Landesliga Hansa

Erst das Hoffen auf Netflix – dann kommt der „kleine Osterhase und legt einen ins Nest“!

30. März 2024, 09:28 Uhr

Benedict von Bülow (li.) dreht nach seinem Führungstor jubelnd ab. Foto: Küch

Die Serie hält! Im sechsten Punktspiel des neuen Kalenderjahres hat der Bramfelder SV mal wieder die (eine) Null gehalten. Zwei Partien gingen ohne eigenen Torerfolg verloren (0:1 gegen Rahlstedt und 0:3 in Altengamme). Drei Begegnungen konnte man bis dato ohne jeglichen Gegentreffer für sich entscheiden (3:0 beim ASV Hamburg, 2:0 gegen Concordia Hamburg II und 2:0 bei Oststeinbek). Auch im Gastspiel beim Hammer Park stand auf der einen Seite wieder die obligatorische Null. „Irgendwie läuft es in der Rückrunde bisher immer so: Wenn wir gewinnen, dann auch zu Null. Das ist natürlich hervorragend“, konnte sich BSV-Trainer Carsten Henning nach dem 2:0-Erfolg (alle Highlights im LIVE-Ticker) ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen.

Lange war es ein zäher Krampf im Hammer Park. Doch am Ende behielt das "weiße Ballett" aus Bramfeld verdientermaßen die Oberhand. Foto: Küch

Dabei sah es während der ersten 45 Minuten lange Zeit nicht danach aus, als würde überhaupt ein Torerfolg zu bejubeln sein. 36 Zeigerumdrehungen waren vorüber, als Henning an der Seitenlinie fragend witzelte: „Läuft irgendwas auf Netflix, was man sich angucken kann?“ Es war durchaus zähe Kost für die geschätzten 127 Besucher im Hammer Park. Und als man sich bereits auf einen torlosen ersten Abschnitt eingestellt hatte, klingelte es urplötzlich doch noch im Kasten der bis dato etwas aktiveren Hausherren. „Dass man in der letzten Minute in Rückstand gerät, ist natürlich sehr ärgerlich“, haderte Sidnei Marschall – und fügte an: „Die haben ja nur auf Fehler gewartet, aufs Umschaltspiel gesetzt und viele Diagonalbälle gespielt. Das wussten wir, dass die so spielen – aber genau so kassieren wir das Gegentor.“

"Das war kein schönes Spiel – gerade in der ersten Halbzeit"

Starkes Tackling: Christian Westphal (li.) bremst Zaradasht Abdelkarim fair aus. Foto: Küch

Eine Freistoß-Flanke von Louis Mandel wurde zunächst abgefangen. Im linken Halbfeld bekam der Schütze den Ball zurück und brachte ihn mit dem ersten Kontakt auf holprigem Geläuf erneut vor das gegnerische Gehäuse. Justin Sadownik verpasste zunächst noch, aber der aufgerückte Benedict von Bülow hechtete die Kugel am zweiten Pfosten in die Maschen (45.)! „Das habe ich aber schon in der ersten Halbzeit gesagt, dass das bestimmt deren Taktik ist, abzuwarten. Das haben sie clever gemacht, uns den Platz gegeben, sich selbst so ein bisschen ausgeruht – und es dann im Umschaltspiel gut gemacht“, befand der HUFC-Coach.

Während Henning den Treffer seines Verteidigers wenige Augenblicke zuvor fast vorhersagte: „Der kleine Osterhase“, meinte er damit von Bülow, „legt einen ins Nest“, sah er den Torerfolg voraus – und verriet hinterher: „Der Plan war, dass wir Hamm den Ball geben und selbst vermehrt auf zweite Bälle gehen. Das war schon beabsichtigt.“ Und weiter: „Das war kein schönes Spiel – gerade in der ersten Halbzeit. Das Tor fiel aus dem Nichts und war glücklich für uns – aber das haben wir natürlich gerne mitgenommen.“

BSV-Keeper Usta kann Winkler-Elfmeter festhalten

Bramfeld-Keeper Eymen Usta (Mi.) parierte kurz nach Wiederanpfiff einen Strafstoß von John Winkler, hielt den Ball sogar fest - und verhinderte damit den Ausgleich. Foto: Küch

Mit Robin Polzin und Maurice Freudenthal brachte Bramfeld nach Wiederanpfiff zwei frische Offensivkräfte, die Hamm fast im Alleingang schwindelig spielten. Doch zunächst bot sich den „Geächteten“ aus dem Nichts die Chance zum Ausgleich, als der ansonsten starke und fehlerfreie von Bülow den bereits in der ersten Hälfte für den angeschlagenen Sinisa Veselinovic in die Partie gekommenen Joel Andrew zu Fall brachte. Doch es war irgendwie bezeichnend, dass John Winkler den fälligen Strafstoß nicht nur verschoss, sondern BSV-Keeper Eymen Usta das Spielgerät sogar festhielt (49.)! „Mit dem Elfmeter, der eigenes Verschulden war, wurde es nochmal eng. Aber man muss auch sagen, dass wir den Gegner nach dem 2:0 am Leben gelassen haben“, brachte es Henning auf den Punkt.

"Wenn man so amateurhaft Fußball spielt, hat man verdient verloren"

Der starke Lorenz Lahmann-Lammert (Mi.) zeigte vor allem in der Defensive mit starken Grätschen eine gute Leistung. Hier blockt er den Schuss von Kolou. Foto: Küch

Denn nur wenige Augenblicke später veredelte der frisch aus dem Urlaub zurückgekehrte „Joker“ Polzin einen Zuckerpass von Sadownik, zog links am herauseilenden Hamm-Fänger Norman Volber vorbei und schob ins verwaiste Gehäuse ein (54.)! Kurz darauf verpassten Freudenthal (57.), Sadownik (63.) und Polzin (66.) die endgültige Entscheidung. „Wir hatten drei 100-prozentige Torchancen, um Hamm früher den Stecker zu ziehen“, konstatierte Henning. Und trotzdem brannte schlussendlich nichts mehr an, weil „in der zweiten Halbzeit nicht viel von uns kam“, wie Marschall eingestehen musste. „Und letztendlich muss man sagen: Wenn man so amateurhaft Fußball spielt, hat man verdient verloren!“

"Wir haben heute Fußball gearbeitet"

Nach 90 Minuten hatte der Bramfelder SV allen Grund zur Freude, siegte im Hammer Park mit 2:0 - und spielte mal wieder zu Null. Foto: Küch

Gewohnt klare Worte vom Hamm-Übungsleiter, der sein Team nach Schlusspfiff auch gar nicht mehr zum eigentlich obligatorischen Mannschaftskreis zusammenholte. „Es ist jetzt weit hergeholt. Aber wir haben drei Wochen lang gar nicht gespielt. Zu der Zeit hatten wir 22, 23 Leute beim Training. Alle hatten Bock und wollten spielen. Dann fielen die Spiele reihenweise aus. Und aktuell haben wir ungefähr zehn Verletzte – fast alle mit muskulären Geschichten. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, aber sicherlich spielt das mit rein, dass wir seit drei Wochen ohne Wettkampfpraxis sind. Und das spiegelt sich auch im Training wider. Denn es ist natürlich ein Unterschied, ob 13, 14 Leute oder eben 23, 24 Mann beim Training sind. Das sieht man dann auch im Spiel. Wir haben einfach nicht die Kraft, 90 Minuten Gas zu geben.“

Das Fazit von seinem Gegenüber: „Ich habe es gerade schon im Kreis gesagt, dass wir heute Fußball gearbeitet haben“, was angesichts der Platzverhältnisse auch kaum anders möglich war. „Wir haben ja schon eine kleine Vorerfahrung in Altengamme gemacht – obwohl das nicht die gleichen Verhältnisse waren, weil der Platz hier viel größer ist und auch schwerer zu bespielen war. Aber wir haben heute ganz anders agiert – sowohl im Aufbauspiel als auch gegen den Ball. Und vor allem aufgrund der zweiten Halbzeit war das am Ende auch verdient“, bilanzierte Henning.

Autor: Dennis Kormanjos