„Es wäre riesig, wenn ich die 20-Tore-Marke knacke“

Von den Seychellen über den Kiez zu den „Tauben“: Der Karriereweg des Tom Bein

16. November 2016, 14:03 Uhr

Durfte bisher zehn Saisontreffer bejubeln: Palomas Tom Bein, der sich hier bei Maxym Marx (Nummer 14) für die Vorlage bedankt. Foto: noveski.com/Jaedtke

Was Tom Bein macht, hat Hand und Fuß: In der vergangenen Spielzeit traf der 22-Jährige für den TSV Sasel in der Landesliga Hammonia insgesamt zehn Mal ins Schwarze, in der aktuellen Saison war er für Hansa-Landesligist USC Paloma in 15 Spielen bislang schon genau so oft erfolgreich. Im Gespräch mit den FussiFreunden verrät der Stürmer, wie groß die Umstellung von der alten auf die neue Mannschaft war, wie viele Saisontreffer er nun gerne schießen möchte, warum man seine Karriere auf dem Kiez „planen“ kann und wie es ist, wenn man in einem Urlaubsparadies kurz vorm Sprung in den Profifußball steht.

Die Seychellen zählen nicht unbedingt zu den Orten dieser Welt, bei denen man zwangsläufig sofort an Fußball denkt. Eher an Strände, Meer und warme Temperaturen. An Erholung, Abschalten und Kraft tanken. Doch dort, im Inselstaat im indischen Ozean, wo andere Urlaub machen, wäre für Tom Bein beinahe ein ganz großer Traum in Erfüllung gegangen. Der Traum vom Sprung in den Profi-Fußball.

„Am Ende hat einfach die Arbeitsgenehmigung gefehlt“

Unter dem jetzigen USC-LIgamanager Carsten Gerdey spielte Tom Bein (re.) in Alsterdorf, als Gerdey den SC Sperber coachte. Foto: noveski.com/Jaedtke

In seinem letzten Jahr als Jugendspieler beim SC Victoria spielte der heute 22-jährige unter Ofosuhene Oduro-Opuni und Fabio Ansaldo in der A-Jugend. „Und ich durfte bei der Regionalliga-Mannschaft mittrainieren“, erinnert sich Bein. Doch dafür, sich dort festzuspielen, reichte es am Ende nicht ganz, „Ich sollte in der Reserve spielen, aber das wollte ich nicht. Dann kam der Kontakt zu Andreas Klobendanz zustande, der damals noch beim SV Lurup war.“ Nach diversen Gesprächen sagte Bein in Lurup zu. Einige Wochen später jedoch „musste ich dort leider trotz einer Zusage wieder absagen. Bei mir hatte sich die Möglichkeit zu einem Auslandsaufenthalt auf den Seychellen ergeben.“ Weil er allerdings auch im Urlaubsparadies nicht ganz ohne Fußball sein wollte oder konnte, trainierte Bein beim dortigen Erstligaclub Saint Michel United Football Club zur Probe mit – und wurde genommen.

„Ich habe dort mit vier anderen ausländischen Spielern, die aus Madagaskar kamen, in einer Wohngemeinschaft gelebt. Einer von denen bekam hin und wieder sogar Anrufe von seinem Nationaltrainer, dass er für's nächste Länderspiel nominiert sei“, erzählt Bein, „wir haben da zwei Mal am Tag trainiert. Das war schon eine interessante Zeit.“ Zum Durchbruch aber reichte es nicht. Allerdings waren es keine sportlichen Gründe, die den Ausschlag dazu gaben, dass aus der Profikarriere nichts wurde. „Ich war insgesamt acht oder neun Monate dort, am Ende hat einfach die Arbeitsgenehmigung gefehlt. Das war kompliziert mit dem ganzen Papierkram. Es gab ein langes Hin und Her und letztlich ließ es sich nicht realisieren.“

„Der SC Sperber ist immer in meinem Herzen“

Vor der Saison wechselte Tom Bein (li.) vom TSV Sasel zum USC Paloma. Foto: noveski.com/Herzog

Zurück in Deutschland, spielte Bein dann der Zufall in die Karten. „Ich habe auf dem Kiez Niko Sideris getroffen, der mich damals fragte, wo ich spiele...“, blickt Bein zurück. Nachdem Sideris, heute bei Nord-Bezirksligist UH-Adler am Ball, eruiert hatte, dass Bein gerade ohne Club war, machte er ihm den SC Sperber schmackhaft. Ausgerechnet jenen Club, für den Bein bereits ins einer Jugend gespielt hatte. Der Entschluss war also schnell gefasst: Bein wechselte zu den Alsterdorfern und stand fortan mit Sideris in einer Mannschaft. „Das war meine erste Station im Herrenbereich. Damals war Carsten Gerdey Trainer, später kam Mike Breitmeier. Leider sind wir aus der Landesliga abgestiegen“, hat Bein sportlich nicht die bersten Erinnerungen an dieses Gastspiel, sagt aber dennoch: „Der SC Sperber ist immer in meinem Herzen.“

Statt jedoch mit in die Bezirksliga zu gehen, verschlug es Bein zum TSV Sasel. Für den Hammonia-Landesligisten erzielte er in einer Saison zehn Treffer. Trotzdem war nach nur einem Jahr am Parkweg bereits wieder Schluss. „In den Gesprächen nach der Saison wurde mir gesagt, dass man nicht mehr mit mir plant. Das hat mich schon überrascht. Es war wie ein Schock für mich“, sagt Bein, der aber dennoch nur nette Worte für seinen Ex-Club übrig hat. „Auch wenn er mich nicht mehr wollte: Danny Zankl hat unheimlich viel Ahnung vom Fußball.“ Mehr noch: „Als Stürmer bist du in Sasel gut aufgehoben, weil du mit Leuten wie Michael Meyer, Nico Zankl, Timo Adomat oder Yannis Büge Super-Fußballer hast, die einem den Ball in die Schnittstelle spielen können, wie sonst kaum wer. Da schaut man sich schon mächtig um, wenn man vom SC Sperber dahin geht. Es war ein positiver Schock für mich, was für gute Kicker das sind.“

„Ich fühle mich beim USC Paloma übertrieben wohl“

„Ich fühle mich hier übertrieben wohl“, sagt Tom Bein über sein Engagement an der Brucknerstraße. Foto: noveski.com/Herzog

Entsprechend der guten Verbindungen an den Parkweg verspürt Bein auch keinen Neid, dass der TSV in der Tabelle der Landesliga Hansa aktuell ganz oben steht, während er selbst mit dem USC Paloma derzeit Achter im Klassement ist. „Sasel muss von der Qualität her einfach da oben stehen. Die werden auch aufsteigen. Ich gönne das den Jungs. Die sollen auf jeden Fall mal Oberliga-Luft schnuppern“, ist sich Bein sicher. Seine eigenen Ziele sind inzwischen, zumindest kurzfristig, andere. „Ich hab' unseren Fans versprochen, dass ich in dieser Saison zehn Tor mache. Dass mir das so schnell schon gelingt, damit hab' ich nicht gerechnet. Jetzt nehme ich mir so 15 bis 20 Saisontreffer vor. Es wäre riesig, wenn ich die 20-Tore-Marke knacke“, sagt der 22-Jährige, der sich nach eigenem Bekunden an der Brucknerstraße „übertrieben wohl“ fühlt: „Wir verstehen uns alle super, unternehmen als Team viel. Wir haben alle das blaue Paloma-Blut, das unser Ligamanager Carsten Gerdey immer fordert. Hier habe ich den Spaß am Fußball zurückgewonnen.“

Und nicht nur das: Das „Wohlfühl-Klima“ bedingt auch Beins Leistngen, wie er selbst sagt: „Ich spreche ich oft mit unserem Trainer Steffen Harms, der früher selbst ja auch Stürmer war. Von ihm lerne ich einiges. Er kann gut mit Spielern umgehen, lässt mich oft spielen und schenkt mir das Vertrauen. Das stärkt das Selbstvertrauen. All das zusammen ist mein Schlüssel zum Erfolg“, verrät Bein, der sich selbst als eine Mischung zwischen dem Typus „spielender Stürmer“ und dem Torjäger alter Schule sieht: „Mir wird oft gesagt, dass ich mit meinen 1,95 Metern guten Fußball spiele, aber genauso oft bekomme ich zu hören, dass mir der Ball vorm Tor oft auf den Fuß fällt.“


So wie zum Beispiel im Nachholspiel des fünften Spieltags gegen Dersimspor. „Da war ich 90 Minuten nicht zu sehen, mache in der 93. Minute das Siegtor zum 1:0 und bin dann der Held“, lacht Bein, schränkt aber zugleich ein: „Dabei bin ich gar nicht der, der so gerne der Held ist und im Mittelpunkt steht.“ Das aber bleibt angesichts der Trefferquote in den letzten beiden Spielen ebenso wenig aus, wie das Interesse von Oberligisten. „Klar möchte ich gerne in der Oberliga Spielen“, so Bein, „am liebsten natürlich mit dem USC Paloma.“

Jan Knötzsch