„Überragend!“ – Coskuns erste Oberligaminuten bleiben unvergessen!

Condor-Youngster entscheidet fulminantes Match gegen Buchholz

18. März 2015, 00:14 Uhr

Condors Ibo Özalp zeigte eine starke Leistung und traf zum wichtigen 1:0. Foto: noveski.com!

Wenn es sich dabei um das Aufeinandertreffen zwischen dem Tabellenelften und dem Rang-Achten gehandelt haben soll, dann muss das Hamburger Oberhaus in der Spitze schon sehr gut bestückt sein – das mag man zumindest meinen. Ein Nachholspiel an einem Dienstagabend. Zwei Teams, für die es aus tabellarischer Sicht mehr oder weniger um nichts mehr geht, die ihren Fokus voll auf den Pokal richten, und zudem auf den einen oder anderen Stammakteur verzichten müssen. Was soll man da schon im Vorfeld erwarten? Die Antwort: eine ganze Menge!

Die rund 100 Schaulustigen, die sich an den Berner Heerweg verirrten, wurden keinesfalls enttäuscht. Der SC Condor und der TSV Buchholz 08 lieferten den Zusehern auf ihre eigene Art und Weise eine tolle Show! Die Hausherren, die kurzfristig den angeschlagenen Junior Ngole ersetzen mussten, 45 Minuten lang bockstark, mit teilweise traumhaften Ballstafetten und Kombinationen – zudem mit herrlich herausgespielten Toren. „Die erste Halbzeit von uns war nicht nur gut, sondern überragend!“, schwärmte SCC-Coach Christian Woike auch noch nach der Partie, um nachzulegen: „Die ersten 39 Minuten waren vielleicht sogar die besten in dieser Saison.“ Die Gäste hielten ihrerseits mit der Tugend, sich zu keinem Zeitpunkt geschlagen zu geben, dagegen. Was zehn Zeigerumdrehungen vor Ultimo eigentlich nur noch fehlte, war die große „Heldenstory“ – und für dieses sorgte Youngster Emre Coskun!

Condors „überragender“ 45-Minuten-Tanz

Mit einem herrlichen Schuss ins lange Eck erhöhte Kris Laban auf 2:0 für seine Farben. Foto: noveski.com!

Aber der Reihe nach: die Farmsener übernahmen nach kurzer Abtastphase prompt das Kommando. Der starke Ibo Özalp verpasste Labans Hereingabe knapp (2.). Mandels Schuss wurde kurz vor der Linie geblockt (15.), ehe die Nordheider von der Präzision und der Schnelligkeit der „Raubvögel“ komplett überrascht wurden: der ebenfalls toll aufspielende Kevin Mellmann schickte Moritz Mandel auf rechts, der plötzlich freie Bahn hatte und den Ball von der Grundlinie scharf vors Tor brachte, wo Özalp einlief und die Pille mit links in den rechten Giebel jagte – besser kann man es nicht machen (26.)! Der Torschütze sprühte nun vor Selbstvertrauen, nahm einen lang gespielten Ball mit der Hacke mit, um seinen Gegenspieler zu umkurven – allein im Abschluss fehlte die Genauigkeit (32.). Das konnte man bei Kris Laban wenig später nicht behaupten: am eigenen Sechzehner wurde der Ball erkämpft. Über Cassian Klammer, der sich immer wieder ganz nach hinten fallen ließ, um den Spielaufbau anzukurbeln, kam die Kugel zu Laban, der von halblinks nach innen zog und das lange Eck anvisierte – Henrik Titze war noch mit den Fingerspitzen dran, konnte den Einschlag aber nicht mehr verhindern (35.)!

Buchholz fand so langsam besser in die Begegnung. Vor allem das Duo Arne Gillich und Milaim Buzhala wurde immer stärker. Nachdem beiden in der Anfangsphase noch das Abschlussglück fehlte, war es deren wunderbares Zusammenspiel, das die Titze-Eleven zurück ins Leben holte. Buzhala enteilte über links erst Mellmann und dann Laban, um das Spielgerät schließlich mit Wucht und Präzision auf den Kopf von Gillich zu servieren, der aus kurzer Distanz rechts unten einschädelte (38.)! Nun ging es hin und her. Julian Kühn hätte egalisieren müssen, nachdem Niklas Jonas und abermals Buzhala ihn mustergültig in Szene setzten. Wie Sascha Kleinschmidt den Schuss aus fünf Metern entschärfte, wird er wohl selbst kaum beantworten können – starke Tat vom „Spieler des Jahres“ (42.)! Im Gegenzug verfehlte Özalps Hackentrick das kurze Eck ebenfalls nur denkbar knapp (44.).

„Eine Frechheit!“ – Fehlentscheidung führt zum Ausgleich

Ein Tor, eine Vorlage - Milaim Buzhala spielte in Farmsen stark auf. Foto: noveski.com!

Eine furiose erste Hälfte, nach der eigentlich klar gewesen sein dürfte, dass es kaum in diesem Tempo weitergehen würde. Und so kam es dann auch. Buchholz nun zwar mit etwas mehr Ballbesitz, aber lange Zeit ohne wirkliche Torgefahr – bis zur 75. Spielminute, die gleich zwei Aufreger zu bieten hatte: Mike Theis verlängerte per Kopf in den Lauf des im Rücken der Abwehr durchstartenden Moritz Mandel. Plötzlich ging die Fahne des Assistenten hoch – Abseits! Es roch doch sehr stark nach einer Fehlentscheidung, was nicht nur Woike so sah: „Der stand ungefähr 45 Meter nicht im Abseits. Das ist eine Frechheit, daraus fällt im Gegenzug das Tor!“ Freistoß schnell ausgeführt, lang nach vorn, Buzhala wurde nur Geleitschutz geboten und ab aus 15 Metern halblinker Position halbhoch ins kurze Eck – 2:2 (75.)!

Das Spiel drohte nun komplett zu kippen. Doch dann hatte Woike den Geistesblitz. Zehn Zeigerumdrehungen vor Schluss brachte er Youngster Emre Coskun, der zu seinen allerersten Oberligaminuten kam, für Mike Theis. Nachdem Sören Titze wenige Augenblicke darauf einen Gillich-Eckball am kurzen Eck vorbei köpfte (83.), schlug die ganz große Stunde von Coskun, der eigentlich noch für die A-Regio der Farmsener auf Torejagd geht. Mellmann mit einem unnachahmlichen Solo über den halben Platz, ein Gegenspieler nach dem anderen wurde umkurvt, ehe er dann auch noch das Auge besaß und den Ball toll durchsteckte. Nutznießer war Coskun, der auf halbrechts auf und davon war, Titze ins Wanken brachte und ganz cool und lässig ins leere Tor einschob – 3:2 (86.)! „Wir sind einfach zu fair und lieb. Es gab fünfmal die Chance, ihn beim Sololauf zu stoppen, aber wir haben es nicht gemacht“, konstatierte Titze. Nach verspielter 2:0-Führung war Condor wieder obenauf! Allerdings war der Sieg noch nicht in der Tasche. Keine 180 Sekunden danach zwang Gillich mit seinem nicht viel besser zu tretenden Freistoß Kleinschmidt zu einer spektakulären Flugeinlage, bei der er die Kugel aus dem Knick fischte (89.)! Die 08er warfen nun alles nach vorne – inklusive Keeper Titze. Als der nach einem Standard aufgerückt war, lief der Gegenangriff. Ein scheinbar viel zu langer Ball wurde von Coskun noch erlaufen. Fast von der linken Eckfahne schnippelte er das Leder aufs verwaiste Gehäuse, wo Gegen heran flog und den zweiten Torerfolg mit einer bärenstarken Rettungstat verhinderte (90.). Das wär’s gewesen! Nach fulminanten 93 Minuten war Schluss und Condor feierte einen alles andere als unverdienten 3:2-Heimerfolg gegen einen starken Gegner.

„Der Junge kann jetzt schon kaum schlafen“

„Es freut mich ungemein, dass wir nicht mit so einem gefühlten Negativ-Erlebnis nach Hause fahren“, so Woike, der Coskun eine unruhige Nacht prophezeit: „Dass er ein bisschen kicken kann, hat man gesehen. Bei der Aktion kurz vor Schluss habe ich mich erst gefragt, warum er da nicht auf Ballbesitz spielt. Er wollte wohl den Giovane Elber machen. Das wäre natürlich ein Traumtor gewesen. Aber ich glaube, es ist ganz gut so, da er jetzt schon kaum schlafen kann. Hätte er den auch noch gemacht, wäre er wohl eine Woche lang schlaflos geblieben.“

Der LIVE-Ticker zum Spiel: