Gnadenloses Dersim schlägt unüberzeugtes Bramfeld!

„Stichwort Effektivität“: Bramfeld erwischt rabenschwarzen Tag

12. November 2016, 20:36 Uhr

Die ganze Mannschaft eilte herbei, nachdem Roberto d'Urso (4. v. li.) auf mehr als nur artistische Art und Weise das 4:0 für seine Truppe erzielt hatte. Foto: noveski.com/Herzog

Manchmal kann der Fußball ganz einfach sein: nach einem 4:0 von einem „Spiel auf Augenhöhe“ zu sprechen, klingt im ersten Moment eher seltsam. Doch Dersimspors Co-Trainer Alex Koch tat nach dem 4:0-Erfolg seiner Mannen beim Bramfelder SV genau das. Unrecht hatte er damit keineswegs – denn am Ende waren es trotz des deutlichen Ergebnisses Nuancen, die den Unterschied ausmachten. Während die Gäste an der Ellernreihe eine gnadenlose Effektivität an den Tag legten und nahezu alles klappte, was man versuchte – fehlte dem BSV die letzte Galligkeit und Überzeugung in den entscheidenden Momenten. Zudem wurden drei haarsträubende individuelle Aussetzer „bitterböse bestraft“, wie auch Florian Neumann befand.

Der starke Marco Löffke (Mi.) nutzte einen Fehler, umkurvte Keeper Möller (re.) und grätschte den Ball zum 1:0 für Dersim in die Maschen. Foto: noveski.com/Herzog

Dem 0:1 ging ein verunglückter Rückpass von Routinier Christopher Skalnik voraus, woraufhin sich Marco Löffke artig bedankte (24.). Der Führungstreffer für die Harburger fiel genau in der Phase, in der Bramfeld die spielerische Oberhand gewann. Gegentor Nummer zwei resultierte aus einem Ballverlust im Mittelfeld von Jan Kuhle, der bei seinem Dribbling hängenblieb und damit den Gegenzug einleitete, den Edison Sa Borges Dju nach einer herrlichen Flanke von Roberto d`Urso am zweiten Pfosten abschloss (38.). „Dann kommen wir aus der Pause, wollen eigentlich den Anschluss machen und kriegen stattdessen nach einem weiteren individuellen Fehler das Dritte“, beklagte Neumann, der in jener Aktion sogar gleich drei Böcke notieren durfte: erst wurde der Ballbesitz leichtfertig hergeschenkt, dann misslang ein Abschlag von Keeper Patrick Möller gründlich, ehe auch Skalnik den Fauxpas seines Torhüters unter Bedrängnis nicht mehr ausbügeln konnte. Letztlich brachte Löffke das Leder von rechts im gegnerischen Strafraum so präzise nach innen, dass erneut Sa Borges Dju mit einem schulbuchmäßigen Kopfball unter die Latte vollenden konnte (56.)!

D'Ursos Traumtor: „Dieses Glück muss man sich erarbeiten“

Traf doppelt: Edison Sa Borges Dju. Foto: noveski.com/Herzog

Absolut bezeichnend für den Auftritt der Gäste war das Tor zum 4:0: Serhat Cayir marschierte die linke Außenbahn herunter und flankte in den Rücken der Abwehr, wo d’Urso lauerte und den Ball von der Sechzehnergrenze per Direktabnahme traumhaft in den linken Giebel platzierte (73.)! Ein Heber mit der linken Innenseite – eine Aktion die wohl nur dann gelingt, wenn es einmal läuft! „Klar gehört zu so einem Tor auch eine Menge Glück dazu, aber das muss man sich erarbeiten – und das haben wir in den letzten Wochen getan“, konstatierte Koch. Zwar hatte Dersim im zweiten Durchgang noch weitere Einschusschancen – doch die Möglichkeiten des Bramfelder SV waren nicht minder gut. Ganz im Gegenteil! Ein kleiner Auszug: Twardawa rauschte um Zentimeter an einer Polzin-Ecke vorbei (30.). Skalnik feuerte einen Müller-Querpass an den linken Pfosten (41.), ehe sowohl Kuhle (72.) als auch Findeisen (82.) das Runde nicht im völlig verwaisten Gehäuse unterbringen konnten. Doch damit noch nicht genug. Henning scheiterte mit einem von Tobias Keller an Milos Ljubisavljevic verursachten Elfmeter an Maximilian Hentrich (59.). Und als das Spielgerät dann endlich mal im Netz zappelte, fälschte der im Abseits stehende Henning einen Skalnik-Schuss unglücklich ab (63.). Es wollte nichts, aber auch wirklich gar nichts gelingen!

„Hurra-Fußball spielt man nicht von heute auf morgen“

Das "Sahnestück" von Roberto d'Urso mit der linken Innenseite in hohem Bogen in den Knick. Foto: noveski.com/Herzog

Auf der anderen Seite wurde hingegen die Spielfreude von Minute zu Minute größer. Bestes Beispiel war ein sensationeller Hackenpass aus der Drehung von Lamin Jawla in den Lauf von Abdessamad Erbibi, der jedoch an Möller scheiterte (69.). Für die Harburger war es nach dem völlig verpatzten Saisonstart der dritte Sieg in Folge und der Anschluss an die große Verfolgergruppe. Dennoch bleibt man bescheiden: „Der Spaß kommt mit dem Erfolg. Wir wollen uns erstmal stabilisieren, das steht ganz klar im Vordergrund. Hurra-Fußball spielt man nicht von heute auf morgen“, warnt Koch vor zu großer Euphorie. Sein Fazit des Spiels: „Ich glaube es war recht ausgeglichen, beide Mannschaften standen sehr kompakt. In meinen Augen war es ein Geduldsspiel – eigentlich auf Augenhöhe. Wir haben den ersten Fehler ausgenutzt und versucht, die sich bietenden Chancen zu nutzen sowie hinten kompakt aufzutreten. Bramfeld ist ein starker Gegner, hat nicht umsont in der Hinrunde die wenigsten Gegentore bekommen und wir mit die meisten. Aber die Null hat gestanden, auch wenn wir bei einigen Aktionen eine Menge Glück hatten, das muss man ehrlicherweise sagen und anerkennen. Aufgrund der Effizienz haben wir es am Ende verdient über die Bühne gebracht.“

„Es fehlte die Überzeugung, der letzte Wille“

Florian Neumann bilanzierte unterdessen ganz nüchtern: „Dersim hat die Tore gemacht und wir nicht. Wir haben uns in der ersten Halbzeit katastrophale Fehler im Spielaufbau geleistet, die dann auch zu Gegentoren geführt haben. Es war ja nicht so, dass wir chancenlos waren, aber es fehlte die Überzeugung, der letzte Wille. Ich kann den Jungs aber nicht absprechen, dass sie nicht gekämpft haben. Im Gegenteil. Letztlich ist das Ergebnis sehr, sehr hoch für ein Spiel zwischen Tabellennachbarn. Andererseits haben die gegen Ohe 0:4 verlieren und wir 4:0 gewonnen, was einfach unterstreicht, dass in dieser Liga jeder jeden schlagen kann. Wenn du deine Chancen eben nicht nutzt und dann selbst durch individuelle Fehler bitterböse bestraft wirst, gehst du nun mal mit leeren Händen nach Hause. Bei drei der vier Gegentore war es ja nicht so, dass der Gegner diese glänzend herausgespielt hat, sondern den Toren gehen klare individuelle Fehler unsererseits voraus. Am Ende ist Effektivität das Stichwort.“

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