Nach 536 Minuten – Cetinkaya knackt FCS-Mauer!

Süd-Derby beendet Siegesserien

28. November 2015, 20:17 Uhr

Süderelbes Torschütze Tolga Tüter (r.) war weitestgehend abgemeldet. Hier im Duell mit Mike Appiah. Foto: noveski.com

Am 10. Oktober kassierte der FC Süderelbe bei der 0:2-Niederlage das bis dato letzte Gegentor. Seither sind 536 Spielminuten ins Land gegangen, bis Cem Cetinkaya dieser Serie ein Ende setzte und zu Beginn des zweiten Abschnitts den verdienten Ausgleichstreffer für seinen FC Türkiye erzielte – 1:1. Dieses Ergebnis hatte auch bis zum Schluss bestand. „Wenn ich sehe, dass meine Mannschaft mit gesenktem Haupt vom Platz geht, dann ist es schon ein Zeichen, dass man nicht zufrieden ist mit dem Unentschieden. Das zeigt, dass die Ansprüche gestiegen sind“, befand Türkiye-Coach Matthias Stuhlmacher.

Dennis Bergmann (2. v. l.) legt quer, Tolga Tüter (M.) schiebt zur Führung ein. Foto: noveski.com

Das Süd-Derby fand aufgrund der Drainagearbeiten an der Landesgrenze in Billstedt statt, wo die Wilhelmsburger bereits ihre letzten beiden Heimpartien ausgerichtet haben – und den Platz beide Male als Sieger verließen. Für die Besucher am Öjendorfer Weg war die Begegnung, die mit knapp siebenminütiger Verspätung begann, da ein Jugendspiel zuvor mit einer halben Stunde Verspätung angepfiffen wurde, allerdings eher schwere Kost. Bis zur 25. Spielminute passierte auf beiden Seiten rein gar nichts, ehe Dennis Richter einen Freistoß nur knapp am linken Giebel vorbei setzte. Keine drei Zeigerumdrehungen darauf führte ein sensationell vorgetragener Angriff der Gäste zur Führung: Tolga Tüter verschaffte sich am Mittelkreis Platz und passte rechts raus auf Dennis Bergmann. Dieser kombinierte sich per Doppelpass mit Klaas Kohpeiß durch die FCT-Abwehr und legte von der Grundlinie quer – der inzwischen eingerückte Tüter hatte keinerlei Mühe mehr. 1:0 Süderelbe (28.)!

Folglich gewann die Stuhlmacher-Elf jedoch die Oberhand. Einen Distanzkracher von Umut Kocin fischte Lohmann stark aus dem Eck (34.), ehe ein Freistoß des FCS im Konter mündete. Alexander Pohlmann schickte mit einem Traumpass in die Gasse Sascha de la Cuesta, der sich einer Sonderbewachung von Kohpeiß ausgesetzt sah, steil. Der „Edel-Techniker“ marschierte auf Lohmann zu, verlor allerdings an Tempo und stellte den FCS-Fänger im Abschluss schließlich vor keine große Aufgabe (43.). Die zweiten 45 Minuten begannen indes mit einem Paukenschlag: Devran Barlak brachte den Ball vom rechten Flügel flach und scharf auf Höhe des Sechzehners, wo sich Pohlmann irgendwie durchwurschtelte und Süderelbe den Ball nicht raus bekam. Irgendwie landete die Kugel auf dem Schlappen von Cem Cetinkaya, der aus 13 Metern ins linke untere Eck einschoss – 1:1 (49.)!

Cem Cetinkaya (r.) trifft zum Ausgleich! Dennis Bergmann (M.) und Felix Schuhmann können nur zuschauen. Foto: noveski.com

Die folgenden 40 Minuten hatten nur noch einen nennenswerten Höhepunkt zu bieten, als Alexandar Mucunski nach einem Richter-Eckball völlig freistehend zum Kopfball hochging – aber den Ball mitten in die Arme von Tobias Braun nickte (58.). Zwar war Türkiye die spielbestimmende Mannschaft, zu einer wirklich nennenswerten Torchance kamen die Wilhelmsburger jedoch nicht mehr. Stattdessen musste Coach Stuhlmacher zwei verletzungsbedingte Hiobsbotschaften hinnehmen: Torschütze Cetinkaya verließ den Platz und deutete bei seiner Auswechslung auf die Achillessehne. Dasselbe Schicksal ereilte den starken Innenverteidiger Bilyal Mustafov, für den ebenfalls vorzeitig Schluss war. Hoffentlich nichts allzu Schlimmes. Gutes Heilungsfleisch und schnelle Genesungswünsche an das Duo!

„Das habe ich zuletzt vor sieben Jahre in der Jugendmannschaft erlebt“

Türkiyes Mekan Barlak (r.) zeigte eine vorzügliche Vorstellung auf der Sechs. Foto: noveski.com

„Ich finde, wir waren über 90 Minuten die klar spielbestimmende Mannschaft – mit Kontrolle auf Raum, Ball und Gegner. Dieser hatte im gesamten Spiel nur eine echte Torchance, das ist relativ wenig – allerdings haben sie diese gut genutzt, weil wir zu weit weg waren“, bilanzierte Stuhlmacher, der abschließend anfügte: „In der zweiten Halbzeit waren wir im Spiel nach ganz vorne beim Festmachen von Bällen etwas zu unkonzentriert. Wenn wir das anders lösen, können wir das zweite oder dritte Tor schießen. Dann gehen wir auch als Sieger vom Platz, was angesichts des Spielverlaufs völlig verdient gewesen wäre. Mit dem Auftreten meiner Mannschaft geh ich jedenfalls absolut d’accord.“ Sein Gegenüber gab zu Protokoll: „Mit dem Punkt kann ich leben. Wir sind zum sechsten Mal in Folge ungeschlagen, mussten zwar das erste Mal ein Gegentor hinnehmen, aber das auch nur aufgrund unserer Tollpatschigkeit. Wir haben auswärts nicht verloren gegen eine Mannschaft, die hier zuletzt gute Ergebnisse erzielt hat, konnten allerdings auch nicht das abrufen, was wir eigentlich können und waren immer etwas zu spät dran. Wenn man dann noch einen Punkt mitnimmt, muss man ja sagen, dass hier deutlich mehr drin gewesen wäre, wenn wir das gebracht hätten, was wir können. Was mir nicht gefallen hat, war die Tatsache, dass wir uns soweit nach hinten haben drängen lassen. Das selbstbewusste Auftreten nach den letzten Spielen hat gefehlt“, so Jean-Pierre Richter, der abschließend ein wenig Kritik an den Rahmenbedingungen übte: „Wenn man meine Mannschaft kennt, dann weiß man, dass wir mental sicher viel wegstecken. Aber wenn du dich vor dem Spiel schon darum streiten musst, wo und ob du dich überhaupt warmmachen darfst und du nicht mal die Möglichkeit hast, einen Spielbericht frei zu geben, dann muss ich sagen: Das habe ich zuletzt vor sieben Jahren erlebt, als ich noch eine Jugendmannschaft trainiert habe. Sogar der Schiedsrichter musste fünf Minuten vor Spielbeginn nochmal seine Kabine wechseln. Aufgrund dessen bin ich mit dem Umstand, dass wir einen Punkt mitnehmen, zufrieden.“

Fotogalerie