Oberliga

Tornesch schockt ETSV mit letzter Aktion: Fünf Ecken, ein Tor – Schwabe löst Versprechen ein!

30. März 2024, 00:37 Uhr

Die Spieler des FC Union Tornesch bejubeln den Last-Second-Ausgleich durch Mats Johänning. Foto: noveski.com

„Ob man diese fünf Ecken allesamt noch geben muss, weiß ich nicht. Da kenne ich die Regeln auch nicht. Aber für uns war das natürlich Gold wert“, jubelte Martin Schwabe über den Last-Second-Punktgewinn seines FC Union Tornesch beim ETSV Hamburg. Gemeint war damit die Tatsache, dass Referee Marvin Vogt (SV Börnsen) vier Minuten Nachspielzeit angezeigt und „durch das Zeitspiel des ETSV noch eine Minute mehr draufgepackt“ hat, inzwischen aber schon die siebte (!) Minute der „Extra-Time“ lief. Die Gäste gingen noch einmal volles Risiko, lösten die Viererkette auf und warfen alles nach vorne – inklusive Torwart Adrian Weiß.

Vedat Düzgüner (li.) brachte den Pokal-Halbfinalisten früh in Führung. Foto: noveski.com

Aus dem ersten Eckstoß in den letzten Zügen der Partie resultierten am Ende gleich fünf Eckbälle in Serie. „Entweder der Torwart hat den Ball noch über die Latte gelenkt oder ein Spieler hat ihn gerade noch geblockt. Das ging von links nach rechts“, hoffte Schwabe noch auf den „Lucky Punch“ seiner Equipe – und bekam ihn tatsächlich noch. „Ich selbst habe gar nicht mehr gesehen, wer den Ball aus dem Gewühl heraus über die Linie gedrückt hat, weil 22 Spieler im Strafraum waren“, so Schwabe, der im kollektiven Jubeltaumel nur noch den unmittelbaren Schlusspfiff wahrnahm. Letzten Endes war es Mats Johänning, der das Runde ins Eckige bugsierte (90. +7)!

"In der ersten Halbzeit wurden wir vom ETSV schon fast vorgeführt"

In dieser Szene wollten die Gäste einen Handelfmeter haben. Vincent Janelt (re.) wehrt den Ball am Pfosten ab. Foto: noveski.com

Ein 3:3, das sich für den Abstiegskandidaten „wie ein Sieg angefühlt“ habe, „weil wir gegen eine Mannschaft gespielt haben, die eine sehr starke Rückrunde spielt, wenig Gegentore bekommen hat – und wir es geschafft haben, drei Tore zu erzielen. Darauf können wir stolz sein“, lobte Schwabe seine „Rasselbande“, die dem haushohen Favoriten mit einem Startelf-Durchschnittsalter von 20,8 Jahren und gleich vier 18-jährigen Spieler einen womöglich noch ganz wichtigen Punkt abtrotzte.

Und dass, obwohl der Tornesch-Trainer „zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten“ gesehen hat. „Aus meiner Sicht wurden wir in der ersten Halbzeit vom ETSV schon fast vorgeführt. Die haben uns in allen Belangen gezeigt, wie man Fußball spielt – insbesondere schnellen Kombinations-Fußball – und uns auch eiskalt bestraft. Hinzu kam, dass wir auch überhaupt nicht drin waren, sondern passend zu Ostern einen Angsthasenfußball gespielt haben. Das kam etwas überraschend, weil wir in den letzten Wochen etwas Selbstbewusstsein getankt haben“, machte Schwabe keinen Hehl daraus, dass die 2:0-Pausenführung der Eisenbahner „völlig verdient“ gewesen sei. Vedat Düzgüner (13.) und Christian Stark (FE, 26.) sorgten früh für scheinbar klare Verhältnisse.

Union stellt um: Scobel-Doppelschlag lässt Tornesch jubeln

Piet Scobel (re.) stellt trotz Bedrängnis den Anschluss für seine Unioner her - und sorgte wenig später per Kopf auch für den Ausgleich. Foto: noveski.com

Als Trainerteam habe man in der Halbzeit den Entschluss gefasst, „dass wir nach der Pause ein anderes System und eine andere taktische Ausrichtung spielen lassen“, verriet Schwabe. Genauer gesagt: Tornesch lief nun vorne an, presste den ETSV und verursachte damit eine Art Mann-gegen-Mann-Spiel. „Dadurch sind wir besser ins Spiel reingekommen und haben uns auch mit dem Anschluss belohnt“, brachte Piet Scobel die Hoffnung zurück (67.) und sorgte schließlich per Kopf auch noch für den überraschenden 2:2-Ausgleich (72.). „Danach war das Spiel komplett offen“, befand Schwabe – und gestand, dass er vor dem Spiel den Plan hegte, „sollten wir einen Punkt schon halb in der Tasche haben, dann werde ich nicht offenes Visier spielen lassen“.

"Wir spielen genau so weiter - und bleiben offensiv"

Mats Johänning (Mi.) erzielt mit der letzten Aktion des Spiels den Ausgleich und sorgt für Tornescher Ekstase. Foto: noveski.com

Allerdings spielte auch das Momentum in eben jener Phase eine Rolle. Und so entschied man als Team, „dass die Mannschaft das auf dem Platz auch ein Stück weit selbst entscheiden soll“. Kapitän Jari Maack übernahm das Wort, ging voran – und gab die Marschroute vor: „Wir spielen genau so weiter, wie es jetzt läuft. Denn jetzt sind wir endlich im Spiel drin. Dementsprechend sind wir weiter offensiv geblieben“, so Schwabe. Doch dann „kam es, wie es kommen musste. Wir haben einmal geschlafen auf unserer linken Abwehrseite und sind dafür gleich bestraft worden. Da lag ich tatsächlich auch als Trainer schon am Boden“, gab Schwabe nach dem 3:2 durch Eudel Monteiro unumwunden zu (89.).

Schwabe löst Wettschulden ein

Vor dem Pokal-Halbfinale am Ostermontag bei Paloma kassierte der ETSV einen herben Dämpfer. Dementsprechend waren die Mienen nach dem 3:3. Foto: noveski.com

Doch dann kam die eingangs bereits erwähnte 97. Spielminute. „Die Moral in dieser Truppe ist wirklich herausragend – gerade auch, weil sie noch so jung ist“, lobhudelte der 37-Jährige seine Elf – und erinnerte an den Rückrundenstart, als man gegen Altona „böse auf die Mütze und generell viele Gegentore nach Standards bekommen“ habe. „Davor hatte ich auch gegen den ETSV großen Respekt.“ Und so ließ sich Schwabe zu einem Versprechen hinreißen: „Ich habe der Mannschaft gesagt, wenn sie kein Gegentor nach einem Standard bekommt, dann mache ich in der nächsten Woche Schnittchen. Jetzt haben wir zwar ein Elfmeter-Gegentor bekommen – aber den habe ich mal ausgeklammert. Und so bekommt die Mannschaft von mir Schnittchen nach dem Training. Das hat sie sich verdient!“

Autor: Dennis Kormanjos

Fotogalerie