„Dafür, dass ich ein junger Spieler bin, habe ich ein großes Standing“

Curslacks Youngster Florian Rogge im FussiFreunde-Gespräch

26. Oktober 2017, 14:30 Uhr

Seit dem Sommer trägt Florian Rogge das Trikot des SV Curslack-Neuengamme. Foto: Damm

Derzeit belegt der SV Curslack-Neuengamme in der Tabelle der Oberliga einen hervorragenden fünften Platz. Wer sich mit dem Abschneiden und dem Aufschwung der Kicker vom Gramkowweg befasst, der hört in erster Linie zumeist zwei Namen. Den von Adrian Sousa natürlich, dem zweitbesten Torschützen der Liga. Und den von Collins Folarin, dem Offensivmann, der am Deich ein klein wenig Regionalliga-Luft versprüht. Doch um das Duo herum gibt es natürlich weitere Leistungsträger. Einer von ihnen bringt es gerade mal auf 19 Lenze. Wir haben mit Youngster Florian Rogge über seine Rolle im Team, seine bisherige Karriere, seine Ziele und das, was mit dem SVCN in dieser Saison möglich ist, gesprochen.

Wer die Suchmaschine „Google“ nutzt, wenn es um Florian Rogge geht, der findet unter anderem einen Text aus der „Hamburger Morgenpost“. Datiert auf das Jahr 2007. Zehn Jahre her also. Damals trug der heute 19-Jährige bereits das Trikot des Hamburger SV, kickte im Nachwuchs für die „Rothosen“. Begonnen hat die fußballerische Laufbahn des Florian Rogge allerdings beim TSV Gülzow. „Irgendwann habe ich dann an einem sogenannten Try Out des HSV teilgenommen“, erinnert sich Rogge zurück. Im Alter von damals sieben Jahren überzeugte er bei eben diesem Sichtungslehrgang der HSV-Fußballschule. „Da nehmen so um die 150 Kinder teil“, erzählt der jetzige Curslacker. Das einzige Problem seinerzeit: „Es gab beim HSV noch keine Mannschaft in meinem Jahrgang. Ich bin 1998 geboren. Der HSV hatte Teams bis zum 97er-Jahrgang“, erinnert sich „Flo“, wie Rogge überall gerufen wird, „also habe ich noch drei, vier Mal an den Try Outs teilgenommen, bis es dann endlich hieß, es gebe jetzt eine Mannschaft, in der ich spielen könnte.“

„Ich bin halt eins von Millionen Kindern, die es nicht geschafft haben“

Rogge (re.) entschied sich vor seiner Zusage am Gramkowweg gegen einen Wechsel zum Regionalligisten Lüneburger SK, weil die Aussicht auf Spielzeiut beim SVCN größer war. Foto: Damm

Damit war Rogges Fußballer-Karriere für die nächsten Jahre vorgezeichnet. Im Alter von 15 Jahren schließlich er ins HSV-Internat nach Norderstedt. „Man verwendet schon in jungen Jahren viel Zeit für den Fußball. Gerade wenn man, so wie in meinem Fall, über einen gewissen Zeitraum aus Lauenburg nach Norderstedt fahren muss“, so Rogge, „andererseits: Es haben viele gesagt, wie cool sie das finden. Wenn du 12, 13 oder 14 Jahre alt bist, ist beim HSV Fuß zu fassen, das Größte, was dir passieren kann.“ Natürlich gebe es auch Neider und „der eine oder andere, mit dem du spielst, bleibt auf der Strecke. Der Konkurrenzkampf ist groß. Aber als Junge in dem Alter denkt man über sowas nicht nach. Da genießt man das Hier und Jetzt. Es war für mich ein Privileg, aus einer kleinen Stadt zu kommen und beim HSV zu spielen. Alles andere hat mich nicht interessiert.“ Erst mit zunehmender zeit „entwickelt sich der Gedanke, dass da wirklich eine Profi-Karriere draus werden könnte.“

