„Blomkamp-Flair“ in Wilhelmsburg: Osdorf (lange) „wie aus einem Guss“!

„Oldie“ Blume stark, Karaaslan fliegt, Türkiye-Aufholjagd zu spät

04. Februar 2017, 21:35 Uhr

Riesengroßer Jubel bei Melvin Bonewald (li.), der gerade ungehindert zum 3:0 für seinen TuS Osdorf einköpfen durfte und von Tim Jobmann beim Jubellauf gejagt wird. Foto: noveski.com

Obwohl der TuS Osdorf zur Pause mit 3:1 an der Georg-Wilhelm-Straße auf der Siegerstraße lag und bei besserer Chancenauswertung auch noch deutlicher hätte führen können, wie Trainer Piet Wiehle befand, hatte Türkiye-Coach Thorsten Bettin seine ganz eigene Meinung zu den ersten 45 Minuten, in denen seiner Equipe so gut wie gar nichts gelang: „Immerhin noch mehr als dem Gegner, denn der hat eigentlich überhaupt keinen Fußball, sondern nur lang Holz gespielt.“ Eine überraschende und durchaus eigenwillige Sichtweise. „Wir haben auf diesen schwierigen Bedingungen versucht, Fußball zu spielen. Die hatten das Glück, aus drei Standardsituationen drei Tore erzielt zu haben.“

Mit diesem Dropkick-Strahl erzielt Kapitän Bennet Krause, bei dem unter der Woche noch der Verdacht auf einen Meniskusriss bestand, das 2:0. Foto: noveski.com

Angesprochen auf diese Aussage, kontere Wiehle ganz trocken: „Das nehme ich mal so hin... Aber wenn man in einer Halbzeit drei Tore macht, noch mehr hätte machen können und nur durch eine ganz unglückliche Situation in der Nachspielzeit ein Gegentor fängt, dann hat man sicherlich in gewisser Weise auch ein bisschen Fußball gespielt. Wenn wir das nicht getan hätten, dann hieße es ja im Gegenzug, dass der Gegner überhaupt nicht anwesend war!“ Zumindest in der ersten halben Stunde hatte der Osdorf-Übungsleiter mit dieser Einschätzung alles auf den Punkt gebracht. Insbesondere die Defensivarbeit der Wilhelmsburger war phasenweise abenteuerlich. Die Gäste waren immer einen Schritt schneller, gewannen nahezu jeden zweiten Ball. So auch in Minute 11, als die Gefahr nach einem Eckball schon gebannt zu sein schien. Doch Osdorf setzte beherzt nach: Henrik Schmidts verunglückter Schuss wurde von Jobmanns Hacke zu „Oldie“ Sascha Blume weitergeleitet. Dieser schüttelte seinen Gegenspieler ab und schoss aus kurzer Distanz rechts oben ein. 1:0 TuS!

„Eigentlich wollte er im Winter schon aufhören“

Mustafa Karaaslan (re.) kann es nicht glauben, als ihm Schiedsrichter Björn Lassen den gelb-roten Karton zeigt. Foto: noveski.com

Keine sechs Zeigerumdrehungen darauf kochte Wachter nach einem T. Krause-Freistoß von Höhe der Mittellinie Pettersson links im Strafraum locker-leicht ab und ließ diesen ganz alt aussehen. Seine Hereingabe klärte D. Barlak vor die Füße von B. Krause, der per Dropkick aus 18 Metern in den linken Knick einschweißte! Wenige Augenblicke später konnte S. Blume – nach einem „TK9-Eckstoß – seinem geblockten Kopfball ungehindert nachsetzen und den Ball von rechts im gegnerischen Sechzehner auf den zweiten Pfosten schlagen, wo kein Wilhelmsburger den völlig blank stehenden Bonewald auf dem Zettel hatte, der die Konfusion per Kopf zum 3:0 für den Liga-Neuling bestrafte (24.)!

Ein Tor, eine Vorarbeit: der zweite Startelf-Einsatz von Routinier Sascha Blume in dieser Saison hatte sich vollauf bezahlt gemacht. Dabei stand der „Sturmtank“ nicht zuletzt nach dem geschafften Aufstieg ins Oberhaus eigentlich schon vor seinem Karriereende. „Nicht nur da“, verriet Wiehle anschließend, „im Winter wollte er eigentlich auch aufhören, da er in der Hinrunde nicht so oft gespielt hat und sich natürlich gefragt hat, wofür er dann den Aufwand betreibt. Aber wir wären nicht der TuS Osdorf, wenn solche verdienten Spieler es nicht verdient hätten, auch mal zu spielen. Er bindet den einen oder anderen Gegenspieler und hat sich das durch harte Arbeit verdient. Heute hat er gezeigt, dass es die richtige Entscheidung war!“

„Kleiner Spannungsverlust, als wir nicht mehr 100-prozentig konzentriert waren“

Nichts, aber auch wirklich gar nichts, deutete zu diesem Zeitpunkt auf ein Comeback der Hausherren hin. Bis Karaaslan ein de la Cuesta-Zuspiel nicht an Claus Hencke, der den Vorzug vor Neuzugang Patrick Hartmann erhielt, vorbeibringen konnte (34.). Nachdem Trapp fast das vierte Osdorfer Tor besorgt hätte (41.), kam der FCT urplötzlich zum kaum für möglich gehaltenen Anschluss. Allerdings profitiere die Bettin-Truppe hierbei von einem haarsträubenden Schnitzer Henckes, der einen harmlosen Yapici-Freistoß fallenließ und Bilyal Mustafov somit das 1:3 ermöglichte (44.)! „Als wir zu 100 Prozent konzentriert waren, haben wir uns Chance über Chance erspielt und waren griffig in den Zweikämpfen. Als wir vielleicht insgeheim dachten, das Ding ist schon durch, hatten wir einen kleinen Spannungsverlust. Und wenn das der Fall ist, dann bist du eben nicht mehr zu 100 Prozent bei der Sache. Deshalb glaube ich auch, dass Claus den Ball nicht festgehalten hat, weil er mit den Gedanken schon beim Abschlag war“, so Wiehle. „Es ist natürlich blöd, wenn gleich die erste Aktion mit einem Gegentor bestraft wird.“

WEITER GEHT'S AUF SEITE 2 --->>>

Seite 1 / 2 Nächste Seite >