Wer zuletzt lacht, lacht am besten...

Paloma siegt in letzter Sekunde bei Dersim

15. September 2016, 10:34 Uhr

Nach dem späten Sieg bei Dersimspor herrschte bei den Paloma-Spilern um Keeper Frederick Lorenzen (Mitte, gelbes Trikot) große Freude. Foto: noveski.com/Bode

Als alle schon mit einem Unentschieden rechneten, schlug es am Mittwochabend im Nachholspiel der Landesliga Hansa zwischen Gastgeber Dersimspor und dem USC Paloma doch noch in einem der beiden Tore ein. Tom Bein versenkte die Kugel im Anschluss an eine Ecke zum 1:0 für die Gäste und sorgte für Katerstimmung bei den Hausherren.

Sie boten das immer wieder gern zitierte Bild des Grauens. Prince Boateng Styhn saß einen Moment lang etwa in Höhe des Anstoßkreises auf dem Boden und starrte ins Leere. Etwas weiter hinten auf dem Kunstrasenplatz an der Baererstraße das gleiche Bild: Daoud Raji verharrte mit gesenktem Blick, einige seiner Teamkollegen schlichen mit hängenden Köpfen Richtung Kabine. Nur Maximilian Hentrich war nicht mehr zu beruhigen. Lautstark kritisierte der Dersimspor-Keeper seine Mitspieler und packte dabei sogar die eine oder andere Beleidigung aus. Kurzum: Die letzte Szene des Spiels – sie hatte tiefe Spuren hinterlassen.

Hentrich pariert Elfer und Nachschuss

Hielt erst einen Elfer und den Nachschuss, dann entgleiste er verbal: Dersim-Keeper Maximilian Hentrich. Foto: noveski.com

Was war passiert? In einem bis dato recht ereignisarmen Spiel lief die erste Minute der Nachspielzeit, als der USC Paloma noch einmal einen Eckstoß zugesprochen bekam. Matteo Evers schlug die Kugel in den Strafraum. Irgendwie gelangte Tom Bein an den Ball, nachdem die Dersim-Defensive zum ersten Mal in dieser Situation nicht klären konnte. Dann behauptete sich Bein auch noch gegen sämtliche um ihn herum stehenden Spieler in grün und zimmerte den Ball ziemlich humorlos in die Maschen. Direkt im Anschluss gab es Diskussionen, ob der Treffer zählen würde, doch Referee Björn Lassen entschied nach Rücksprache mit seinem Assistenten, der wohl ein Vergehen gesehen haben wollte, auf Tor und pfiff direkt ab. Der Rest war blau-weißer Jubel und jener tiefe Frust auf Seiten der Gastgeber, der sich in Hentrichs verbalen Ausfällen entlud.

Dabei hätte der Schlussmann der Hausherren eigentlich derjenige werden können, der an der Baererstraße zum Helden hätte mutieren können. Zumindest zu einem kleinen Helden. Denn: Beim Stand von 0:0 hatte Schiri Lassen nach 81 Minuten auf den Elfmeterpunkt gedeutet, nachdem der kurz zuvor eingewechselte Philipp Rössing im Dersim-Sechzehner zu Fall gebracht worden war. Lion Mandelkau trat zum Penalty an, schoss jedoch so schwach, dass Hentrich abtauchen und den Ball abwehren konnte – und noch im Liegen schaffte es Dersims Torhüter, auch den Nachschuss von Bastian Nendza zunichte zu machen. Yücel Al, Dersims umtriebiges Vorstandsmitglied, kommentierte dies von der Außenlinie lautstark mit den Worten: „Jawoll, Maxi. Das war Gerechtigkeit, weil das kein Elfmeter war!“ 

Sa Borges Dju sieht die „Ampelkarte“

Flog nach seiner Einwechslung mit Gelb-Rot vom Platz: Edison Sa Borges Dju. Foto: noveski.com

So lebendig, wie es beim verschossenen Elfmeter und dem späteren Tor zuging, war das Spiel ansonsten selten. Einmal abgesehen von der „Ampelkarte“ gegen den eingewechselten Edison Sa Borges Dju, der nach 54 Minuten ins Spiel kam und das Feld in der 90. Minute noch vor dem 0:1 vorzeitig verlassen musste. Ansonsten blieben beide Kontrahenten blass. Bestes Beispiel: Vor der Pause gab es in der Anfangsviertelstunde vor den Toren nicht viel zu sehen. Das Geschehen spielte sich vielmehr zwischen den beiden Strafräumen ab.

Erst ab Minute 17 änderte sich das – doch richtig zwingend waren auch die nachfolgenden Möglichkeiten nicht. Erst faustete Hentrich nach einem Evers-Eckball den Ball weg, bevor ein Palomate auch nur ansatzweise in die Nähe des runden Leders kommen konnte (17.), dann segelte ein Schuss von Max Krause am Dersim-Tor vorbei (19.). Nach Lamin Jawlas Ballverlust im Mittelfeld schaltete Tom Bein schnell, bediente Mandelkau – doch dessen Schuss flog am Dersim-Gehäuse vorbei. Jawla selbst scheiterte auf der anderen Seite (34.).

Im zweiten Durchgang rettete USC-Goalie Frederick Lorenzen, als er Denis Kacans Schuss nach 48 Minuten an die Latte des eigenen Tore lenkte und Sa Borges Dju zielte am linken Pfosten vorbei (60.). Auf der anderen Seite gab es ebenfalls einen Aluminium-Treffer, als Mandelkau nach Nendzas Flanke den Ball aus spitzem Winkel an den Außenpfosten knallte (67.). Der Rest ist bekannt...

Duell mit Altengamme schon ein Endspiel für Fici?

Siegtorschütze für den USC Paloma: Tom Bein. Foto: noveski.com

„Wir haben uns vor allem in der ersten Halbzeit zu sehr hinten rein drücken lassen. Paloma hat das Pressing gespielt, was uns normalerweise auszeichnet“, analysierte Dersim-Vorstandsmitglied Yücel Al die Partie und kritisierte überdies vor allem die Chancenauswertung der Hausherren. Palomas Ligaobmann Carsten Gerdey war zwar glücklich über den späten „Dreier“, hielt das Niveau des Spiels aber für überschaubar und atmete auf: „Zum Glück haben wir hinten keinen kassiert, obwohl wir in der Schussphase sehr offensiv agiert haben...“

Während der USC sich durch den Erfolg auf den fünften Rang vorschob, sieht es für Dersim ähnlich dunkel aus, wie gestern auf dem Kunstrasen an der Baererstraße, wo einer der Flutlichmasten nur noch mit halber Kraft strahlte: Die Elf von Trainer Theodore Fici, als einer der Aufstiegskandidaten in die Saison gestartet, bleibt mit der kargen Ausbeute von gerade einmal fünf Zählern Tabellenletzter. Am Samstag muss das Team nun zum SV Altengamme. Schon ein Endspiel für Fici? Bleibt der Erfolg erneut aus, dürfte die Luft für den Coach nach dem völlig verpatzten Saisonstart jedenfalls noch knapper werden, als sie es sowieso schon ist...

Jan Knötzsch