Regionalliga Nord

„Rothöschen“ zu stark: „Wenn wir so einfache Dinger fangen, wird es enorm schwer für uns!“

15. März 2024, 22:59 Uhr

Die U21 des Hamburger SV bejubelt einen souveränen 3:0-Erfolg "beim" Eimsbütteler TV. Foto: Ptjtluckys_pictures

„Alle nehmen die Herausforderung gegen den HSV am Freitag an und wollen die wahrscheinlich letzte Chance für den Klassenerhalt ergreifen“, wusste Frank Fechner, Erster Vorsitzender des Eimsbütteler TV, was die Stunde geschlagen hat. Letztendlich konnte sein Team die vermeintlich letzte Chance nicht ergreifen, weil der Gegner schlichtweg reifer, abgeklärter und routinierter wirkte – und auch qualitativ klare Vorteile hatte. Es hatte schon was von einem Klassenunterschied, obwohl von der Tribüne im Sportpark Eimsbüttel vor gut 500 Zuschauern mehrfach zu vernehmen war: „Die müssen sich nicht mal anstrengen.“ Aber die Art und Weise der Gegentore, die der ETV am Freitagabend schlucken musste (alle Highlights im LIVE-Ticker), sind in der Regionalliga in der Form sicherlich nicht alltäglich: „Vor allem wir dürfen die nicht fangen“, entgegnete Co-Trainer Jonas Struckmann, der einmal mehr den nach wie vor berufsbedingt in Indonesien weilenden Khalid Atamimi vertrat, ehe er anfügte: „Wenn wir so einfache Dinger fangen, dann wird es enorm schwer für uns!“

Beim Führungstor für die U21 des Hamburger SV lobte Struckmann zwar auch den Gegner: „Das macht der HSV wahnsinnig gut, hat sich was überlegt und führt den Freistoß super schnell aus.“ Aber: „Ein paar Jungs sind dann unaufmerksam“, sprach er auf den ruhenden Ball aus dem rechten Halbfeld an, den Arlind Rexhepi weit auf den zweiten Pfosten schlug, wo Omar Sillah urplötzlich sträflich frei stand, seinen Teamkollegen Ware Pakia anköpfte – und von dort kullerte die Kugel ins linke Toreck (25.)! „Ich glaube, wir sind ganz gut reingekommen und hatten die erste Möglichkeit“, sah Struckmann, wie Maurice Boakye an „Rothöschen“-Fänger Steven Mensah scheiterte (14.), „und schießen dann ein Standard-Tor, was abgepfiffen wird“, ahndete Referee Ben Henry Uhrig (SC Egenbüttel) einen Schubser von Dominik Akyol, weshalb Boakyes Treffer nicht zählte (20.).

"Wir haben es auch ein Stück weit erzwungen"

Torjäger Tom Sanne durfte diesmal zwar nicht selbst jubeln, bereitete aber das dritte Tor von Omar Sillah mustergültig vor. Foto: Ptjtluckys_pictures

„Wir waren eigentlich gut drin, hatten dann aber etwas Probleme, den richtigen Zugriff zu bekommen und mussten ein, zwei Sachen umstellen“, so Struckmann, dessen Mannen nach dem 0:1 bis zum Ende keinerlei Gefahr mehr ausstrahlten. Ganz im Gegenteil. Die „Gäste“ hatten auf heimischer Anlage alles im Griff. Die Tore muteten jedoch etwas kurios an. „Ja, das stimmt. Aber wenn man ein Tor schießen möchte, muss man erstmal aufs Tor schießen – und es ein Stück weit erzwingen. Je häufiger du das machst, desto häufiger besteht die Chance, dass der Schuss auch mal abgefälscht wird oder irgendwem vor die Füße fällt“, nahm Pit Reimers damit Bezug auf den zweiten Streich unmittelbar nach der Pause.

"Das war natürlich ein zusätzlicher Dämpfer"

Bent Andresen erzielte das wichtige 2:0. Sein erstes Tor nach 519 Tagen und dem 5:1 im Derby gegen die U23 des FC St. Pauli. Foto: Ptjtluckys_pictures

Milad Nejad und Rexhepi führten eine Ecke von rechts kurz aus. Letzterer bediente im Rückraum Bent Andresen, der Blerim Qestai spielend aussteigen ließ und aus 19 Metern abzog. Der harmlos anmutende Schuss wurde vom Gesäß von Benjamin Lucht entscheidend abgefälscht und fand vom rechten Innenpfosten den Weg ins Eckige (49.)! „Mal fällt so einer rein. Wenn wir etwas mehr Glück haben, passiert das Tor so aber nicht. Und gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit so ein Tor zu kassieren, ist natürlich ein zusätzlicher Dämpfer. Danach war es natürlich extrem schwer“, konstatierte Struckmann. Für Andresen war es der erste Torerfolg seit 519 Tagen. Das letzte Mal durfte er ausgerechnet beim 5:1-Erfolg im Derby gegen St. Paulis U23 jubeln.

