Zehn Jahre Rückschläge und Triumphe – alles für diesen Moment!

Osdorf steigt als Meister in die „Elite Hamburgs“ auf

14. Mai 2016, 01:50 Uhr

Der Jubel kannte keine Grenzen mehr! Glückwunsch an den TuS Osdorf zum Aufstieg ins Hamburger Oberhaus! Die Feierlichkeiten der Spieler und Verantwortlichen mit den treuen Anhängern dauern "die nächsten vier Tage an", wie der scheidende Benny Blumme scherzhaft verriet. Foto: noveski.com!

„Wir haben vor zehn verfluchten Jahren in der ekligsten Liga angefangen und mit so wenig Mitteln so viel erreicht. In meinen Augen ist ein Durchmarsch für Vereine, die viel Geld haben oder wo ein großer Sponsor dahintersteckt, nicht so viel wert, als wenn man es mit Osdorf schafft. Ein kleiner Verein, der in seiner Geschichte bis jetzt zweimal in der Bezirksliga war und jedes Mal direkt wieder abgestiegen ist. Jetzt sind wir in der Elite Hamburgs – es ist der Wahnsinn, das in Worten wiederzugeben“, rang Cemil Yavas, Liga-Manager des TuS Osdorf, nach dem größten Triumph der Vereinsgeschichte nach Worten und fand die genau richtigen. Während Yavas seit Bezirksliga-Zeiten in offizieller Funktion dabei ist, haben Torben und Bennet Krause sowie Patrick Herbrand noch die Anfänge in der Kreisklasse miterlebt. „Vom Feiern her waren wir ja schon sehr lange sehr leistungsorientiert, dass wir das nun auch im Fußball hingekriegt haben, ist schon einmalig“, scherzte Torben Krause anschließend.

Der Moment, als feststand: Der TuS Osdorf ist Meister! Foto: noveski.com

Nach anfänglicher und spürbarer Nervosität erspielte sich der TuS Osdorf im „Matchballspiel“ gegen den SC Alstertal-Langenhorn mit zunehmender Zeit beste Chancen, konnte diese jedoch nicht in ein Tor ummünzen. Doch dann kam der einmal mehr überragende Jeremy Wachter und brach praktisch mit dem Pausenpfiff den Bann: Über Ude und T. Krause sowie ein Alstertaler Abwehrbein kam das Runde zu Wachter, der aus 15 Metern staubtrocken und halbhoch ins linke Eck einschoss – 1:0 (44.)! „Man konnte die Nervosität zu Beginn sehen – jeder wollte den Gnadenstoß setzen. Der Führungstreffer war der Brustlöser“, befand „Erfolgsmacher“ Piet Wiehle und fügte an: „Die zweite Halbzeit war dann wie aus einem Guss!“ Dem ist nicht mehr viel hinzuzufügen. Denn SCALA nahm plötzlich nicht mehr am Spiel teil und wurde vom baldigen Oberligisten überrollt! Nach Ude-Zuspiel war es wieder Wachter, der die Pille dieses Mal aus 20 Metern ins rechte untere Eck jagte (52.), ehe SCALA-Keeper Hendrik Rabe, der in Durchgang eins diverse Großchancen herausragend vereitelte, einen krause-Schuss nicht festhalten konnte und Burak Weber im Anschluss daran einen „Stocherversuch“ von Wachter auf der Linie stehend mit der Hand rettete. Rot für den Gäste-Akteur und Elfmeter für Osdorf, den „Toni“ Ude ganz souverän verwandelte (57.)! Gegen zehn SCALAner sorgte Wachter mit seinem dritten Treffer für den Schlussakkord, als er einen krause-Freistoß am zweiten Pfosten stehend mit Hilfe der Unterkante der Latte ins Glück nickte (69.)! „Ich komme aus Osdorf, wohne in Osdorf, spiele für Osdorf: Also kann man da schon von einem kleinen Mythos sprechen“, erzählte der „Hattrick-Schütze“.

„Nach Negativerlebnissen sind wir noch stärker zurückgekommen“

Foto: noveski.com!

Die Feierlichkeiten konnten losgehen – und Wiehle hatte sogar die Zeit, um die „Urgesteine“ Benjamin und Sascha Blume sowie kurz vor Schluss den an einem Bänderriss laborierenden Bennet Krause ein würdiges „Aufstiegsspiel“ zu bescheren. „Es hat mich ungemein gefreut, dass die Jungs, die diesen langen Weg mitgegangen sind, auch noch ihre Einsätze bekommen konnten. Ob es die Blumes waren oder Bennet, der eigentlich gar nicht laufen konnte. Ich freue mich, dass wir denen nochmal Tribut zollen konnten“, so Wiehle. Als Referee Dennis Krohn (TSV Reinbek) dem einseitigen Treiben ein Ende setzte, brachen alle Dämme. Der TuS Osdorf ist in der Oberliga angekommen! „Mein größter Respekt vor der Mannschaft! Ich habe mich vor dem Spiel nochmal für alles bedankt. Nach dem Nichtaufstieg im letzten Jahr hätte doch keiner damit gerechnet, dass wir so zurückkommen. Aber genau das ist der Punkt, der Osdorf über die Jahre so stark gemacht hat. Immer dann, wenn es ein Negativerlebnis gab, sind wir noch stärker zurückgekommen“, erklärte Wiehle, dem selbst die Worte fehlten: „Es gab so viele Abende in dieser Saison, wo ich bei mir zu Hause saß und mir nur gedacht habe: Ich glaube das alles nicht. Es ist der absolute Wahnsinn, was die Jungs abgeliefert haben! Ich habe in meiner Laufbahn ja auch schon eine Menge mitgemacht, aber mit nur einer Niederlage so durch die Saison zu marschieren, das ist schon stark! Wir haben uns von nichts aus der Ruhe bringen lassen – überall wurde nur über einen Zweikampf zwischen Sasel und Wedel geredet. Am Ende stehen wir ganz oben – und das schon einen Spieltag vor Schluss.“

