Testspiel

Zweistellig bei Stier-Debüt: Der (neue) Meister gibt eine erste Duftmarke ab!

25. Juni 2023, 15:04 Uhr

Der amtierende Hamburger Meister vom TSV Sasel setzte im ersten Testspiel unter der Regie von Neu-Coach Marco Stier eine erste Duftmarke. Foto: Kormanjos

Er hat seine neue Mannschaft in der ersten Trainingswoche gleich mal ordentlich schwitzen und leiden lassen, aber „auch schon versucht, die Prinzipien, die wir haben, in gewisser Weise einzustudieren“, sagt Marco Stier, der am Samstagnachmittag sein Testspiel-Debüt (alle Highlights im LIVE-Ticker) als neuer Chefcoach beim TSV Sasel feierte. „Die Jungs sind lernwillig, fokussiert – und haben viele Prinzipien schon umgesetzt. Natürlich ist noch Luft nach oben. Aber jeder Einzelne hat sich gezeigt. Und das Wichtigste war, zu sehen, dass die Jungs ans Limit gehen.“

Nach einer harten und schweißtreibenden ersten Woche konnte Marco Stier mit dem Testspiel-Auftakt seines TSV Sasel sehr zufrieden sein. Foto: Kormanjos

Es war noch ein etwas ungewohntes Bild, als nicht etwa Danny Zankl, sondern Marco Stier den TSV Sasel zum Aufwärmen bat. Der Nachfolger des neun Jahre lang am Parkweg tätigen Zankl beäugte seine neuen Mannen ganz genau – und forderte von ihnen, dass „jeder Spieler bei dieser Hitze für mindestens 45 Minuten ins Offensivpressing geht“. Die Erkenntnis: „Die Jungs haben schon ganz gut aufs Tempo gedrückt.“ So gut, dass Stier nach seinem Aufgalopp als neuer Trainer des amtierenden Hamburger Meisters „sehr, sehr zufrieden“ war. „Nicht nur mit dem Ergebnis, sondern auch mit der Art und Weise“, so Stier nach dem 10:0-Kantersieg über den klassentieferen Hammonia-Landesligisten Eintracht Lokstedt.

"Ich weiß nicht, was Marco mit denen gemacht hat"

Benjamin Dreca (li.) zeigte sich als gekonnter Vollstrecker und erzielte drei der ersten vier Saseler Tore. Foto: Nina Ruck/TSV Sasel

Nicht nur an der Seitenlinie, auch auf dem Platz gab es das eine oder andere neue Gesicht zu beobachten – darunter viele Youngster. Junge Akteure, die gleich mal auf sich aufmerksam machten – und wie! In der ersten Halbzeit wirbelte Simon Siegfried (Neuzugang vom HSV III) über den linken Flügel und war kaum zu halten. Nach der Pause ließ Pedro Gomes dos Santos (SC V/W Billstedt A-Jugend) sein ungeheures Potenzial aufblitzen. Und im Sturm gab Benjamin Dreca (Eintracht Norderstedt) eine erste Kostprobe ab. Sasel imponierte im ersten Test!

So sehr, dass selbst Lokstedt-Coach Anto Josipovic, der auf etliche Leistungsträger verzichten musste, rätselte: „Ich weiß nicht, was Marco mit denen gemacht hat. Es war das erste Testspiel – und die sind rausgekommen, haben gebrannt und nonstop Power-Fußball gespielt. Die hatten Lust und haben uns überall angepresst“, zeigte sich Josipovic sehr angetan vom TSV. „Natürlich haben wir auch krasse Fehler gemacht. Aber gegen so eine Mannschaft hast du nur eine Chance, wenn du die ersten 15, 20 Minuten überstehst.“ Stattdessen stand es nach gerade einmal sieben gespielten Minuten schon 0:3 aus Gäste-Sicht!

Neuzugänge ebnen den Weg, die Meister setzen nach!

Auch Stier-Zögling Abdel Hathat deutete sein Können bereits an, muss aber noch an seiner Fitness arbeiten. Foto: Nina Ruck/TSV Sasel

Ein überragendes Siegfried-Solo ebnete Dreca den Weg zur Führung (4.). Ein kapitaler Bock von Ben Kutschke ermöglichte dem nachsetzenden Abdel Hathat das schnelle 2:0 (5.), ehe abermals Dreca eine Stafette über Niklas Sabas und Sebastian Wien veredelte (7.). Der aus Norderstedt gekommene Dreca sorgte nach abermaliger Siegfried-Vorlage auch für das 4:0 (37.). Vier Treffer, an denen ausschließlich Neuzugänge beteiligt waren! Doch kurz vor der Pause erhöhte mit Nico Zankl ein alt-eingesessener zum 5:0 (41.).

Auch nach Wiederanpfiff dauerte es keine sieben Zeigerumdrehungen, bis es dreimal im Kasten des ganz starken Jan Giesecke, der mit einigen Paraden eine noch deutlichere Niederlage verhinderte, einschlug. Bezeichnend für die Spielfreude der „Parkwegler“: Fin Hansow leitete mit einem präzisen Ball aus der Kette ein, Jean-Lucas Gerken und Tim Jeske spielten einen perfekten Doppelpass. Ersterer machte per Chip das halbe Dutzend voll (47.)! Jeske, nach Hathat-Vorarbeit (49.), und der nun über die linke Seite kommende Gomes dos Santos mit einem unnachahmlichen Solo und einem satten 18-Meter-Schuss ins kurze Eck (52.) erhöhten auf 8:0!