"Der Sieg ist auch in der Höhe vollkommen verdient"

Jubelnde Jungspunde vom HSV, niedergeschlagene Mienen beim ETV nach der 0:3-Pleite im Sportpark Eimsbüttel vor 500 Zuschauern. Foto: Ptjtluckys_pictures

Nur kurz nach dem 2:0 machten die „Rothöschen“ mit dem 3:0 endgültig alles klar. Und wieder agierte der ETV unheimlich tölpelhaft sowie fahrlässig. Jasper Hölscher und Keeper Viktor Weber spielten einen Abschlag kurz aus. Der Torwart passte den Ball daraufhin flach ins Zentrum und genau in den Fuß von Felix Paschke. Über Tom Sanne kam die Kugel zu Sillah, der freistehend von halblinks keine Mühe mehr hatte (55.)! „Vielleicht sind die Tore nicht überragend geschossen, aber jedes Tor zählt gleich – und ist dann auch erzwungen gewesen. Wenn wir sie nicht so machen, dann machen wir sie irgendwie anders. Und ich denke, dass der Sieg auch in der Höhe vollkommen verdient ist“, befand Reimers.

„Auch wenn der Führungstreffer vielleicht so ein bisschen aus dem Nichts fällt und etwas glücklich ist, denke ich, dass das unterm Strich ein hochverdienter Sieg für uns ist. Wir haben über die gesamte Spielzeit kaum bis gar nichts selbst zugelassen, hatten in der zweiten Halbzeit alles im Griff und die klare Dominanz. Ich bin hochzufrieden mit den Jungs, dass wir nach den zwei Siegen gegen Norderstedt und Jeddeloh heute nochmal nachlegen konnten. Das war unser absoluter Wunsch und Wille, weil wir nächste Woche nicht spielen. Diese Punkte tun uns richtig gut und nehmen wir gerne mit“, strahlte der Coach der HSV-U21, hatte aber auch einen Wermutstropfen zu verkraften. Direkt nach dem 3:0 musste Rexhepi verletzt runter. „Wir wissen noch nicht genau, was es ist – aber es sieht gerade nicht gut aus. Wir hoffen, dass er schnell wieder auf die Beine kommt.“ Diesen Wünschen schließen wir uns natürlich nahtlos an!

"Wir dürfen keine zwei Standardtore kassieren"

Bent Andresen (re.) ist vor Maurice Boakye am Ball. Foto: Ptjtluckys_pictures

Ansonsten sind die Reimers-Rackerer nun auch punktemäßig voll im neuen Jahr angekommen. „Wir erleben so ein kleines Rendezvous zur Hinrunde. Auch da hatten wir nach vier Spielen noch keinen Sieg. Das war jetzt in 2024 ähnlich. Aber wir waren die ganze Zeit dran und haben gut gearbeitet. Jetzt haben sich die Jungs für ihren Aufwand und die Mühen belohnt. Das gibt uns hoffentlich nochmal Selbstvertrauen für die nächsten Wochen. Da warten schöne Gegner, wo wir mit breiter Brust befreit aufspielen können“, blickte Reimers bereits voraus.

Während sein Gegenüber das „schwierige Spiel gegen einen qualitativ sehr guten Gegner“ noch einmal Revue passieren ließ. Das große Manko: „Wir dürfen keine zwei Standardtore kassieren. Wenn wir die kassieren, wird‘s enorm schwer für uns. So laufen wir natürlich hinterher.“ Aber auch „nach vorne war das heute weniger, als wir uns erhofft haben“, gab Struckmann unumwunden zu. „Das waren jetzt zwei Spiele, wo wir nicht ganz so zufrieden waren. Davor hatten wir zwei richtig gute Spiele. Wichtig ist einfach, dass wir im ‚Wir‘ bleiben und alles gemeinsam machen, weil wir von vornherein wussten, dass Rückschläge auf uns zukommen werden. Die Jungs sind wahnsinnig fleißig und fahren einen hohen Aufwand für die Bedingungen, die wir haben. Man kann natürlich enttäuscht sein. Aber ich glaube, wir kriegen das gemeinsam wieder gut hin, an den Sachen zu arbeiten und dann wird es nächste Woche hoffentlich wieder besser.“

"Zuversichtlich, dass wir trotzdem noch eine Rolle spielen können"

Ein Bild, das Bände spricht: Völlig bedröppelt blickt ein gänzlich enttäuschter Tyrese Boakye nach der deutlichen Niederlage drein. Foto: Ptjtluckys_pictures

Angesprochen auf die Worte des Vorstandsvorsitzenden und die aktuelle Situation, erwiderte Struckmann: „Die Tabelle kann jeder lesen. Dass es schwierig ist und wird, das wussten wir von vornherein. Natürlich war auch ein Stück weit die Hoffnung da, dass Lübeck drin bleibt – und wir den Platz, den wir jetzt haben, vielleicht sichern können. Aber wir haben immer gesagt, dass die Entwicklung bei uns im Vordergrund steht. Wir versuchen immer, die Sachen zu beeinflussen, auf die wir Einfluss haben.“ Heißt: „Weitermachen, im ‚Wir‘ bleiben und gemeinsam an den Sachen arbeiten, die noch nicht so gut laufen oder zuletzt nicht so gut gelaufen sind. Dann sind wir zuversichtlich, dass wir trotzdem noch eine Rolle spielen können.“

Autor: Dennis Kormanjos

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