„Zum Glück auf Geld verzichtet und aufs Herz gehört“

Bier mal anders für Benny Blume. Foto: noveski.com

Spieler, Verantwortliche und langjährige Wegbegleiter der „Blomkampler“ lagen sich in den Armen, wollten diesen Moment miteinander teilen. Während die Mannschaft feierte, sorgten die Zuschauer für ein kleines Feuerwerk. „Man darf eines nicht vergessen: All das haben wir mit null Kohle erreicht! Die Jungs kommen hierher, weil sie Bock auf Fußball und Spaß auf eine funktionierende Gemeinschaft haben. Torben hat es mal so schön gesagt: Es ist ein Zeichen dafür, dass man mit Kameradschaft und Spaß Berge versetzen und Meisterschaften feiern kann. Das haben die Jungs eindrucksvoll unter Beweis gestellt“, sprach aus Wiehle der volle Stolz. Gleiches galt für den angesprochenen „TK9“, der mit zwei Sätzen viel mehr ausdrückte: „Was hier für ein Kult entstanden ist und wie sich das Ganze entwickelt hat, das ist schon der Wahnsinn und bestätigt mir auch, dass ich alles richtig gemacht habe, indem ich nicht gewechselt bin. Das ist so ein Abend, an dem man sich sagt: Zum Glück hast du auf das Geld verzichtet, stattdessen so eine geile Geschichte mit aufgebaut und auf dein Herz gehört.“ Ebenfalls von Anfang an dabei: Patrick Herbrand. Der Außenverteidiger mit den gefürchteten Einwürfen hob den Mannschaftsgeist hervor: „Es war und ist eine harte und emotionale Zeit, in der wir extrem viel durchgemacht und all das mit dem Aufstieg in die Oberliga vergoldet haben. Das ist keine Mannschaft, das ist eine Familie! Da sind Freundschaften fürs Leben entstanden.“

„Das ist für die Leute, ohne die das nicht möglich wäre!“

Aus dem Clubheim an der Notkestraße wurde ein munterer Feiersaal. Foto: noveski.com!

„Capitano“ Bennet Krause, der seine Osdorfer Herrenzeit vor zehn Jahren in der Kreisklasse 8 mit einem Spiel gegen den TSV Seestermüher Marsch II begann, sagte: „Der ganze Tag war merkwürdig. Es sind Emotionen, die man nicht so richtig in Worte fassen kann. Es ist unbeschreiblich, wenn man zehn Jahre zurückdenkt und sieht, wo wir jetzt angekommen sind. Aus der Kreisklasse 8 bis in die Oberliga! Darauf haben wir viele Jahre hingearbeitet. Es ist einfach unbeschreiblich!“ Sein Cousin dachte hingegen schon an das Team ums Team und meinte: „Am besten ist das für Leute wie Hartmut Guhlich, Cemil Yavas oder Jan Feldmeier, die im Hintergrund arbeiten und es eigentlich am meisten verdient haben. Das sind die Leute, die nie erwähnt werden, aber ohne die so etwas nie möglich wäre!“ Für Benny Blume war es gleichzeitig das (vermutlich) letzte Spiel für die Liga-Mannschaft. Denn im Anschluss an die Partie gab er bekannt, künftig nur noch für die Zweite aufzulaufen. „Ich habe alle Höhen und Tiefen miterlebt und hätte nicht gedacht, dass wir irgendwann in die Oberliga aufsteigen. Ich war auch derjenige, der die letzten Jahre eigentlich immer gesagt hat, dass die Oberliga nichts für uns ist. Aber nach solch einer Saison wie der vergangenen, brechen alle Mannschaften normalerweise auseinander – aber wir kommen wie Phönix aus der Asche zurück und laufen durch die Liga! Jetzt wird vier Tage lang gefeiert!“ „Sturmtank“ Sascha Blume, der sich noch nicht endgültig festgelegt hat, wie es weitergeht, gab zu Protokoll: „Nur ein Spiel während einer gesamten Saison zu verlieren, das ist der absolute Hammer! Das ist eine geile Truppe, ein geiles Erlebnis – das wir voll genießen werden.“

„Mit Piet fing die Erfolgsstory an!“

Der "Erfolgsmacher" Piet Wihle (M.) wird "geduscht". Foto: noveski.com!

Die letzten Worte gebühren dem hochgelobten Mann im Hintergrund, Cemil Yavas: „Um ehrlich zu sein, realisiere ich das noch gar nicht. Ich befinde mich noch in Trance und bin total geflasht. Ich hatte schon den ganzen Tag über im Auto den Schlusspfiff im Ohr. Wir waren aufgestiegen und lagen uns in den Armen. Es ist verdammt schwer, diesen Moment wiederzugeben.“ Dabei war aller Anfang tatsächlich schwer: „Ein Jahr nach meinem Beginn hat unser damaliger Trainer Sven Rasmus aufgehört und wir hatten ein großes Problem. Dann gab Thomas Schrieber mir den Tipp, dass Piet frei wäre und dann nahm das Märchen seinen Lauf. Es war ein großer Zufall, aber damit fing die Erfolgsstory an.“ Und diese soll noch längst nicht beendet sein…

Die riesengroße Bildershow zum Meisterstück: Danke an noveski.com!

Der komplette LIVE-Ticker zum Spiel!

Der Aufstiegsjubel im Video!