Mitrovic vor Rücktritt – Droht Bergedorf 85 der Zerfall?

Chefcoach will am Abend eine Entscheidung über seinen Verbleib treffen

21. September 2015, 12:47 Uhr

Mato Mitrovic kommt ins Grübeln. Die Vorfälle vom Sonntag beschäftigen ihn auch heute und haben womöglich weitreichende Konsequenzen. Foto: noveski.com

Nach fünf (!) Platzverweisen, darunter drei glatte Rote Karten und zwei Gelb-Rote, marschierte Bergedorf 85-Coach Mato Mitrovic auf das Schiedsrichtergespann zu und bat dieses um einen Spielabbruch. Auf Nachfrage, ob er sich sicher sei, das Derby gegen den SV Altengamme eine gute Viertelstunde vor Schluss beim Stand von 0:0 abzubrechen, versicherte Mitrovic dem Trio: „Ja, es ist die einzig vernünftige Entscheidung, weil ich nicht dafür garantieren kann, was noch alles passiert.“ Nach unseren Informationen hat der Abbruch vom Sonntagnachmittag womöglich ein weitreichendes Nachspiel. Denn Mitrovic hat sich bis zum heutigen Abend eine Deadline gesetzt, in der er entscheiden möchte, ob er dem Verein erhalten bleibt!

Der mit der DFB-Plakette als „fairster Trainer“ ausgezeichnete Mitrovic überlegt aufgrund der Vorfälle, seine Ämter als Cheftrainer und Erster Vorsitzender der „Elstern“ aufzugeben! „Ich werde nicht zulassen, auch wenn einige Entscheidungen sehr fragwürdig waren, dass wir die Schuld nur beim Schiedsrichter suchen! Die einzige Frage, die ich mir auch noch heute stelle ist die, ob es die richtige Entscheidung war, einen 17-jährigen Schiedsrichter zu einem solchen Derby zu schicken. Er war unsicher, hat seinen Faden sicherlich verloren. Aber dennoch: Das, was dann vorgefallen ist, darf einfach nicht passieren. Da muss man sich zusammenreißen und clever sein. Wir waren vier Mann weniger und hatten sogar noch die Chance zur Führung.“ Der ausschlaggebende Grund für die Eskalation war ein Elfmeterpfiff des Unparteiischen Stephan Prado Munoz, den bis dato kaum keiner versteht, und die daraufhin verhängte Ampelkarte gegen Fatih Okur. „Das war nie im Leben ein Elfmeter – was von mehreren Seiten bestätigt wurde. Auch vom Gegner. Diesen krassen Fehler muss ich dem jungen Schiedsrichter ankreiden. Unser Spieler hat die Arme angelegt, wird aus 30 Metern abgeschossen. Der Schiri hat gar nicht überlegt, sondern sofort Gelb-Rot gezückt.“

Nach jenem verhängten Strafstoß und dem fünften Feldverweis gegen einen Bergedorfer Spieler drohte das Szenario an den Sander Tannen zu eskalieren. Spieler sowie Zuschauer bedrängten den Unparteiischen, woraufhin ein Schiedsrichter-Beobachter, der vor Ort war, die Polizei alarmierte. „Ich bin Geschäftsmann, bekomme seit dem Vorfall viele Anrufe. Ich habe einen Ruf, deshalb gibt es von meiner Seite die Überlegung, ob ich beim FC Bergedorf 85 weitermache!“ Sollte es tatsächlich zum Rücktritt von Mitrovic kommen, stünde der Verein wohl abermals vor einem Scherbenhaufen. „Ich weiß nicht, ob jemand diese Mannschaft dann trainieren und finanzieren kann“, so der 46-Jährige, der vor einiger Zeit einen Trümmerhaufen übernahm, ein neues Team formte und den sofortigen Wiederaufstieg in die Landesliga schaffte. Mitrovic stellte den Kader zusammen und integrierte sämtliche Akteure aus seinem Heimatland Kroatien in die Mannschaft. Demzufolge besteht die Gefahr, dass die Spieler ihren Verbleib von dem ihres Trainers abhängig machen würden. „Wenn ich aufhören sollte, dann nicht nur als Trainer, sondern auch als Erster Vorsitzender.“ Vor allem der Fairplay-Gedanke steht für Mitrovic im Vordergrund und lässt ihn an seinem Verbleib zweifeln. „Auf so ein Benehmen, solch ein Niveau möchte ich mich nicht herablassen.“

HIER geht's zum Bericht der Derby-Vorfälle: