Viel (Sonnen-)Licht, aber wenige Lichtblicke: Ein Punkt hüben, einer drüben

SC Condor und FC Türkiye trennen sich mit einem 2:2 voneinander

09. April 2017, 20:42 Uhr

Sowohl Condors Carlos Flores (li.) als auch Türkiyes Bilyal Mustafov mussten sich mit einem Zähler zufriedengeben. Foto: KBS-Picture

Es war kein fußballerisches Highlight: Der SC Condor und der FC Türkiye kamen in ihrem Duell auf dem Rasenplatz am Berner Heerweg beim 2:2 nicht über eine Punkteteilung nicht hinaus. Während der Gast vor der Pause mehr vom Spiel hatte, waren es im zweiten Durchgang die „Raubvögel“, die an Oberwasser gewannen. Zum Siegtreffer reichte es für Condor nicht mehr, dennoch befand SCC-Trainer Christian Woike, dass sein Team dem Sieg näher war. Sein Gegenüber Max Weiß hingegen ärgerte sich, dass seine Elf genau in der Phase, vor der er gewarnt hatte, die beiden Gegentreffer kassierte. 

In der Halbzeit stand dem Coach des FC Türkiye das Grinsen noch ins Gesicht geschrieben. „Wir haben aus wenig viel gemacht. Läuft doch...“, sagte Weiß, als er beim Gang in die Kabine an der schreibenden Zunft vorbei marschierte. Etwas mehr als 45 Minuten danach hörte sich das Ganze dann schon anders an. „Es ist traurig, dass wir auswärts eine 2:0-Führung noch aus der Hand geben“, war Weiß mit dem Resultat bei weitem nicht mehr so einverstanden und zufrieden, wie es nach dem ersten Durchgang noch der Fall war. „Es war kein schönes Fußballspiel. Aber immerhin war das Wetter schön“, flüchtete sich der 33-Jährige in Galgenhumor.

Weiß: „Wir haben das Spiel in den ersten 20 Minuten nach der Pause aus der Hand gegeben“

Michael Löw traf zum zwischenzeitlichen 2:0 für Türkiye. Foto: KBS-Picture

Zugleich aber hatte Weiß mit diesem kurzen Zusatz den berühmten Nagel auf den Kopf getroffen: Allzu viel Herzerwärmendes gab das Spiel am Berner Heerweg nicht her. Einzig die Sonne, die über dem Rasenplatz stand, taugte für richtig gute Stimmung. Und vor allem beim SC Condor war, zumindest nach den ersten 45 Minuten, so rein gar nichts eitel Sonnenschein. Denn: Nachdem Schiedsrichter Dennis Voß (TuS Dassendorf) den Hausherren in der neunten Minute nach einem Foul von Philip Pettersson an Nico Weiser einen Elfmeter verweigerte, nahm anschließend nicht das Team von Christian Woike mehr an Fahrt auf, sondern die Gäste. Condor hatte zwar noch zwei Chancen durch Ibrahim Özalp, der nach einer Flanke von Kevin Mellmann am Fuß von FCT-Torhüter Tobias Braun scheiterte (11.), und Cassian Klammer, der es ohne Erfolg aus der zweiten Reihe probierte (25.), doch die Tore machte Türkiye.

Zunächst hatte Condor nach 36 Minuten dass Glück, dass Lars Lüdemann einen Schuss von Michael Löw vor der Linie stoppte, nachdem Keeper Sascha Kleinschmidt zuvor den Ball nicht richtig hatte klären können, doch drei Minuten später schlug es erstmals ein. In jener 39. Minute flankte Serhat Yapici von der Seitenauslinie hoch und weit vor das SCC-Gehäuse, wo am zweiten Pfosten der mit aufgerückte Bilyal Mustafov nur noch den Fuß hinhalten musste. Die „Raubvögel“ lagen mit 0:1 im Hintertreffen – und sie sollten sich noch eine zweite kalte Dusche kurz vor der Pause abholen. Treffer Nummer zwei für die Gäste aus Wilhelmsburg fiel nach einem ähnlichen Strickmuster wie schon das 1:0 für die Gäste: Wieder brachte Yapici einen Ball von rechts lang in den Strafraum – diesmal allerdings per Freistoß statt per Flanke – und wieder war der Ball lange in der Luft. Und erneut stand am zweiten Pfosten ein Gäste-Akteur. Diesmal war es Michael Löw. Und Türkiyes Nummer sieben köpfte den Ball zum 2:0 für seine Mannschaft über die Linie.

Woike: „Über die erste Halbzeit müssen wir intern noch sprechen – das war weder gut noch souverän“

Kevin Mellmann war zum 1:2 aus Condor-Sicht erfolgreich. Foto: KBS-Picture

Im zweiten Durchgang gab es dann im (Sonnen-)Licht nur noch wenige Lichtblicke. Zwei, um genau zu sein. Erst traf Ibrahim Özalp nach 50 Minuten aus gut und gerne 20 Metern nur die Latte, von wo der Ball vor die Füße von Kevin Mellmann sprang, der erfolgreich zum 1:2-Anschlusstreffer abstaubte. Dann hatte Nico Weiser bei seinem ersten Versuch in der 61. Minute noch das Pech, dass sein Schuss abgeblockt wurde, doch die Kugel kam noch einmal zu Weiser, der im zweiten Anlauf besser zielte und die Kugel rechts halbhoch zum Ausgleich in die Maschen zimmerte. Ein Beleg dafür, wie wenig beide Seiten zustande bekamen: Eine Minute vor dem Ausgleichstreffer startete Türkiyes Löw zu einem Sololauf, schlug einen Haken, sodass er eingeholt wurde und traf dann unter Druck den Ball nicht richtig, sondern trat in den Rasen. Condor klärte die Situation dankend.

„Am Ende zählt nicht, ob das Unentschieden verdient oder unverdient ist. In der ersten Halbzeit haben wir viel von dem, was wir uns vorgenommen hatten, auch umgesetzt“, analysierte Max Weiß nach dem Schlusspfiff. „Vor der zweiten Hälfte“, so der Türkiye-Trainer weiter, „habe ich den Jungs gesagt, dass wir die ersten 20 Minuten überstehen müssen, weil Condor richtig Druck machen würde. Leider haben wir genau in dieser Phase das Spiel aus der Hand gegeben.“ Für seinen Widerpart Christian Woike war der eine Punkt für seine Elf „mindestens verdient aus meiner Sicht. Wenn wir den berechtigten Elfmeter zu Beginn bekommen, geht das Spiel sowieso ganz anders aus. So liegen wir nach zwei Standards hinten und spielen dann in der zweiten Halbzeit auf ein Tor. Leider haben wir es versäumt, einen dritten Treffer zu erzielen. Ich denke schon, dass wir dem Sieg am Ende näher waren. Aber wir müssen nach einem 0:2 natürlich mit dem einen Punkt zufrieden sein“, bilanzierte der Condor-Coach und kündigte an: „Über die erste Halbzeit müssen wir intern noch sprechen. Das war weder gut noch souverän.“

Jan Knötzsch