Oberliga

Effektivere Alsterbrüder entscheiden umkämpfte Partie gegen Mit-Aufsteiger HR

25. September 2023, 09:54 Uhr

Omar Nabizada (li.) war kaum zu halten. Auch nicht von Carl Janta. Trotzdem reichte es für seine SV H-R nicht für etwas Zählbares. Foto: Klaas Dierks

Gut fünf Monate ist es her, da stellte das Team der SV Halstenbek-Rellingen mit einem 3:1 auf eigenem Platz gegen den heutigen Gegner die Weichen für den eigenen Aufstieg in die Oberliga. Seitdem ist die Saison für die Schleswig-Holsteiner recht gut verlaufen. Vor diesem Spieltag lag man punktgleich mit dem ebenfalls aufgestiegenen ETSV Hamburg auf Platz zwölf der Tabelle, einen Platz und drei Punkte vor dem Gastgeber vom Walter-Wächter-Platz. Während die Halstenbeker in den letzten Spielen eifrig Punkte sammeln konnten, zuletzt durch ein 2:2 auf eigenem Platz gegen den amtierenden Oberliga-Meister TSV Sasel, konnten die Alsterbrüder in den letzten sechs Spielen nur gegen Victoria einen „Dreier“ verbuchen. Dabei muss daran erinnert werden, dass der Aufsteiger in diesen Partien unter anderem gegen die ersten Fünf der Tabelle antrat.

Die Führung für die Alsterbrüder: Lennart Duve (4. v. re.) köpft den Ball gegen die Laufrichtung von HR-Keeper Norman Baese in die Maschen. 1:0 im Aufsteiger-Duell. Foto: Klaas Dierks

Im letzten Spiel beim HEBC (1:3) verloren die Alsterbrüder zu allem Überfluss auch noch ihren Torwart Moritz Junge wegen einer angeblichen Tätlichkeit (HIER mehr dazu), für die er jüngst zu fünf Spielen Sperre verurteilt wurde! Wer als unbefangener Beobachter das Videomaterial des Vorfalls sichten konnte, fragt sich, wie dieses Urteil zustande gekommen ist. Die Alsterbrüder-Verantwortlichen haben verständlicherweise Einspruch eingelegt. Ob dieser Einspruch Erfolg haben wird, bleibt allerdings abzuwarten. 

In der Zwischenzeit steht Daniel Göbel für die Blau-Gelben zwischen den Pfosten. Bei den Alsterbrüdern fehlen zudem unter anderem Philipp Dechow, Emilio Schiano und der etatmäßige Kapitän Felix Niebuhr. Beim Gast, gekleidet in ungewohntem Rot-Weiß, sind „alle Mann an Bord“, als der Schiedsrichter die Partie Sonntag kurz nach 13 Uhr anpfeift

Duve-Doppelpack lässt Alsterbrüder jubeln

Nach einem ersten Abtasten haben die Alsterbrüder in der achten Minute die erste Chance. Einen von Konrad Janta lang geschlagenen Diagonalball setzt Gian Luca Verago mit dem Kopf über das Tor. In der 16. Minute versucht es Janta wieder. Per Freistoß aus dem rechten Halbfeld der Gäste findet er erneut Verago, der links im Strafraum lauert und per Kopf im Sechzehner den langen Pfosten anvisiert. Dort steht Lennart Duve und schädelt den Ball gegen die Laufrichtung des Torwarts zur Führung ins Tor. HR ist genervt, aber bemüht, den Ausgleich zu erzielen. Nur kurz darauf dazu die Chance, die aber bis auf eine Ecke nichts einbringt. Auf der anderen Seite läuft der Ball über Janta, Luca Drude und Maximilian Waskow. Dessen Abschluss wird von Norman Baese entschärft. Zwei Minuten später braucht er beim Schuss von Verago nicht einzugreifen. Der Ball geht aus 16 Metern über die Latte.

Und das 2:0 direkt hinterher. Erneut lässt Duve mit seinem platzierten Schuss HR-Schlussmann Baese keine Abwehrchance. Foto: Klaas Dierks

Der nächste Angriff des Gastes erweist sich dann als Boomerang, da der Ball in die Spitze zu ungenau gespielt wird. Alsterbrüder-Torwart Göbel drischt den Ball nach vorne. Etwa in Höhe des Mittelkreises verlängert Janta per Kopf auf den durchstartenden Duve. Der nimmt Fahrt auf, könnte, müsste rechts auf den mitgelaufenen Verago spielen. Aber Duve lässt sich das nicht nehmen, macht es selbst, trifft den Ball nicht optimal, aber gut genug. Flach rechts unten schlägt er ein. Aus 20 Metern zum 2:0 (21.). Duves siebtes Tor in der noch jungen Saison.

Nabizada nimmt Fahrt auf

Im Mittelfeld zieht Mert Erdal gekonnt die Fäden, hinten hält Jannik Kretschmar den Laden zusammen. HR ist deutlich unter Druck, aber wehrt sich. Ein volles Pfund wird von der vielbeinigen Abwehr der Alsterbrüder zur Ecke abgelenkt. Auf der anderen Seite hat erneut Baese Gelegenheit, sich nach schönem Angriff über Duve, Drude und Janta auszuzeichnen und nutzt sie. Auf der linken Angriffsseite von HR kommt Omar Nabizada zunehmend in Schwung. Nach gut 34 Minuten seine große Chance zum Ausgleich. Nach langem Ball dringt er von der linken Ecke des Strafraums in die Box ein und zieht den Ball flach aufs lange Eck. Göbel wirft sich ihm entgegen. Mit einer starken Fußabwehr zur Ecke rettet er seiner Mannschaft die Führung.

Crash an der Alsterbrüder-Bank

Marvin Schramm (Mi.) zeigt es an: Kein Foul - nach dem Crash vor der Alsterbrüder-Bank. Foto: Klaas Dierks

Eine Minute später kommt es vor der Trainerbank der Alsterbrüder zu einem Duell im Feld, bei dem beide Beteiligten aus dem Spielfeld in die Trainerstühle rutschen. Der Einschlag ist so heftig, dass die Stuhlbeine verbiegen. Jörn Großkopf bekommt einen Stuhl so unglücklich gegen das Knie, dass er es in der Folge mit einem Eisbeutel kühlen muss. Kein Foul entscheidet der Schiri. Eine intensiv geführte Partie!

Die Alsterbrüder setzten voll auf ihr Umschaltspiel. Immer wieder ergeben sich dadurch Gelegenheiten, denn HR schenkt den Ball durch Ungenauigkeit und Hektik zu oft her. Aber wenn die Gäste durchkommen, meist über Nabizada, wird’s gefährlich. So in der 38. und 40. Minute. Einmal pariert Göbel, das andere Mal zischt der Ball knapp am langen Pfosten vorbei. Auch der Kracher von Jan Eggers kurz vor der Halbzeitpause aus 25 Metern bringt letztlich keine Gefahr, da noch zur Ecke abgefälscht. So bleibt es bei dem auf dem Papier beruhigend aussehenden Vorsprung der Hausherren von zwei Toren zur Halbzeitpause.

Eine tolle Geste: Die Alsterbrüder-Verantwortlichen bekommen einen Handschuh von Ex-Profi-Keeper Claus Reitmaier, ehemals HR, überreicht. Foto: Klaas Dierks

In der übergibt ein Vertreter von HR einen der beiden Torwarthandschuhe, die Claus Reitmaier zwischen 2011 bis 2013 bei seinen vier Einsätzen für die Erste Herren der Schleswig-Holsteiner getragen hat, als Leihgabe an die Alsterbrüder. Sollten beide Vereine das Ziel Klassenerhalt erreichen, werden die Handschuhe wieder zum Paar vereinigt. Eine Geste der Freundschaft und Verbundenheit mit Augenzwinkern zwischen den Vereinen.

"Die macht er im Training reihenweise rein"

Und schon bittet des Schiedsrichtergespann die Spieler zur Fortführung der Partie auf den Platz zum zweiten Durchgang. Da zeigt sich, wie schnell ein eigentlich solider Vorsprung in Gefahr gerät. Gleich nach Wiederanpfiff, beide Trainer haben frische Kräfte gebracht, ist Nabizada auf links durch und will es zu genau machen. Ganz knapp geht der Ball, aus ein paar Metern vor dem Tor abgefeuert, halbhoch am langen Pfosten vorbei. Heiko Barthel kann es nicht fassen: „Die macht er im Training reihenweise rein!“ Nur zwei Minuten später ist er wieder durch, flankt diesmal auf den langen Pfosten, aber sein Ball findet keinen Abnehmer. Die Angriffsbemühungen der Alsterbrüder enden in den folgenden Minuten zu schnell und zu oft beim Gegner. „Behaltet doch mal die Bälle!“, fordert Jörn Großkopf von seinem Team. Aber dasselbe hätte auch Barthel von den Seinen fordern können.

"Chancen im Minutentakt!"

Marvin Schramm (li.) hat es nach seinem Anschlusstreffer zum 1:2 aus HR-Sicht sehr eilig. Foto: Klaas Dierks

Etwas zerfahren die Partie, zwischen der 50. und 60. Minute. Großkopf wechselt jetzt dreimal. Für den Doppeltorschützen Duve kommt Antonio Pabst, für Maximilian Waskow Lorenz Hertwig und Tim Algner für Janek Bundt, der nach seinem Bänderriss wieder voll da zu sein scheint. Schon zur Halbzeit war der länger verletzte Jakob Kollotzek eingewechselt worden, der hinten viele Zweikämpfe gewinnt.

Nur zwei Zeigerumdrehungen nach den Wechseln ist wieder Nabizada auf links durch. Wieder ein Ball auf den zweiten Pfosten, wieder an allen vorbei. Aber nicht am Kapitän der Halstenbeker: Marvin Schramm. Der spritzt heran und drückt die Kugel aus der Nahdistanz zum Anschlusstreffer über die Linie. Das musste irgendwann passieren. Die Halstenbeker werden sich denken: „Warum nur einmal?“ Denn obwohl die Gäste über die linke Seite weiter den meisten Druck entfalten: Von dieser Position aus wird kein Tor mehr fallen. Aber vielleicht über die Mitte? Ein Freistoß für den Gast aus 20 Metern. Mirco Clausen schießt den Ball über die Mauer knapp am linken Knick vorbei ins Toraus. „Chancen im Minutentakt!“, entfährt es Barthel. Aber keine sitzt.

Pabst erlöst die Hausherren

Die Entscheidung: Antonio Pabst (re.) trifft zum 3:1. Foto: Klaas Dierks

Die Alsterbrüder machen es (erstmal) nicht besser, vergeben in der Folge zwei Hochkaräter im Strafraum. Nach 30 Minuten in der zweiten Halbzeit hat erneut Clausen für HR den Ausgleich auf dem Fuß. Die Krönung seines energischen Solos, dass ihn blank vor Göbel auftauchen lässt, verhindert dieser erneut mit starker Parade. Nur drei Minuten später stechen die Einwechselspieler der Alsterbrüder zu: Der kurz zuvor ins Spiel gekommene Luke Peemöller setzt sich stark durch, findet Algner auf links und der hat den Überblick, sieht den völlig freistehenden Pabst und bedient ihn abschlussgerecht. Cool verwandelt „AP7“ zum 3:1-Endstand aus zentraler Position.

"Für einen Sieg müssen wir uns nicht entschuldigen"

Als der Schlusspfiff von Referee Dennis Voß (li.) ertönt, ist den Alsterbrüdern sowohl die Freude als auch die Erlerichterung anzumerken. Foto: Klaas Dierks

Denn obwohl sich die Rot-Weißen auch nach dem 1:3 aus ihrer Sicht nicht aufgeben, drücken und Chancen kreieren, das Tor will nicht fallen. Auch, weil in der Nachspielzeit bei einem von links getretenen Freistoß durch Clausen der rechte Pfosten dem Torerfolg im Wege steht. So endet das Aufsteigerduell mit 3:1 für den Gastgeber, der nun mit dem Gast den Platz in der Tabelle tauscht. „Wir lassen einfach zu viel liegen…“, lautet das Resümee von Barthel, während Großkopf besonders mit den Leistungen von Daniel Göbel, Mert Erdal und Jannik Kretschmar zufrieden ist und ansonsten meint: „In der zweiten Halbzeit waren wir schlecht, aber für einen Sieg müssen wir uns nicht entschuldigen.“

Mit einem Auswärtserfolg gegen Süderelbe am Freitag könnte der Aufsteiger aus Hamburg auch an diesem Team vorbeiziehen. Allerdings: Alles andere als eine leichte Aufgabe. Der Aufsteiger aus Schleswig-Holstein kann im nächsten Spiel wieder zu Hause auf Naturrasen antreten. Der Gegner: FC Türkiye.

Klaas Dierks

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