"Es hat wirklich Spaß gemacht, den Jungs zuzugucken"

Der pfeilschnelle Pedro Gomes dos Santos (li.) war in der zweiten Halbzeit kaum zu stoppen und erzielte zwei Tore. Foto: Nina Ruck/TSV Sasel

Nachdem Jassin Zabihi das Auge für Gerken bewies (60.), sorgte Gomes dos Santos nach feinem Steckpass von Jeske für das zweistellige Resultat (76.)! „Ich weiß um die Qualität und den Speed, den wir auf den Außenpositionen haben“, hat sich Stier die passenden Leute für sein System ins Boot geholt. „Man hat schon sehr gute Ansätze gesehen, die mich positiv gestimmt in die Zukunft blicken lassen. Heute hat es wirklich Spaß gemacht, den Jungs zuzugucken!“

Letzteres tat auch Stier weitestgehend – und überließ während der Trinkpausen „Co“ Lenny Kratzmann das In-Game-Coaching. Schon jetzt gab man ein eingespieltes Duo ab – während Marcel Meyer noch im Urlaub weilte. „Ich weiß jetzt schon, dass ich den einen oder anderen Spieler, der bei nahezu jedem anderen Oberligisten absoluter Stammspieler wäre, im ersten Spiel enttäuschen muss. Aber das macht es ja auch aus. Wir sind Hamburger Meister. Alle gucken jetzt auf uns. Und jeder Gegner will uns schlagen. Da brauchst du dann einfach diese Breite im Kader und diesen großen Konkurrenzkampf. Keiner schont sich, so dass die eine oder andere Entscheidung bei mir auf jeden Fall für Bauchschmerzen sorgen wird“, weiß der Ex-Profi schon jetzt, was auf ihn zukommen wird.

Ellerbrock-Schock sorgt für personellen Engpass

Nico Zankl (li.) im Duell mit Tom Münster, der aufgrund der dünnen Personaldecke bei den Gästen auf der "Sechs" aushelfen musste. Foto: Nina Ruck/TSV Sasel

Verschmerzen musste er allerdings eine (weitere) echte Hiobsbotschaft: Denn nach dem plötzlichen Abgang von Benjamin Lucht (ETV) verletzte sich Kjell Ellerbrock gleich im ersten Training ohne Fremdeinwirkung und zog sich mindestens einen doppelten Bänderriss zu. „Für Kjell tut mir das natürlich unwahrscheinlich leid. Das bedeutet, dass er uns einige Wochen, vielleicht sogar mehrere Monate, fehlen wird. Das ist natürlich nach Benny Lucht ein totaler Nackenschlag“, so Stier, der mit Caleb Gyma und Benedict Hwidie zwei Spieler aus der A-Regionalliga-Mannschaft des ETV testete. „Die Jungs haben zwar nicht die Erfahrung, aber einen positiven Eindruck hinterlassen. Wir müssen das jetzt so annehmen und werden da definitiv noch tätig werden“, kündigt der 39-Jährige noch mindestens einen Neuzugang auf der Position an.

Unterdessen machte sein Gegenüber gar keinen Hehl daraus, dass „das Ergebnis natürlich extrem wehtut“, so Josipovic, der schon nach zehn Minuten laut wurde – und von draußen reinschrie: „Ey, die schieben euch weg wie kleine Kinder!“ Obwohl er auf etliche Stammkräfte verzichten musste, meinte der Eintracht-Übungsleiter: „Ich glaube auch, wenn wir mit der ersten Elf dagewesen wären, wäre es für uns schwierig geworden. Die haben einfach ein enormes Tempo vorgelegt. Dann gehen bei diesem frühen Rückstand die Köpfe schnell runter – und die spielen ihre Klasse aus.“

"Die brutale Qualität von Sasel hat für einen Drei-Klassen-Unterschied gesorgt"

Kapitän Samuel Hosseini (li.) zog bei den "Parkweglern" gekonnt die Fäden im Zentrum. Foto: Nina Ruck/TSV Sasel

Nach dem schnellen 0:3 habe man „ein bisschen was umgestellt, dann wurde es auch etwas besser – aber dann machen wir den nächsten individuellen Fehler und alles verpufft wieder. Man merkt einfach, wenn man viele junge Spieler auf dem Platz hat, die keine NLZ-Ausbildung haben, die fehlende Cleverness in einigen Situationen“, sprach er darauf an, dass man auch bei 0:6 und 0:7 weiter ins offene Messer lief. „Aber dafür braucht man eben auch gewisse Ankerpunkte, die das weitergeben. Die hatten wir heute nicht dabei – und so kam einfach alles zusammen. Die brutale Qualität von Sasel hat dafür gesorgt, dass das heute kein Ein-, sondern eher ein Drei-Klassen-Unterschied war“, gab er unumwunden zu.

Autor: Dennis Kormanjos