Pinneberg lässt Buxtehuder Böcke ungenutzt

„Ebbers und Agyemang hätten mit Badelatschen zwei Tore gemacht“

02. April 2015, 23:04 Uhr

Bereits in der dritten Spielminute hat Pinneberg durch Sascha Richert die erste Möglichkeit. Foto: Christoph Holzenkamp

Trotz zahlreicher Gelegenheiten kam Titelaspirant Pinneberg in Buxtehude nicht über ein torloses Unentschieden hinaus. Dabei hätte man das Spiel bereits nach 20 Minuten zu seinen Gunsten entschieden haben können, doch die unerklärlichen Aussetzer der Buxtehuder Hintermannschaft blieben allesamt folgenlos. Schließlich musste man beinahe noch froh sein, dass der BSV durch Mulwemes Konterchance nicht gar noch zum Sieg kam. VfL-Coach Michael Fischer versicherte dennoch: „Bei uns wehrt sich keiner gegen die Meisterschaft, auch wenn das heute so ausgesehen haben mag.“

Bereits nach wenigen Minuten hätten die Gäste auf dem Kunstrasenplatz an der Rennbahn in Führung gehen müssen. Richerts Linksschuss von der Strafraumgrenze war noch zu ungefährlich, doch die Buxtehuder schenkten ihm den Ball postwendend wieder. So kam Richert über links in den Strafraum und spitzelte in die Mitte, wo die Kugel statt den Maschen Mitspieler Lüneburg fand, der jedoch aus der Nahdistanz scheiterte (3.) Nur wenig später sorgte ein erneuter Ballverlust der Gastgeber dafür, dass Richert zum völlig freistehenden Jeske durchstecken konnte. Der mutmaßte sich aufgrund seiner Freiheiten wohl im Abseits, weshalb sein Torschuss zu einer kläglichen Rückgabe verkam (7.). Beim nächsten Mal war es nach einem haarsträubenden Fehlpass Brameier, der zu ungenau agierte. Sein Pass in Jeskes Lauf war selbst für den schnellen Blondschopf unerreichbar (15). Endgültig den Bock fett machte später ausgerechnet Routinier Reibe. Nach einer tollen Kombination, an der sich Reibe, Jeske und Richert beteiligten, kam der Flachpass auf Höhe des Elfmeterpunkts, doch Reibe setzte die Direktabnahme am völlig offenen Tor vorbei (35.). Szenen, die Fischer sehnsüchtig auf die kaltschnäuzigen Stürmer anderer Oberliga-Topclubs blicken ließ: „Ebbers oder Agyemang hätten bei den Chancen mit Badelatschen zwei Tore gemacht.“

Buxtehude lädt die Gäste ein

Ansonsten stand aber auch viel Leerlauf auf dem Programm. Buxtehude hatte bis auf einen Tarkocin-Kopfball nicht viel anzubieten (21.), der VfL wurde vor allem nach Einladung des Gegners gefährlich. Auch in Durchgang zwei dauerte es fast zwanzig Minuten, bis das Spiel wieder an Fahrt aufnahm. Zuvor verletzte sich BSV-Innenverteidiger Hasan Ramazanoglu, der sich bei der Ausführung eines Freistoßes wohl eine Zerrung im Leistenbereich zuzog und von einem Krankenwagen abgeholt wurde. Sportliche Highlights gab es ab Minute 65 wieder. Jeske erkämpfte sich den Ball im gegnerischen Sechzehner, sein Abschluss wurde zur Ecke geblockt. Diese landete beim aufgerückten Zimmermann, dessen Kopfball gerade eben noch von der Linie gekratzt wurde. Danach kamen auch die Buxtehuder, die immer wieder Nadelstiche setzten, durch den umtriebigen Mulweme zur ersten zählbaren Schusschance(66.).

Insgesamt aber merkte man nun, dass den Pinnebergern ein Punkt zu wenig wäre. In den entscheidenen Situationen aber war das Schiedsrichtergespann nicht derselben Meinung wie Fischer und seine Schützlinge. Einem erzielten Tor verwehrten sie aufgrund einer Abseitsstellung die Anerkennung (75.), dazu ignorierten sie gleich zweimal die Pinneberger Forderung nach einem Elfmeter. Eine klare Fehlentscheidung konnte den Unparteiischen aber nicht angekreidet werden, wie auch Fischer nach Spielende zugab: „In einigen Szenen haben sie gegen uns entschieden, da hatten wir das Glück nicht auf unserer Seite. Aber ich mache dem Schiedsrichtergespann gar keinen Vorwurf, wir hätten das Spiel schon viel früher für uns entscheiden müssen.“

VfL für eine Spitzenmannschaft zu verschwenderisch

Am Ende musste man aus Pinneberger Sicht sogar fast noch froh sein, immerhin den einen Punkt mitgenommen zu haben. Nach einer robusten Balleroberung von Heins schickte dieser Mulweme auf die Reise. Der entschied sich trotz des mitgelaufenen Kameraden für den Abschluss, scheiterte aber an Baese (80.). Vielleicht hätte er da doch anders ablegen sollen, dachte auch sein Trainer, fügte aber sogleich hinzu: „Ich sage den Jungs immer, dass man vor dem Tor ruhig etwas eigensinnig sein darf.“ Klawon kann auch trotz der hochkarätigen Chance auf einen gewonnen, statt auf zwei verlorenen Punkte schauen: „Hätte mir das Ergebnis vor dem Spiel jemand angeboten, hätte ich es sofort genommen. Aber wir hatten auch gute Aktionen, vor allem durch Mulweme, den ich heute unglaublich stark gesehen habe. Schade, dass er sich am Ende nicht mehr selbst gekrönt hat. Wesentlich schlechter schlafen dürfte aber Fischer, der sich bei einem bis zum Ende spannenden Titelrennen über die in Buxtehude liegen gelassenen Punkte nochmals ärgern dürfte. Die vergebenen Chancen zu Beginn des Spiels, die einem Meisterschaftskandidaten gegen einen abstiegsgefährdeten Aufsteiger allemal hätten genügen müssen, legen das Urteil nahe, dass der VfL für einen Titel noch nicht reif ist. „Wir sind noch keine Spitzenmannschaft der Oberliga. Wenn wir vor Dassendorf und Vicky stehen, dann müssen die sich deswegen hinterfragen und nicht wir“, resümierte auch Fischer.

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