitsfleck. Denn Dassendorf ließ unzählige weitere Torchancen ungenutzt, bis die Hausherren urplötzlich einen klitzekleinen Fleck auf die schneeweiße Weste der „Wendelwegler“ kleckerten, als Jannik Dreyer nach einem lang gezogenen Freistoß auf 1:3 verkürzte (76.)! Das letzte Wort des Spiels gehörte jedoch – und wie sollte es anders sein – Dassendorf-„Ikone“ Eric Agyemang, der einen Kurczynski-Pass staubtrocken aus halblinker Position halbhoch ins kurze Eck jagte (81.)! Für den 36-jährigen Ex-Profi war es der 15. Saisontreffer und sein letzter Torerfolg für die TuS. Denn Agyemang wird den Klub, der er zum dritten Meistertitel in Folge schoss, verlassen. In der Schlussminute bekam er unter stehenden Ovationen seinen verdienten Abgang. Bei den Uhlenhorsterns sorgte hingegen Yannick Jonas für den Moment des Spiels: Der eigentliche Ersatztorhüter und Pokalheld von 2014 wurde in der 79. Spielminute eingewechselt, allerdings eilte er nicht zwischen die Pfosten, sondern zog es vor, den Stürmer zu geben. Beinahe wäre ihm sogar noch eine Bude gelungen, als er in buchstäblich letzter Sekunde auf den bei der TuS für Christian Gruhne hinein gekommenen Stanislaw Lenz zulief und nur an dessen starkem Reflex scheiterte. Wenn man ganz böse ist, kann man durchaus behaupten, dass Jonas in seiner zehnminütigen Einsatzzeit mehr Qualität an den Tag legte als so mancher Feldspieler der „Tauben“ in dieser Saison.

„Haben Charakter gezeigt und das i-Tüpfelchen gesetzt!“

"Hätte mir gewünscht, dass nicht gerade Hoffi derjenige ist, der mich festhält, damit mich die Jungs vollkippen können", scherzte Peter Martens (M.). Foto: KBS-Picture.de

Das Zittern bei den Gästen war nur von kurzer Dauer. Am Ende stand nicht nur ein 4:1-Triumph, sondern zugleich die dritte Hamburger Meisterschaft am Stück! „Mir fehlen die Worte“, zeigte sich selbst der sonst so mitteilungsfreudige „Mäzen“ Michael Funk ein wenig wortkarg. „Meister werden ist immer geil!“, sprudelte es schließlich doch noch aus ihm heraus. In dieselbe Kerbe sprang der in dieser Spielzeit überragende „Captain“ Sven Möller: „Eine Meisterschaft ist immer etwas Schönes - vor allem, weil es dieses Mal viel, viel schwerer war als in den letzten Jahren. Wir mussten uns durchkämpfen. Von daher: großen Respekt vor der Mannschaft! Wir haben Charakter gezeigt, sind immer wieder gekommen und haben heute das i-Tüpfelchen gesetzt!“ Auch der scheidende Eric Agyemang hob die Leistung des gesamten Teams hervor: „Besser geht‘s nicht. Wir haben es wieder geschafft! Das ist nicht selbstverständlich, sondern harte Arbeit.“ Er selbst stand dagegen schon nach wenigen Augenblicken vor dem „Knockout“, wie er anschließend verriet: „Ich konnte nach zehn Minuten nicht mehr, weil ich mich bei einem Schuss an der Hüfte verletzt habe. Aber ich hab mir gedacht: heute kann ich einfach nicht raus. Jetzt werde ich es begießen und die Hüfte ölen“, scherzte er.

„BU hat uns bis zum Schluss einen riesen Kampf geliefert“

Peter Martens hätte sich etwas mehr "Rückendeckung" von Trainerkollege Thoams Hoffmann gewünscht. Foto: KBS-Picture,de

