Landesliga Hammonia

Josipovic warnt: „Entweder wir bleiben eine stabile Landesliga-Mannschaft – oder es beginnt ein gewisser Zerfall“

09. August 2023, 12:56 Uhr

Anto Josipovic sieht seine Eintracht aus Lokstedt in dieser Saison am Scheideweg - und warnt. Foto: Olaf Both

Obwohl es „nur“ ein Testspiel und der sportliche Aufgalopp in die Vorbereitung auf die Saison 2023/24 war, machte Anto Josipovic nach der 0:10-Niederlage beim amtierenden Hamburger Meister, dem TSV Sasel, keinen Hehl aus seiner Gefühlswelt: „Das Ergebnis tut extrem weh – und ich glaube auch, wenn wir mit der ersten Elf dagewesen wären, wäre es für uns schwierig geworden“, haderte der Cheftrainer von Eintracht Lokstedt. Zwar fehlten ihm und seinem Team diverse „Ankerpunkte“ auf dem Platz, aber die „fehlende Cleverness“ machte dem 38-Jährigen dennoch zu schaffen.

Neuzugang David Heuer (li.) erzielte beim 4:1-Erfolg bei Paloma II einen Doppelpack für "Lokke". Foto: Olaf Both

Als er einer am Boden liegenden Eintracht aus Lokstedt im Oktober 2016 aus der Patsche half und dafür sogar seine eigene Laufbahn beendete, war noch nicht abzusehen, was für eine Ära Anto Josipovic an der Döhrntwiete prägen würde. Der sympathische Chefcoach ließ bei „Lokke“ mit seiner überaus herzlichen Art nicht nur schnell wieder Ruhe einkehren und rettete den Club vor dem Absturz in die Kreisliga, sondern führte den Verein sogar in die Landesliga und etablierte das Team in der sechsthöchsten Spielklasse.

Jahr für Jahr holte Josipovic mit seiner Equipe das sportliche Maximum raus und war für jeden Gegner ein stets unbequemer Widersacher. Immer wieder wurden Abgänge oder Ausfälle von absoluten Leistungsträgern kompensiert. Ob Abwehr-Ass Johann Eisenberg (zog nach Berlin), Jan Steinbüchel (schwer verletzt), der langjährige Kapitän und Leader Ersin Cavus (Karriereende), Tamino Kunter (pausiert) oder Luis Gleich (SC Victoria Hamburg) – Josipovic fand auf alles eine Antwort und sah die Chance, dass andere aus dem Schatten derer heraustreten können. Während Liga-Kontrahenten in der Oberliga nach „dicken Fischen“ Ausschau halten, zieht Josipovic neue Akteure an Land, die sonst kaum einer auf dem Zettel hat.

"Gehe den Weg nur mit Leuten, die den Mannschaftssport leben"

Die Corona-Zeit habe bei vielen Spielern zu anderen Prioritäten geführt. Umso mehr will Josipovic weiterhin auf den Mannschaftsgedanken setzen. Foto: Olaf Both

Und dennoch betont Mr. Lokstedt: „Über die letzten zweieinhalb Jahre – angefangen in der Corona-Zeit – hat eine gewisse Entwicklung ihren Lauf genommen, die in eine falsche Richtung geht. Viele haben ihre Prioritäten inzwischen ganz woanders und auch nicht mehr den Anspruch, sich quälen oder leiden zu wollen für den Fußball“, will er persönlich dagegen steuern. „Ich gehe diesen Weg nur mit den Leuten, die wirklich für das Team da sein wollen und den Mannschaftssport leben. Denn ich glaube, ich bin dafür bekannt und stehe auch dafür, dass man nur als Team erfolgreich sein kann, wenn man als Einheit zusammenarbeitet und gemeinsam Spaß hat“, werde er keine Rücksicht auf Namen nehmen. Denn: „Ich will nicht, dass das kaputt geht!“

"Wo geht die Reise hin?"

Das zwischenzeitliche 2:1 von Nassim Saleh (li.) am vergangenen Wochenende war ein absolutes Traumtor - ein Treffer der Marke "Tor des Monats". Foto: Olaf Both

Das, was er aufgebaut und in ungeahnte Sphären geführt hat. Doch nicht erst der Gleich-Abgang hat den Coach an einen Punkt geführt, wo er sein Team am Scheideweg sieht: „Wo geht die Reise hin? Entweder wir bleiben eine stabile Landesliga-Mannschaft – oder es beginnt ein gewisser Zerfall. Und bevor der beginnt, warne und reagiere ich.“ Ohne Rücksicht, aber mit gewohnt jeder Menge Herzblut und Leidenschaft. Und seine Jungs scheinen verstanden zu haben, was er meint: Mit vier Punkten aus den ersten zwei Spielen ist man ordentlich in die neue Spielzeit gestartet. Am Sonntag feierte „Lokke“ einen überzeugenden 4:1-Sieg bei Aufsteiger Paloma II – auch dank eines absoluten Traumtores von Regisseur Nassim Saleh (siehe Video)!

Autor: Dennis Kormanjos