„Haben nicht das abgerufen, was man im Derby abrufen muss!"

„Kreis-Meisterschaft" ohne Feuer

17. Mai 2016, 22:03 Uhr

Marlo Steinecke (l.) brach den Bann und erzielte Halstenbeker Führung in einem äußerst durchwachsenen Derby. Foto: Claus Bergmann

Um die Tabelle spieltagsmäßig wieder zu glätten, trafen sich die Lokal-Nachbarn VfL Pinneberg und SV Halstenbek-Rellingen zu einem „Stelldichein" im Landkreis. Doch der erwartete Charakter für solch eine Begegnung blieb aus, weshalb HR-Coach Thomas Bliemeister danach sagte: "Das war ein schlechtes Spiel und ich bin enttäuscht von meiner Mannschaft!" Auch VfL-Trainer Thorben Reibe war ähnlicher Meinung: "Generell bin ich stolz über die Leistung der kompletten Rückrunde, aber das heute war sicherlich kein gutes Spiel." Das überhaupt Tore fielen, grenzte schon fast an ein Wunder, aber es gab sie...

Foto: Claus Bergmann

Die Protagonisten auf dem Feld machten es jedem Schreiberling leicht, die wenigen vorhandenen Höhepunkte an einer Hand abzuzählen und zu notieren. Denn viel kam nicht dabei herum und das ausgerechnet in einer Partie, in der die Akteure beider Teams eigentlich brennen sollten. Genau das erwarteten sowohl die 275 anwesenden Zuschauer von diesem Derby als auch die Trainer, weshalb Gäste-Coach Bliemeister nach Ende der Begegnung sichtlich angefressen war, da er mit der Leistung seiner Truppe nicht zufrieden sein konnte: „Das war ein schlechtes Spiel und ich bin enttäuscht von meiner Mannschaft, weil sie nicht das abgerufen hat, was man in einem Derby abrufen muss!"

Lediglich Fabian Knottnerus (17.) und Kjell Ellerbrock (43.) für die Hausherren sowie Yannick Sottorf (15.) auf Seiten der Gäste, kamen in der ersten Halbzeit zu Chancen. Erst schoss der Mittelfeldspieler von HR ans linke Außennetz, nachdem er von Ümit Karakaya in Szene gesetzt wurde, der vorher drei Gegenspieler stehen ließ. Dann scheiterte auf der Gegenseite Knottnerus zwei Minuten später an Torwart Mirko Oest mit einem Schuss aus sieben Metern. Diesem Abschluss ging ein schön vorgetragener Doppelpass zwischen Benjamin Brameier und Sascha Richert voraus, wodurch Brameier sich so in Position brachte, dass er auf seinen Mitspieler durchstecken konnte. Und dann war da noch die Gelegenheit kurz vor dem Pausenpfiff durch Ellerbrock, der nach einer Flanke von Flemming Lüneburg vor dem Kasten am höchsten stieg und einköpfen wollte, jedoch nicht gänzlich vollstreckte, da Karakaya auf der Linie stand und klärte. Das war dann auch schon alles an herausgespielten Offensivaktionen im ersten Durchgang.

„Generell bin ich stolz auf die Leistung in der kompletten Rückrunde"

Enrik Nrecaj (r.) hätte einen Strafstoß zugesprochen bekommen müssen. Foto: Claus Bergmann

Einen Unterschied zwischen beiden Halbzeiten gab es dann aber doch und das waren tatsächlich die Tore, mit denen kaum einer mehr rechnete. Bereits zehn Zeigerumdrehungen nach Wiederanpfiff erkämpfte sich Yakup Telli am Mittelkreis den Ball und hob ihn gefühlvoll über die hoch stehende Abwehr der Pinneberger in den Lauf des gestarteten Marlo Steinecke, der dann alleine auf das Tor zurannte und eiskalt zur Halstenbeker Führung vollstreckte! Nicht wenige Beobachter sahen allerdings einen irregulären Treffer, wie auch VfL-Coach Reibe: „Ich glaube, dass dem Tor eine Abseitsposition voraus ging. Aber dafür haben wir beim nicht gegebenen Elfmeter Glück gehabt.“ Was der Übungsleiter damit meinte, war jene Szene, die sich in der 62. Minute im Strafraum der Hausherren abspielte: Der Pinneberger Alexander Borck traf seinen Gegenspieler Enrik Nrecaj derart klar am Bein, dass man den Einschlag auf der ganzen Anlage hörte. Doch Schiedsrichter Marcel Hass (TuS Osdorf) sah darin kein Foul und ließ, anstatt auf den Punkt zu zeigen, weiterspielen - zumindest so lange, bis der Ball ins Aus befördert wurde, da Nrecaj anschließend behandelt werden musste.

Foto: Claus Bergmann

Das wäre die Chance für HR gewesen, die Führung auszubauen. Stattdessen gelang es der Reibe-Elf, den Ausgleich zu markieren, auch weil der eingewechselte Caner Arda einen Schuss neben den Kasten setzte, weshalb es weiterhin nicht zu einem erneuten Treffer der Gäste kam (83.). Die Schlussphase war weit vorangeschritten, da zappelte der Ball plötzlich im Netz! Borck brachte einen weiten Einwurf in den Strafraum, wo die komplette Abwehr der Halstenbekler versuchte, die Pille aus der Gefahrenzone zu bugsieren. Doch wie sagt man so schön: Viele Köche verderben den Brei. So war es dann auch in dieser Situation, als die Defensive nur halbherzig klärte und Tim Vollmer aus zwölf Metern mit Vollspann zum Ausgleich traf (85.)! Nach Abpfiff waren sich aber alle Anwesenden darüber einig, dass die Schaulustigen nicht auf ihre Kosten kamen, weshalb Reibe seinem Kollegen dahingehend Recht gab: „Generell bin ich stolz auf die Leistung in der kompletten Rückrunde, aber das war sicherlich keine gute Partie." Ein Spieltag ist noch offen, an dem beide Vereine die Gelegenheiten haben, sich nochmals besser zu präsentieren. Wobei: Aus Pinneberger Sicht ist die Rückrunde schon jetzt äußerst erfolgreich verlaufen!

Autor: Mathias Merk