Und auf die steuerte „Flo“ Rogge eine ganze Zeit lang tatsächlich zu. Der Lauenburger spielte bis zur U19 für den HSV, war in der B- und A-Junioren-Bundesliga aktiv. Doch der nächste Schritt wollte dann nicht mehr so richtig glücken. „Im Endeffekt hat es für mich nicht gereicht“, sagt Rogge und klingt dabei für einen 19-Jährigen extrem abgeklärt und aufgeräumt. „Der HSV hat für meine Position für die Zweite Mannschaft routinierte Spieler geholt. Matti Steinmann zum Beispiel, der nach Hamburg zurückgekehrt ist. Er hatte bereits Drittliga-Erfahrung, da konnte ich als U19-Spieler nicht mithalten.“ Also verlief sein Weg letztlich anders als der von Spielern wie Finn Porath (vom HSV an Unterhaching ausgeliehen), Frank Ronstadt, Jonas Behounek oder Mats Köhlert, mit denen Rogge im Nachwuchs kickte und die inzwischen Profiverträge besitzen. „Ich bin kein Mensch, der Neid darauf verspürt. Ich weiss, was sie über all die Jahre geleistet und investiert haben. Ich bin eher stolz, dass die Jungs es geschafft haben. Ich bin halt eins von Millionen Kindern, die es nicht geschafft haben“, sagt Rogge.

„Für meine Entwicklung muss ich in 34 von 34 Partien durchspielen“

Bis zur U19 trug der Youngster (li.) das Trikot des Hamburger SV. Foto: HSV

Statt zum Profi-Vertrag hätte sein Weg im Sommer fast zum Lüneburger SK Hansa geführt. Der Regionalligist bekundete – ebenso wie einige Hamburger Oberligisten – Interesse an einer Verpflichtung Rogges. „Ich war drei Tage im Probetraining beim LSK. Es hat mir dort gefallen. Das ist ein guter Verein und ich hatte mit dem Trainer positive Gespräche“, so der Mittelfeld-Mann, „für mich war klar: Ich brauche ein Jahr, in dem ich 100 Prozent der Spiele mache. Für meine Entwicklung muss ich in 34 von 34 Partien durchspielen. Das stand für mich an erster Stelle. Ob das in der Regional- oder der Oberliga passiert, war zweitrangig.“  Warum die Entscheidung letztlich doch gegen den LSK ausfiel – daraus macht Rogge keinen Hehl: „Mir war das Risiko zu hoch, Bankspieler zu sein. Für mich stand fest: Dann gehe ich lieber einen Schritt zurück.“ In diesem Moment trat Curslack-Neuengamme auf den Plan. „Der Verein hat mich kontaktiert. Auch andere Clubs aus der Oberliga hatten Interesse. Curslack liegt 30 Minuten von meiner Haustür entfernt. Daher war der SVCN mein erster Ansprechpartner. Sie wollten mich als Leistungsträger und haben mir klargemacht, dass sie mir Vertrauen schenken“, berichtet Rogge. 


Die Entscheidung fiel danach schnell – und der Club vom Gramkowweg war um einen starken Neuzugang reicher. „Ich denke, dafür, dass ich ein so junger Spieler bin, habe ich ein großes Standing im Team. Jeder weiß, wie ich der Mannschaft helfen kann und wo meine Qualitäten liegen. Ich bin vollkommen akzeptiert“, umreißt Rogge seinen Stellenwert im Team von Coach Torsten Henke, das „in dieser Saison stark begonnen hat. Danach haben wir ein kleines Tief gehabt, was man auch anhand der Ergebnisse sehen kann. Ich denke, wir haben im Kader viel Qualität und das Potenzial, unter den Top Fünf zu landen.“ Losgelöst davon, so Rogge, habe er mit dem Gedanken, noch einmal höherklassig zu spielen, vielleicht sogar im Profi-Bereich Fuß zu fassen, noch nicht abgeschlossen: „Ich habe am Anfang gesagt, dass ich hier ein halbes oder ein ganzes Jahr spielen will. An der Ausgangssituation hat sich nichts geändert.“ Dafür aber an etwas anderem. In eingangs erwähntem Text aus dem Jahr 2007 wird Rogge zitiert, dass er nie zum FC Bayern München wechseln würde. „Das stimmt so nicht. Die Bayern spielen einen Super-Fußball“, stellt Rogge die Geschichte klar. Egal, wo es ihn irgendwann auch hinziehen mag: Vorerst, so viel ist klar, will er seiner Historie noch den einen oder anderen Erfolgsmoment beim SVCN hinzufügen...

Jan Knötzsch