Und wie sehen die „Macher“ dieses Erfolges den erneuten Coup? Peter Martens gab sich ganz bescheiden und verteilte die Lorbeeren in Richtung Trainerkollege Thomas Hoffmann: „Ich bin ja erst seit einem halben Jahr dabei. In dieser Saison muss man ganz klar sagen: das ist ‚Hoffis‘ Meisterschaft! Ich bin auf den fahrenden Zug aufgesprungen.“ Dem widersprach der Gelobhudelte umgehend: „Das stimmt überhaupt nicht! Es ist unser Titel – und zwar der von Jan (Schönteich, Anm. d. Red.), Peter und mir. Peter hat – als er im Winter zu uns gekommen ist – nochmal ganz viele neue Impulse gesetzt. Ob wir es ohne ihn geschafft hätten, wage ich zu bezweifeln. Wir kennen uns seit 20 Jahren, sind dick befreundet und haben viele Erfolge zusammen gefeiert. Dieser ist ein ganz spezieller.“ Wie Möller bereits erwähnte, huldigte auch Martens die Konkurrenz aus Barmbek. „Ich war mir immer sicher, dass wir es schaffen werden. Aber BU hat uns bis zum Schluss einen riesen Kampf geliefert! Wichtig für uns war natürlich die Demonstration in Barmbek. Das war sicherlich der Knackpunkt – auch für BU – und für unsere Köpfe unglaublich wichtig. Zudem haben wir es geschafft, nach dem Spiel gegen Curslack – wo die Vorbereitung schon verdammt schlecht lief – die Spannung rein und die Niederlage aus den Köpfen zu bekommen. Denn seitdem haben wir hervorragenden Fußball gespielt! Es war nicht einfach für uns, da wir mit 14 Feldspielern in die Rückrunde gegangen sind. Nichtsdestotrotz hatten wir hatten keinen Leistungsabfall, alle haben voll durch- und mitgezogen.“

„Eine Granaten-Mannschaft, mit einem erstklassigen Charakter!“

... doch auch der bekam hinterher sein Fett weg. Foto: KBS-Picture.de

Von Alltag kann also nicht die Rede sein, wie auch Hoffmann betont: „Eine Hamburger Meisterschaft ist nie Alltag – das ist immer etwas Besonderes! Und zwar deshalb, weil wir zur Rückrunde einen extrem kleinen Kader hatten. Wir hätten zwar Leute dazu bekommen können, haben es aber nicht gemacht, weil wir der Meinung waren, dass es charakterlich nicht so passt. Die Leute, die wir haben wollten, haben wir nicht bekommen, weil die Vereine ihr Veto eingelegt haben. Die Jungs mussten alle noch zwei, drei Schritte weiter zusammenrücken – und genau das haben sie getan. Es ist eine Granaten-Mannschaft, mit einem erstklassigen Charakter!“ Dabei kam auch er zwischenzeitlich ins Grübeln. „Nach der Derbyniederlage gegen Curslack habe ich ein bisschen gezweifelt, ob das noch was wird, denn das tat insgesamt schon sehr weh. Das war das vierte Spiel in Folge, was wir nicht gewinnen konnten. Danach dachte ich mir schon: das könnte es gewesen sein.“ Doch das Gegenteil war der Fall – auch wenn Sportchef Jan Schönteich seine optimistische Grundhaltung ebenfalls kurzzeitig verlor: „Nach dem Curslack-Spiel war ja eigentlich alles vorbei, das muss man doch ganz ehrlich sagen. Da hat ja kaum einer mehr dran geglaubt. Man hofft noch, aber wenn du es so kurz vor Saisonende nicht mehr in der eigenen Hand hast, dann ist das keine Luxussituation. Zu dem Zeitpunkt hatte ich ganz große Zweifel! Wir haben nicht gut gespielt, hatten eine beschränkte Personallage und sind in einem Derby – in dem wir alles, aber nicht verlieren wollten – mit 0:3 untergegangen. Da war das Thema eigentlich für mich gegessen. Als wir dann nach Barmbek gefahren sind, hätten wir mal nach zehn Minuten ein Interview führen müssen. Deshalb kann man gar nicht in Worte fassen, wie stolz wir auf diese Mannschaft sind! Das ist schon aller Ehren wert und man kann gar nicht genügend Hüte ziehen. Das ist eine charakterlich so einwandfreie Truppe und alles, aber mit Sicherheit kein zusammengekaufter Haufen!“ Während die Feierlichkeiten auf dem Kiez bis in die Morgenstunden andauern, geht es am Samstagvormittag ab 12:30 Uhr bereits per Barkassenfahrt über den Hafen, ehe am Sonntagmorgen um 5 Uhr für zwölf Spieler der Flug nach Malle geht. An Schlaf wird bei der TuS Dassendorf wohl erst einmal nicht zu denken sein...

Der komplette LIVE-Ticker zum Meisterstück!

Fotogalerie

Mehr zum Thema

Wettbewerbe

Mannschaften